Erntebilanz Gespräch Bräuersdorf 2024
© BBV Mittelfranken

Ernte 2024 in Mittelfranken: Wetterextreme und Klimawandel

Bauernverbandspräsident Köninger präsentiert Erntebilanz für die Region - große Unterschiede bei Erträgen und Qualitäten

12.09.2024 | „Die diesjährige Ernte im Bezirk Mittelfranken zeichnet witterungsbedingt ein gemischtes Bild, ist bisher jedoch höchstens durchschnittlich“, stellte Peter Köninger, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in Mittelfranken, als Fazit fest.

„Die Erntemengen sind teilweise nur zufriedenstellend, gleichzeitig sorgen sich viele Landwirte um die Qualität und die zu niedrigen Preise“, so der Bauern-Präsident beim Erntebilanzgespräch in Bräuersdorf, Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim (NEA).

So waren die Erträge bei Winterweizen und Wintergerste mit ca. 70 dt/ha (Weizen) und ca. 63 dt/ha (Gerste) durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich. Allerdings schwankten die Erntemengen örtlich sehr stark. Gleichzeitig enttäuschten die Qualitäten, wie z.B. der Eiweißgehalt beim Weizen. Ein anderes Bild zeigte sich beim Winterraps, wo eine durchschnittliche bis gute Ernte eingefahren werden konnte. Der Durchschnittsertrag lag in Mittelfranken bei ca. 38,6 dt/ha. In besseren Lagen konnten bis zu 50 dt/ha erzielt werden. Allerdings gab es auch hier regional große Unterschiede. Im Grünland ist dieses Jahr durch die Niederschläge überdurchschnittlich viel Gras vorhanden. Das sorgt gegenwärtig für eine entspannte Futtersituation. Allerdings gestaltete sich die Heuwerbung in diesem Sommer schwieriger, da der Regen das Finden geeigneter Erntefenster erschwerte. Die Zuckerrübenbestände sahen anfangs gut aus. Der Flug der Zikaden, welche eine der Hauptquellen der sogenannten Gummirüben sind, erschien dieses Jahr zunächst geringer auszufallen. Inzwischen zeigt sich, dass die Schäden verbreiteter sind, als gedacht. Auch der Mais steht bisher relativ gut da. Das ist insbesondere auf den leichteren Standorten der Fall, wo die Regenmengen schnell versickern konnten.

Schwächelnde Erträge und niedrige Preise sind allerdings nicht die einzigen Punkte, die den Landwirtinnen und Landwirten zusetzen: „Erschwerend kommen bürokratische und rechtliche Hürden hinzu. So sind derzeit etwa 30% der Fläche des Landkreises Neustadt / Aisch – Bad Windsheim als rote Gebiete ausgewiesen. Die vorgeschriebene pauschale Verringerung der Stickstoffdüngung in diesen Gebieten sorgt zusätzlich für geringere Proteingehalte“, so Jürgen Dierauff, Kreisobmann des BBV im Landkreis NEA.

Neben bürokratischen Hürden, trug auch die Witterung ihren Teil zum Ernteergebnis bei. Die Bestände sind aufgrund der milden Temperaturen gut durch den Winter gekommen und die Kulturpflanzen sahen zu Erntebeginn vielversprechend aus. Das ist unter anderem auf die zahlreichen Niederschläge zurückzuführen. So fiel in Mittelfranken die Niederschlagsmenge mit 728 mm in den letzten 12 Monaten gut 50 mm höher aus, als im langjährigen Mittel. Deutschlandweit war dieser Zeitraum der Niederschlagsreichste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Diese große Menge an Niederschlag sorgte stellenweise aber auch für Probleme. So führten Starkregenereignisse einerseits zu direkten Schäden, z.B. über Erosion. Andererseits bereiteten die feuchten Bedingungen einen idealen Nährboden für Pilzerkrankungen. Zudem wirkten sich andere Wetterlagen, wie ein Kälteeinbruch im April, Hagelereignisse und Hitzephasen negativ auf das Wachstum der Pflanzen aus.

„Diese wiederkehrenden Wetterextreme, Kälteeinbrüche und dann wieder Starkregen gemischt mit Hitze- und Trockenperioden hinterließen deutliche Spuren in den Kulturen“, betonte Siegfried Meyer, Landwirt aus Bräuersdorf, beim Pressegespräch. „In Zukunft werden uns Landwirte solche Wetterkapriolen aufgrund des Klimawandels vor sehr große Herausforderungen stellen, auf die wir uns stärker einstellen und Antworten finden müssen“, so der Ackerbauer und Milchviehhalter.

Erste erfolgreiche Anstrengungen unternimmt der Landwirt bereits durch einen Versuchsanbau mit Hirse. Auch wenn sie weniger Ertrag als Mais bringt, sorgt diese alte Kulturpflanze durch ihre Trockenheitsverträglichkeit für zusätzliche Sicherheit angesichts zunehmender Dürren im Rahmen des Klimawandels. Außerdem will Siegfried Meyer wieder teilweise mehr Winterkulturen anbauen, die mit der zunehmenden Frühjahrs- und Sommertrockenheit besser zurechtkommen. Neben diesen Maßnahmen trifft Siegfried Meyer auch Vorbereitungen für zunehmende Starkregenereignisse. So hat er auf seinen Äckern Erosionsstreifen angelegt. Hierbei handelt es sich um Grünstreifen, welche entlang der Höhenkonturlinien angelegt werden und somit abfließendes Wasser immer wieder ausbremsen. Dadurch wird weniger Material vom Acker gespült.

Ein weiteres Thema dieses Jahr, welches im Zusammenhang mit der Witterung steht, ist der hohe Krankheitsdruck. Durch die hohen Niederschlagsmengen waren insbesondere Pilzerkrankungen weit verbreitet. Außerdem gestaltete sich durch den Regen die Bewirtschaftung schwierig, da entsprechende Zeitfenster schwer zu finden waren. Zusätzlich blieben die Qualitäten teilweise weit hinter den Erwartungen zurück, wodurch sinkende Erlöse zu befürchten sind. Außerdem sehen sich die Betriebe mit sinkenden Marktpreisen und steigenden Kosten konfrontiert. Das setzt die Betriebe gegenwärtig unter Druck.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die bisherige Ernte im Bezirk Mittelfranken anfangs besser aussah, als sich nun in den Ergebnissen zeigt. Die Erträge lagen teilweise im Durchschnitt, die Qualitäten blieben aber hinter den Erwartungen zurück. Dabei gab es eine starke Streuung der Ernteergebnisse. Die Kulturen, deren Ernte noch aussteht, sehen bisher ebenfalls gut aus, aber die Ergebnisse stehen noch aus und der hohe Krankheitsdruck bleibt nach wie vor vorhanden. Schwer vermarktbare Qualitäten, bürokratische Hürden, fallende Preise und steigende Kosten belasten die Betriebe, berichtet der BBV. 
 

© BBV Mittelfranken Erntebilanzgespräch Bräuersdorf 2024