2020-11-05-Pressegespräch Schwandorf
© BBV
von links nach rechts: Kreishandwerksmeister und Innungsobermeister Ernst Maler; BBV-GF Josef Wittmann; BBV-Vorstandsmitglied Florian Kleierl; GF Claudi Mendel, Kreishandwerkerschaft Schwandorf; Werner Gollwitzer, Fachzentrum Schweinezucht- und -haltung am AELF Schwandorf;

Schweinebraten aus der Heimat

Bauern und Metzger halten zusammen: Gemeinsam regionale Strukturen erhalten

05.11.2020 | Corona und der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg schweißen Metzger und Landwirte zusammen.

Ernst Maler, Innungsobermeister der Metzger sowie Kreishandwerksmeister und Josef Irlbacher, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes Schwandorf, rufen die Verbraucher auf, weiter Schweinefleisch aus der Region zu genießen, um somit die Landwirtschaft und das Verarbeitungshandwerk vor Ort zu unterstützen.

Schweinebraten und Schnitzel sind Klassiker – diese Schmankerl sind beliebt bei Jung und Alt, egal ob sie zu Hause oder im Wirtshaus zubereitet werden. Daran ändert auch die Afrikanische Schweinepest nichts, da diese für den Menschen ungefährlich ist. Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg wirkt sich allerdings massiv auf den Schweinemarkt in ganz Deutschland aus. Der Schweinepreis ist von 1,47 €/kg Schlachtgewicht um 20 Cent auf 1,27 €/kg abgesenkt worden. Damit fahren Schweinemäster und Ferkelerzeuger deutliche Verluste ein. In Verbindung mit Corona und dem Einbruch in der der Gastronomie steht die Existenz vieler Betriebe in der Region auf dem Spiel. Die Schweinehalter stellen sich die Frage, wie sie die vor kurzen beschlossenen Auflagen für mehr Tierwohl angesichts des Preisverfalls überhaupt noch schultern können. So gut wie alle Betriebe müssen aufgrund der aktuellen gesetzlichen Vorgaben hohe Investitionen in den Um- bzw. Neubau tätigen. „Diese Gemengelage von Auflagen und Vorschriften zusammen mit der Corona-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest bringen unsere Schweinehalter zur Verzweiflung und in Existenznöte“ beschreibt Josef Irlbacher die aktuelle Situation.   

Vor allem die Ferkelerzeuger, als letzte im Glied der ganzen Erzeugungskette, bleiben auf einen Teil der Ferkel sitzen und wissen nicht mehr wohin mit den überschweren Partien. Die Ferkelpreise sind drastisch eingebrochen. Zudem verursacht der Rückstau zusätzliche Futterkosten, die am Markt nicht bezahlt werden. „Die Zuchtsauenhalter und Schweinemäster  können nicht einfach wie in einer Fabrik den Schalter umlegen und die Produktion von heute auf morgen herunterfahren“, schildert Kreisobmann Josef Irlbacher. Es gebe eine lange Vorlaufzeit. Von der Besamung bis hin zum fertigen Mastschwein vergehen bis zu zehn Monate.

„Der Selbstversorgungsgrad an Schweinefleisch in Bayern liegt bei 97 Prozent“, so Irlbacher. Die Ferkelerzeugung in Bayern decke nur 70 % des Bedarfs. Trotzdem sei der Schweinepreis auch in Bayern eingebrochen. Das liege daran, dass die Hauptveredelungsregion in Norddeutschland liegt und tonangebend sei. Es sei deshalb ein starkes Signal, wenn vor allem Metzger und kleinere Schlachtbetriebe einen fairen und auskömmlichen Preis bezahlen. Das ermögliche den Schweinehalter in Region, von denen es immer weniger gebe, das Überleben.  

Die handwerklichen Metzgereien wurden vom Fleischereiverband Bayern zu einem fairen Umgang mit ihren Landwirten aufgefordert. „Der Erhalt von regionalen Strukturen und unserer Metzgereibetriebe geht mit dem Erhalt der heimischen Schweinehalter einher“, betont Innungsobermeister Maler. „Handwerk und Landwirte wurden angesichts von Corona als systemrelevant bezeichnet“, so Maler. “Die letzten Monate haben deutlich gezeigt, wie wichtig eine regionale Verarbeitung und Nahversorgung mit Lebensmitteln ist.“

Josef Irlbacher wies auf die Bedeutung der Tierhaltung in Bayern, insbesondere der Oberpfalz hin. Über die Hälfte der Bauernfamilien im Landkreis halten Rinder und Schweine. Er zeigte sich erfreut über den partnerschaftlichen Umgang und appellierte nochmals, die aktuelle Ausnahmesituation nicht auszunutzen, sondern die Stabilisierung des Marktes in den Vordergrund zu stellen.

An die VerbraucherInnen appellierte Irlbacher: „Jeder kann jetzt einen Beitrag leisten, dass die Afrikanische Schweinepest und Corona nicht die Zukunft unserer heimischen Schweinehaltung und damit die Verfügbarkeit von Schweinefleisch aus der Region gefährdet. Essen Sie weiter Schweinefleisch und achten Sie auf die Herkunft! Nutzen Sie das Angebot der Gastronomie vor Ort und holen sie ihren Braten mit Beilagen bei den Wirtshäusern, Kantinen und warmen Theken ab!

Sehen Sie hierzu auch den Beitrag im Neuen Tag:

https://www.onetz.de/oberpfalz/schwandorf/bauernverband-schlaegt-alarm-schweinezuechter-krise-id3127019.html