Kreisbauerntag Rosenheim 2024
Volles Haus in der AuerBräu Festhalle
Der Bayerische Bauernverband lud zu dieser traditionellen Veranstaltung an Mariä Lichtmess in Rosenheim, die vor allem vor dem Hintergrund zunehmender Auflagen, Bürokratismus und wirtschaftlicher Herausforderungen eine besondere Brisanz erlangte.
Die Festhalle war fast bis auf den letzten Platz gefüllt, als Kreisobmann Sepp Andres die Versammlung mit einem Video der vergangenen Protestaktionen eröffnete. Die Einigkeit und Stärke der Bauern sowie die friedliche Art ihren Unmut zu zeigen wurde dabei besonders deutlich und auch die Sympathie der Bevölkerung, die deutlich zu erkennen war. Dabei betonte Andres die zunehmende Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Bauern und verwies auf die Kürzung der Agrardieselbeihilfe als Auslöser für den Protest. Andres machte deutlich, dass die Landwirte keine Subventionen erhalten, sondern vielmehr in Vorleistung treten und dann um eine Rückvergütung ansuchen.
In seiner eindringlichen Ansprache verglich Andres die Situation der Bauern mit dem Kinderspiel "Reise nach Jerusalem", in dem die Politik den Bauern immer wieder einen Stuhl wegziehe. Er appellierte an die Politik, sachliche Diskussionen über die aktuellen Probleme zu führen und betonte, dass die Proteste längst nicht mehr nur die Bauern beträfen, sondern den gesamten Mittelstand.
Kreisbäuerin Katharina Kern hob in ihrer Rede hervor, dass Bauernfamilien schon immer nachhaltig gelebt hätten. Sie betonte die Sparsamkeit als einen Grundpfeiler der Nachhaltigkeit und erklärte, dass die Landwirte nicht nur über Klimaschutz reden, sondern ihn aktiv leben. Gleichzeitig machte sie auf die steigende Bedeutung des Themas "Gesundheit" innerhalb der Bauernschaft aufmerksam und warnte vor zunehmenden Depressionen und Suizidraten.
Landrat Otto Lederer und Oberbürgermeister Andreas März schlossen sich den Forderungen der Bauern an und betonten die Überhandnahme von Vorschriften und Pflichten sowie die reduzierten Fördermittel. Sie erklärten, dass der Protest der Bauern verständlich sei und forderten mehr Berücksichtigung für die Fleißigen, die zur Wertschöpfung beitragen, in der Politik.
Den Höhepunkt bildete der Vortrag von Professor Dr. Peer Ederer zum Thema "Milch und Klima". Der Wissenschaftler betonte, dass Kühe nicht an der Klimaerwärmung schuld seien, und verwies auf wissenschaftliche Studien über die Wirkung von Methan. Ederer stellte in seinem Vortrag die Rolle von Tieren in der Gesellschaft in Richtung Ernährung, Ökologie, Ethik und Ökonomie vor. Dabei erläuterte er detaillierter, warum Methan ein kurzlebiges Gas ist, warum Grasflächen ein essentieller Bestandteil unserer Biosphäre sind und daher zwingend von Weidetieren bearbeitet werden müssen, warum andere Alternativen zur Milch (und andere tierische Produkte) einen spürbar höheren Co2-Ausstoß pro Nährstoff haben und dass sich biogenes Methan vermutlich nicht in der Atmosphäre anreichert. Eine kleine Gruppe Klimaaktivisten bezog vor der Festhalle Stellung, um gegen Ederers Standpunkt zu protestieren, doch der Wissenschaftler betonte die Notwendigkeit von Streitgesprächen in der Forschung.
Den Standpunkt des Referenten können Sie auf diesem Video nachvollziehen: https://www.milchundklima.de/. Einen Überblick über die Inhalte des Vortrags sehen Sie hier.
Insgesamt verdeutlichte der Kreisbauerntag in Rosenheim die Einigkeit der Bauern und des Mittelstands im Protest gegen zunehmende Herausforderungen und Einschränkungen. Die Forderung nach sachlichen Diskussionen und mehr Vertrauen zwischen Politik und Gesellschaft bleibt dabei im Fokus.
Im Rahmen des Kreisbauerntages wurden auch die jungen Landwirtschaftsmeister und Agrarbetriebswirte geehrt. Den Bericht finden Sie hier.