Digitaler Bauerntag Rosenheim
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Kreisbauerntag 2021 aus der Sicht eines Studierenden

Bericht von Adrian Hager, Studierender im 3. Semester der Landwirtschaftsschule Rosenheim

08.02.2021 | Adrian Hager, Studierender an der Landwirtschaftsschule in Rosenheim, hat aus seiner Sicht die Inhalte zusammengefasst. Es gibt pro Semester das Lehrfach „Rhetorik, Gesprächsführung und Beratung“ , welches Monika Schaecke als Lehrkraft unterrichtet. Hier sein Bericht.

Veröffentlichung im Einverständnis mit Frau Monika Schaecke

"Zu einem Kreisbauerntag der besonderen Art lud BBV-Kreisobmann Josef Bodmaier ein. Die Veranstaltung für den Kreis Rosenheim wurde für online durchgeführt, über 120 Teilnehmer fanden sich dazu am Lichtmess- Tag vor den Bildschirmen ein. Als besonderen Gast begrüßte Bodmaier Dr. Willi Kremer-Schilling, bekannt als „Bauer Willi“.

Kreisobmann Bodmaier sprach zunächst kurz die Themen an, welche die Bauern im Landkreis Rosenheim bewegen. So meinte er zum Thema Anbindehaltung, diese seien ja nicht Milcherzeuger zweiter Klasse. Diese Betriebe im Hau-Ruck-Verfahren auszuschalten, sei der falsche Weg.

Für Diskussionen sorgt auch die Rückkehr des Wolfes, der laut Bodmaier nicht in unsere dicht besiedelte Landschaft passe. Die Weidetiere auf den Almen nur als Futter für Wölfe zu sehen, sei sehr einseitig gedacht. Tierschutz müsse nicht nur für Wildtiere, sondern auch für Nutztiere gelten. Und ganze Berge einzuzäunen, funktioniere auch nicht.

Die alleinige Verwendung von Güllefässern mit Schleppschuhverteilern, gefordert in der Dünge-verordnung, sieht Bodmaier kritisch, und das bereite ihm Bauchschmerzen. Eine starke Bodenverdichtung wäre vorprogrammiert, sobald man die Gülle mit großen Maschinen ausbrächte.

Ebenfalls liege vielen das Thema Brennerbasistunnel im Magen, wegen des riesigen Flächenverbrauches, da zusätzlich zur Bahnstrecke noch zweimal so viel Grund und Boden als Ausgleichsfläche benötigt werde.

Nach dieser Einführung hatte „Bauer Willi“, der in der Nähe von Köln zu Hause ist, die Gelegenheit, seine Vorschläge zu einer mutigen und kreativen Kommunikation an die Teilnehmer weiterzugeben.

Seine „Karriere“ als aktiver Nutzer sozialer Medien begann mit einem Brief an „den lieben Nachbarn“ der in kurzer Zeit 60.000mal gelesen wurde. Seitdem nutzt er soziale Medien, um anderen Menschen Landwirtschaft „wie sie ist“ zu erklären und nahe zu bringen. Kommunikation sei für „Bauer Willi“ das A und O. Nur dadurch könnten Vorurteile ausgeräumt und Halbwahrheiten in Fakten verwandelt werden. Wer im Dunkeln tappt, bekäme Angst, dagegen helfe, das Licht anzumachen. Wir Bauern, meinte Kremer-Schilling, müssten den Verbrauchern „das Licht anmachen“. Der Bauer an sich sei beliebt im Dorf, wenn jemand Hilfe brauche, z.B. zum Humus umsetzen. Am Stammtisch würde dann aber doch auf die Landwirtschaft geschimpft. Die Landwirte müssten sich aktiv um Gespräche mit den Zugezogenen bemühen, gelassen auf ihrige Ansichten reagieren. Sie sollten auch nachfragen, wie viel Hintergrundwissen beim Gesprächspartner vorhanden ist. Oft sei es erschreckend wenig, was die Menschen über die Zusammenhänge von Ackerbau und Tierhaltung wüssten. Als Beispiele nannte er die Dame, die Kartoffelsamen kaufen wollte und nicht wusste, dass zum Kartoffelanbau Saatkartoffeln in die Erde gelegt werden. Oder das junge Mädchen, das sich vegan ernähren will, und deshalb Heumilch trinkt. Nach seiner Erfahrung fehle vielen Verbrauchern schon das Grundwissen über Lebensmittel und deren Produktion. Landwirte, die sich als Unternehmer verstünden, müssten aufhören zu Jammern und selbst anpacken, sonst ändere sich nichts. „Bauer Willi“ selbst habe seine bis dahin unbekannten Nachbarn aus dem Neubaugebiet zur Hofbesichtigung eingeladen. Es sei ein voller Erfolg gewesen. Sie würden ihn nun kennen und hätten mehr Verständnis für seine Arbeit. Ebenso könne man auf Kindergärten und Schulen zugehen, um den Kindern und den Erwachsenen aktive Landwirtschaft zu erklären. Über soziale Medien könne man z.B. die Nachbarn über das anstehende Güllefahren im Voraus Informieren. Wer bei anderen eine Verhaltensänderung erreichen wolle, müsse bei sich selbst anfangen.

In der abschließenden Fragerunde wies er noch ausdrücklich auf das Prinzip der Marktwirtschaft hin: „Alles, was im Überfluss vorhanden ist, ist nichts mehr wert“. Jeder Bauer könne seine Marktnische finden, mit der sich der Erlös für seine Arbeit erhöhen ließe. Oft liege es auch nur an der richtigen Vermarktungs- oder Verhandlungsstrategie.

Anschließend bedankte sich Kreisobmann Bodmaier für den interessanten Vortrag, der den Teilnehmern verdeutlichte, wie wichtig es ist, miteinander im Gespräch zu bleiben."

Wir bedanken uns bei Frau Schaecke und Herrn Hager für die Zusendung der Zusammenfassung und ihr Einverständnis mit der Veröffentlichung. Bei alles Studierenden des dritten Semesters bedanken wir uns für das Interesse.

Weitere Informationen über den Kreisbauerntag 2021 erhalten Sie hier und hier.