Fläche ist endlich
Kritik an ungebremstem Flächenentzug und der aktuellen Planung zur B 304 neu
Das BBV-Kreisverbandsteam zeigt sich enttäuscht, dass das erklärte Ziel der bayerischen Staatsregierung, den Flächenverlust auf weniger als fünf Hektar pro Tag zu reduzieren, weit verfehlt wird. Dabei übernähmen landwirtschaftliche Böden neben der Lebensmittelerzeugung noch zahlreiche andere Funktionen für das tägliche Leben, wie Kreisobmann Sebastian Siglreithmayer und Kreisbäuerin Irina Esterbauer in einem Pressegespräch betonten.
Fruchtbare Böden sind nach ihren Angaben lebendige Kohlenstoffspeicher. Sie dienen als Wasserfilter für die Grundwasservorräte, und durch Photosynthese werden aus Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxid während des Pflanzenwachstums wertvoller Sauerstoff und Zucker. Durch den ungebremsten Flächenverbrauch im Land werde zunehmend die Produktion von Lebensmitteln ins Ausland verlagert und damit quasi Fläche „importiert“.
Was den Kreisobmann besonders verärgert, ist die Tatsache,dass trotz des massiven Flächenentzugs in der Vergangenheit die Knappheit an Wohnraum nicht gelöst wurde. „Hier ist ein Umdenken von Kommunen und Planern dringend notwendig. Flächenschonendes Bauen bedeutet, die Innenentwicklung der Gemeinden und Städte zu stärken, eine Verdichtung zuzulassen und auch in die Höhe zu planen. Statt immer neue Flächen zu versiegeln, sollte die Nutzung von Konversionsflächen und Revitalisierung brachliegender Gebäudeflächen dringend beschleunigt werden.“ Der BBV fordert daher von der Politik eine flächenschonende Entwicklung. Beispielsweise könne man bei Wohngebieten in die Höhe gehen und Tiefgaragen bauen, ummöglichst wenig Grund zu überbauen. Verdichtung und Leerstandsmanagement seien wichtig, genauso wie zumindest teilweiser Verzicht auf Kompensationsflächen. Bereits vorhandene Werkzeuge, wie beispielsweise die Flächenmanagement-Datenbank des Landesamts für Umwelt böten praktische Unterstützung für Kommunen an, möglichst flächensparend zu planen. Solche Hilfsmittel gehörten von Gemeinden und Städten unverzüglich angewandt. Auch die Herausnahme und der Erwerb landwirtschaftlicher Flächen für Ausgleichsmaßnahmen sei weitestgehend zu stoppen. Vorrang sollten nutzungsintegrierte Kompensationsmaßnahmen – sogenannte PiK Maßnahmen – haben. Solche innovativen Wege, wie auch die Nutzung von Ökokonten anstelle des Kaufs vor allem von Äckern, müsse die Politik in Bayern voranbringen. Den Willen dazu habe Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) in ihrer Regierungserklärung am 20. Mai 2021 erklärt, jetzt müssten Taten folgen.
Besonders betroffen macht die heimischen BBV-Vertreter die aktuelle Planung des Teilabschnittes zur B 304 (wir berichteten ausführlich), die wiederum auf Kosten der Landwirte und der landwirtschaftlichen Flächen umgesetzt werden soll. Bisher liegen zwar noch keine genauen Daten zum Flächenverbrauch für den Bauabschnitt von Altenmarkt bis St. Georgen vor. Der BBV schätzt aber, dass insgesamt rund 50 Hektar Ackerland und Grünland so wie zu einem kleineren Teil Wald durch den Straßenbau verloren gehen. Für den dritten Bauabschnitt von St. Georgen bis Matzing könnten es dannn och einmal 30 Hektar sein, insgesamt also 80.
Die Fläche ist aber endlich“, betonte BBV-Geschäftsführer Matthäus Michlbauer, neue komme nicht hinzu. Und wenn der Verbrauch so weiterginge wie bisher, seien in 200 Jahren alle Flächen zugebaut, und es gebe keine landwirtschaftlich genutzten Bereiche mehr. Auch der stellvertretende Kreisobmann Josef Freiwang ist der Meinung: „Wir müssen schonend mit unseren Flächen umgehen, das muss endlich mal in die Köpfe der Verantwortlichen hinein.“ Beim Straßenausbau und bei der Planung neuer Trassen müsse von vornherein auch der Flächenverbrauch ein Kriterium sein. „Landwirtschaftliche Flächen sollten vor Versiegelung geschützt werden“, so die Meinung der Kreisvorstandsmitglieder des BBV Traunstein.
Text/Bild: Pia Mix