Landfrauentag in Waging begeistert
Interessante Vorträge für über 400 Landfrauen
Monsignore Alois Holzner, Ruhestandspfarrer aus dem Pfarrverband Kirchanschöring, stellte dazu in seiner Predigt vor hunderten von Landfrauen im Waginger Kurhaus fest, die Kirche sehe nach wie vor die heilige Familie als Vorbild für alle Familien. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass man in der heutigen Zeit mit „Ehen ohne Trauschein“ oder mit Ehen zwischen Homosexuellen konfrontiert sei. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Landfrauenchor unter Leitung von Uschi Rieth, instrumental begleitet von der Lenzensberg-Saitnmusi mit Karin Schroll an der Harfe.
Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Pfarrer Holzner das bekannte Bibelwort „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind...“ zitiert und dann schmunzelnd hinzugefügt: „Heut samma a bisserl mehra.“ Auch Kreisbäuerin Irina Esterbauer hatte die Landfrauen mit den Worten begrüßt, es sei schön, dass so viele gekommen seien.
Schon vor dem Gottesdienst nutzten die Landfrauen in großer Zahl das Angebot, sich bei dem vielfältigen Basar aus selbstgebastelter Weihnachtsdeko, selbstgebackenem Gebäck, Büchern, Stoffen und vielem mehr zu bedienen. Der Erlös aus dem Verkauf kommt wie immer sozialen Zwecken zugute.
Unterstützt wurden die Landfrauen bei der Finanzierung des Landfrauentages von der VR-Bank und der Kreissparkasse. Vertreter der Banken überreichten dazu Schecks mit jeweils 500 Euro.
Grußworte von Baderhuber und Walch
Sein Grußwort nutzte Matthias Baderhuber, der Zweite Bürgermeister der Marktgemeinde Waging, zu einer kritischen Betrachtung. Es könne nicht sein, so eine zentrale Feststellung, dass jeder, der meint, ein Bauer mache etwas nicht richtig, diesen anonym anzeige. Landrat Siegfried Walch hob in seinem Grußwort hervor, dass sehr viele Bauern im Landkreis über das Kulturlandschaftsprogramm freiwillig einen Beitrag zu Gewässerschutz und Artenvielfalt leisteten. Beide hoben dabei die wichtige Arbeit der Landfrauen vor.
Neue Meisterinnen der Hauswirtschaft geehrt
Wie es beim Landfrauentag gute Tradition ist, wurden die frischgebackenen Meisterinnen der ländlichen Hauswirtschaft vorgestellt und mit Geschenken bedacht. Es sind dies Sofia Maier aus Chieming und Angelika Schreiner aus Traunstein.
Denkanstöße von Schwester Teresa und lebhafter Bericht über das Almleben von Irmi Guggenbichler
Denkanstöße für ein gelingendes mit nach Hause nehmen konnten die Besucherinnen des BBV-Landfrauentags von dem unterhaltsamen Vortrag von Schwester Teresa Zukic. Die als Skateboard fahrende Nonne und wegen zahlreicher selbstkomponierter Musical als „deutsche Antwort auf Sister Act“ bekannt gewordene Ordensfrau, 54 Jahre alt, verstand es, mit Überzeugung und vielen eingestreuten lustigen Anekdoten die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Auch Sennerin Irmi Guggenbichler kam mit ihrem lebhaften Vortrag über das Almleben bestens an.
Schwester Teresa empfahl ihren Zuhörerinnen als erstes, „Freundschaft mit sich selbst zu schließen“. Man müsse begreifen, wie wertvoll man selbst ist, so ihr Rat, und: „Wenn man sich selbst nichts gönnt, gönnt man auch anderen nichts“. Die Bibel lesen – oder wie es Schwester Teresa ausdrückt – „zur Bibel werden“ war eine weitere Empfehlung. Die Lektüre der Bibel könne den Menschen davon überzeugen, dass Jesus für jeden von ihnen einstehe. Dies sollte zu mehr Entspannung führen in der Überzeugung, dass man seine Probleme ruhig erst einmal Gott überlassen könne: „Man muss nicht alles sofort lösen und beantworten!“
Gott jeden Tag fünf Minuten lang „selbstlos“ loben: Das empfahl Schwester Teresa als gute Übung. Denn vielfach erhöhe der Mensch sein „Gebetspensum“ erst dann, wenn es ihm schlecht gehe. Man dürfe, mahnte die Referentin, von Gott nicht immer nur fordern, sondern man müsse ihn auch loben – und das „ganz ohne Hintergedanken“. „Ungewöhnliches gegen die Gewohnheit tun“ ist für Schwester Teresa ein wichtiges Lebensmotto. Zur Erheiterung der Landfrauen hatte sie dazu zwei Vorschläge parat: Wenn sie abends heimkommen, sollten sie ihrem Mann spontan ein Bussi geben; denn gerade den Menschen, die einem am nächsten sind, zeige man so selten seine Liebe. Und zum zweiten: Wenn man unterwegs einem wildfremden Menschen begegnet, solle man ihn ganz freundlich anlächeln – so nach dem Motto: „Ich bin eine Landfrau, wir sind so.“
Ein ganz wichtiger Punkt, der auch für die körperliche Gesundheit wichtig sei, besteht laut Schwester Teresa darin, zu vergeben, auch wenn man sich noch so sehr verletzt fühle. Wenn einen jemand kränkt, steigere man sich da oft in etwas hinein und kränke sich dadurch immer wieder selber. Und wenn die Seele leidet, werde bald auch der Körper krank: „Jeden Tag regen wir uns über etwas oder jemanden auf, was es oft gar nicht wert ist. Dabei kostet es so viel Lebensenergie, jemandem böse zu sein,“ so die Referentin. Ähnliches gelte auch für ständiges Jammern: Deutschland sei ein Jammerland, obwohl es wirtschaftlich in der ganzen Welt am besten da stehe: „Sicherheitshalber jammern wir schon vorher, damit wir dann eingejammert sind“, war eines der Bonmots der Schwester, für die es am Schluss viel Applaus gab.
Arbeitsreich, aber schön: Das Leben auf der Alm
Ein Erlebnis war danach auch die Schilderung des Almlebens. Sennerin Irmi Guggenbichler von der Hefteralm übertrug ihre eigene Begeisterung auf das Publikum. Liebevoll, gespickt mit viel Humor, aber auch mit heiligem Zorn führte sie die Zuhörerinnen durch das arbeitsreiche Leben auf der Alm. Auf den 56 Hektar Weideflächen grasten heuer von Mitte Mai bis Ende September 50 Stück Jungvieh und ein gutes Dutzend Zuchtstuten. Außerdem waren einige Milchkühe auf der Alm, aus deren Milch die Sennerin vielfältige Käseprodukte fertigt, die dann als Brotzeit an die Almwanderer ausgegeben werden – deren Anzahl, wie Irmi Guggenbichler vorsichtig formulierte, ab und an schon grenzwertig sei, gerade bei dem schönen Sommer dieses Jahres.
Lebhaft schilderte sie, wie unterschiedlich die Tiere vom Charakter hier sind, oftmals, wie sie schmunzelnd immer wieder mal anmerkte, ganz ähnlich wie ihre Besitzer. Und sie erzählte voller Gefühl, wie sich die Tiere im Laufe des Almsommers aneinander und auch an die Sennerin gewöhnen, und wie es einem schließlich dann beim Almabtrieb ein Gänsehaut-Gefühl vermittelt, wenn man erlebt, wie gut die Tiere auf das Aufbruchssignal per Goaßl-Schnalzen reagieren. Die Vorfreude im Frühling, das langsame Ausklingen im Herbst, die Stimmungen der Landschaft – das alles brachte Irmi Guggenbichler wunderbar rüber, illustriert von vielen Bildern. Und ganz am Schluss ließ sie ihren Zorn darüber raus, dass es immer mehr Wölfe gebe, die sicherlich auch einmal in die hiesige Region kommen würden: „Braucht denn jedes Bundesland so ein Sch...viech!“ rief sie aus.