Landfrauenfrühstück
© Axel Effner
Auf dem Wallnerhof der Familie Kamml in Inzell diskutierten die sechs Landtagskandidaten (vorne von links) Klaus Steiner (CSU), Sepp Parzinger (SPD), Gisela Sengl (Grüne), Dr. Walter Buggisch (FDP, rechts) und Dr. Lothar Seissiger (FW, 4. von rechts) mit Landfrauen und Agrarexperten, wo die Landwirte der Schuh drückt. Nicht auf dem Bild ist MdL Markus Fröschl (CSU).

Bäuerinnen wollen Werte und Wissen stärken

Landfrauen des BBV diskutieren mit Kandidaten für die Landtagswahl

17.09.2018 | Von den Sorgen der Ferkelzüchter über die fehlende Praxisnähe der neuen Düngeverordnung bis hin zum Fach Lebensökonomie an den Schulen: Mit einem ganzen Paket an Fragen konfrontierten die Landfrauen die Landtagskandidaten im Rahmen eines Weißwurstfrühstücks zum Thema Landwirtschaft.

Mit dabei waren Experten aus dem Agrarsektor. Für den gastlichen Rahmen sorgten Helga und Georg Kamml aus Inzell. Ihre Familie bewirtschaftet seit 110 Jahren den 1308 erstmals erwähnten Wallnerhof und kann damit auf eine lange Tradition in der Landwirtschaft zurückblicken.

Kreisbäuerin Irina Esterbauer sprach sich dafür aus, das Fach „Alltagskompetenz und Lebensökonomie“ verpflichtend an Schulen einzuführen. Bei Themen wie wirtschaftliche Haushaltsführung, Erziehung, Kochen und Ernährung, Waschen bis hin zur Persönlichkeitsbildung droht viel Wissen verloren zu gehen. Ortsbäuerin Maria Friedrich aus Heiligkreuz setzte sich dafür ein, die Schulbesuche auf Erlebnisbauernhöfen durch Zuschüsse für die Busfahrten attraktiver zu machen. Die Erfahrungen über die regionale Lebensmittelproduktion mache den Kindern erfahrungsgemäß viel Spaß, Lehrer seien aber zu wenig darüber informiert, wie sich gezeigt habe.

Kreisbauernobmann Sebastian Siglreithmayer schlug vor, die Bauernhofbesuche verpflichtend zu machen und auch Realschulen und die Gymnasien einzubinden. Der Stimmkreisabgeordnete Klaus Steiner fügte hinzu, dass im neuen „Lehrplan plus“ das fächerübergreifende Thema Ernährung für alle Schulen verbindlich geregelt sei. Dr. Walter Buggisch, Kreisvorsitzender und Landtagskandidat der FDP, wünschte sich mehr Unterstützung aus der Politik für die Einbindung regionaler Produkte bei der Mittagsverpflegung an Schulen statt rigoroser Preisdeckelung.

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Sengl erinnerte an die lebenspraktische Ausrichtung früherer Lehrpläne und machte sich für eine bessere Lehrerfortbildung in Sachen Landwirtschaft und Ernährung stark. „Auch die Eltern gehören auf den Bauernhof“, ergänzte Inzells Bürgermeister Hans Egger. Für die „Vermittlung zentraler Wertvorstellungen an den Schulen“ setzte sich Dr. Lothar Seissiger, Landtagskandidat der Freien Wähler ein.

„Diese Regelung bedeutet das Aus für viele von uns Ferkelzüchtern“, schnitt Irina Esterbauer ein neues Thema an. Nach den Vorgaben des Tierschutzgesetzes ist ab dem 1. Januar 2019 eine nurmehr schmerzlindernde Ferkelastration nicht mehr ausreichend. „Wir haben in sechs Landkreisen nur vier Tierärzte, die die Vollnarkose durchführen können und außerdem sind die Kosten dafür angesichts des aktuellen Preises für Schweinefleisch nicht mehr tragbar“, erläuterte Ferkelzüchter Anton Esterbauer die Situation. Eine rege Diskussion entspann sich dazu über den in Bayern favorisierten „vierten Weg“ als Alternative, bei dem der Landwirt die Kastration selbst mit Lokalanästhesie vornimmt.

Den Einsatz für ständig neue Forderungen in Sachen Tierwohl brandmarkte CSU-Landtagskandidat Markus Fröschl als „Geschäftsmodell von Tierschutzorganisationen“, die in ihren Bestrebungen weder Maß noch Ziel kennen würden. Gisela Sengl hielt dagegen, „bei einer Verbesserung des Tierwohls würden die Verbraucher auch mehr zahlen“.

„Die überzogenen und praxisfernen Forderungen brennen vielen von uns unter den Nägeln“, kommentierte Kreisbauernobmann Siglreithmayer die neue Düngeverordnung. Es sei fraglich, ob die engen Zeitfenster zur Gülleausbringung geeignet seien „die Nitratkonzentrationen nachhaltig zu verbessern“. Zudem zögen die Richtlinien zum Bau neuer Anlagen und die geforderte Ausbringungspraxis mit Schleppschläuchen „Riesenkosten nach sich“.

Sepp Parzinger, Landtagskandidat der SPD, will sich „für den Erhalt der kleinteiligen bäuerlichen Landwirtschaft“ starkmachen. Statt Patentrezepte zu verkünden, wolle er „erstmal zuhören, was die Bauern wirklich bewegt“.

Zur Sprache kam auch noch die Problematik des heißen Sommers der große Probleme u. a. auch bei den Milchbauern verursacht hat. Angesichts bevorstehender Preisverhandlungen sei auch die Politik gefordert. Gisela Sengl erläuterte, der Bio-Markt wachse um zehn Prozent, für Überkapazitäten bestehe bei den Molkereien derzeit ein Aufnahmestopp, um die Preise stabil zu halten. Klaus Steiner warnte vor einem „Abrutschen des Bio-Marktes in den Billigbereich“, Dr. Lothar Seissiger sprach sich für eine bessere Preisgestaltung aus.