Neue Rote Gebiete fragwürdig
BBV Schweinfurt: Wasserschutz geht nur mit der Landwirtschaft
„Wir Landwirte gehen mit beim Wasserschutz, wenn auf Augenhöhe kooperativ gearbeitet wird. Die neuen Roten Gebiete stellen für uns aber keine fachlich fundierte Grundlage dar, sondern beeinträchtigen viele ordnungsgemäß wirtschaftende Betriebe mit unnötigen zusätzlichen Auflagen,“ kritisiert Kreisobmann Michael Reck. „Wollen wir bürokratische Landwirtschaft nach Rezeptbuch oder vernünftige auf sachlicher Beratung bauende Lebensmittelerzeugung,“ fragt der Kreisobmann weiter. Pauschale Düngereduktion auf Basis fragwürdiger Nitratmessstellen und Abgrenzungsmethoden sind reine Bevormundung und so jedenfalls ungeeignet Wasserschutz und Landwirtschaft zusammen zu bringen.
Der Bauernverband kritisiert die Ausweisung der neuen Roten Gebiete im Dezember 2022 auf alleiniger Grundlage von Nitratmessstellen und größtenteils rein mathematischer Modelle ohne hydrogeologischen Hintergrund. Im Landkreis Schweinfurt kommt noch hinzu, dass die von Staatsminister Glauber öffentlich gebohrte Messstelle bei Geldersheim wegen technisch falscher Vorgaben nicht ins Messnetz übernommen wurde. Dafür sind mehrere Quellen einbezogen worden, obwohl oberflächennahe Quellen in Unterfranken und noch kritischer im Keuper massiv in der Schüttung und dem Nitratgehalt schwanken. Kritisch ist dabei zudem zu betrachten, dass nur der höchste Messwert des Jahres herangezogen wird. Dabei ist bei nur zwei Proben im Jahr bereits der Durchschnitt wissenschaftlich höchst fragwürdig. Andererseits werden sehr gute Nitratwerte von Wasserversorgern wie z.B. der Rhön-Maintal bei Poppenhausen nicht herangezogen und das Gebiet trotz sehr guter Werte für Rot, also mit Nitrat belastet, erklärt.
Wenn sich in knapp fünf Jahren die Rote Gebietskulisse dreimal grundlegend ändert, was hat das noch mit fachlicher Grundlage zu tun? „Es drängt sich der Eindruck auf, dass Bayern wieder deutlich mehr Rote Gebiete nach Berlin und Brüssel melden musste, um Strafzahlungen nach Brüssel zu entgehen,“ mutmaßt Kreisobmann Reck.
Wir brauchen dringend wieder die Einbeziehung der aktuellen Düngedaten der Landwirte, die bei der Neuausweisung gegenüber 2021 einfach nicht mehr berücksichtigt wurden. Der Landkreis Schweinfurt war 2021 aufgrund ordnungsgemäßer Düngung, nachgewiesen über gute Stickstoffsalden, überwiegend grün. Es ist ein Unding, wenn Bundesminister Cem Özdemir sich um die Legalisierung von Cannabis kümmert, aber seine Hausaufgaben nicht macht, ordnungsgemäß wirtschaftende Betriebe von den unnötigen Auflagen zu befreien.
Eine Weiterentwicklung und ständige Verbesserung der Bewirtschaftung kann es nicht über pauschale Auflagen von Flensburg bis Garmisch geben. Unterfranken ist Wassermangelgebiet. Die Landwirte haben in Unterfranken schon gute Stickstoffsalden. Dennoch sind die Landwirte immer gierig und bereit neue Erkenntnisse für besseren Ertrag bei weniger Kosten durch Düngung, Pflanzenschutz und Pflegemaßnahmen der Kulturen zu übernehmen. „Hilfe zur Selbsthilfe - das verstehen wir unter kooperativen Wasserschutz statt Bürokratie und Bevormundung“, beschreibt der Kreisobmann den richtigen Weg. Für regionale pflanzenbauliche Empfehlungen braucht es auch wieder mehr staatliche Versuchsflächen in den Regionen um in umfassende pflanzenbauliche Beratung der Landwirte einzufließen.