Landwirte protestieren in Gilching gegen neues Tierschutzgesetz
Das Verbot der Anbindehaltung bedroht vor allem kleine Höfe in ihrer Existenz
Rettet Berta vor dem Schlachthof und Kleinbauern vor dem Aus.“ Mit diesem Slogan macht der Bayerische Bauernverband (BBV) gegen die Pläne von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir mobil, zum Jahresende 2028 die Anbindehaltung von Rindern zu verbieten und die Kombihaltung an höhere Auflagen zu knüpfen.
Im Landkreis Starnberg würde das auch zahlreiche Bauernhöfe treffen, sagte BBV-Kreisobmann Georg Holzer am Samstagmittag bei einem Pressetermin in Gilching. Für die nötigen Umbauten der vorhandenen Ställe fehlt vielen Betrieben schlichtweg oft der Platz und meist auch das nötige Geld. In den allermeisten Fällen bliebe im Fall eines Verbots nur die Aufgabe der Milchviehhaltung. Die Kühe müssten verkauft oder geschlachtet werden.
Kreisobmann Georg Holzer selbst ist mit mehr als 500 Rindern der größte Milchviehhalter im Landkreis. Der Hof in Diemendorf verfügt seit 1996 über einen Laufstall, den Sommer verbringen mehr als 150 Jungtiere auf einer Alm im Karwendel. Holzer wäre von der Gesetzesänderung nicht betroffen – anders die stellvertretende Kreisbäuerin Annette Drexl. Auf dem Nebenerwerbshof in Schlagenhofen leben aktuell sieben Kühe und fünf Jungtiere. „Sobald es geht, dürfen sie raus. Und wenn nicht, dann bleiben sie angebunden im Stall“, erklärte sie die klassische Kombihaltung. Der Stall der Drexls wurde 1929 gebaut. Daraus einen Laufstall zu machen, geht schlichtweg nicht, da er mitten im Dorf liegt. Abgesehen davon würden sich oftmals Nachbarn über Geruch und Lärm beschweren.
Auch vielen anderen Landwirten im Fünfseenland sei es unmöglich, die Forderungen umzusetzen. Sollten vor allem Kleinbauern aufgrund des Anbindeverbots ihre Viehhaltung aufgeben, befürchten Drexl und ihre Kollegen weitreichende Folgen. „Da viele Wiesen nicht mehr genutzt und erhalten werden könnten, würde gemeinsam mit den Bauernhöfen und Kühen auch Artenvielfalt und Kulturlandschaft verschwinden“, erklärte Drexl.
Thomas Müller, Geschäftsführer der BBV-Geschäftsstelle in Weilheim, fasste die Forderungen so zusammen: „Die geplanten fünf Jahre, bis das Gesetz gelten soll, seien viel zu kurz. Für das ganzjährige Anbindeverbot braucht es auf jeden Fall längere Übergangsfristen. Und die Kombihaltung mit 120 Tagen Bewegung im Jahr muss dauerhaft gesichert werden.“ Den Betrieben muss die Zeit gegeben werden, eine gezielte Beratung zu erhalten, eine Übergabe zu regeln oder einen Weiterentwicklungsschritt wie Umbau, Neubau oder Umnutzung zu beantragen und durchzuführen.“
Neben den mit einem QR-Code für weitere Informationen versehenen Plakaten will der BBV auch mit Unterschriftenlisten auf seinen Protest aufmerksam machen.