Gespräch mit STM Kaniber während Besuch in Wunsiedel
BBV-Kreisvorstandsmitglieder diskutieren mit Ministerin Kaniber über Probleme der Landwirtschaft
Unter der Leitung von Kreisobmann Harald Fischer wurden konstruktiv und offen Themen diskutiert, die den Bäuerinnen und Bauern auf den Nägeln brennen.
„Wir haben viele Baustellen, die uns ausbremsen und belasten“, brachte es Kreisbäuerin Karin Reichel auf den Punkt. Aktuell macht ein sogenanntes „Gelbes Gebiet“ den Landwirten Sorgen. Dies sind Gebiete, die aufgrund eines erhöhten Phosphorgehaltes in Oberflächengewässern ausgewiesen werden müssen, was weitreichende Einschränkungen in der Bewirtschaftung für die Bauern bedeutet. In den angesprochenen Fällen in Schwarzenbach/Saale und Kirchenlamitz scheint der Phosphoreintrag in das Gewässer nicht aus der Landwirtschaft, sondern aus öffentlichen Abwässern zu resultieren. Hier will man mit Ortsterminen aussagekräftige und nachvollziehbare Messungen durch das Wasserwirtschaftsamt erwirken.
Eine weitere Großbaustelle ist der für die Landwirte wichtige Mehrfachantrag. Hier läuft beim Meldeprogramm noch längst nicht alles rund, was zu unverschuldeten Falschmeldungen führen kann, die Sanktionen nach sich ziehen könnten.
Probleme in der Tierhaltung werden immer größer
Gerhard Küspert, Ferkelerzeuger aus Voitsumra, ging auf die Tierhaltung am Beispiel der Schweinehaltung ein. „Auch wir wollen mehr Tierwohl, aber dafür brauchen wir Planungssicherheit.“ Investitionen summieren sich heutzutage in Millionenhöhe, da wollen natürlich die Banken in erster Linie zuverlässige staatliche Rahmenvorgaben, um Kredite zu vergeben. Dazu Martin Schöffel: „Die bäuerliche Tierhaltung ist ein wichtiger Teil der Nahrungsmittelproduktion. Bei derart hohen Investitionen für Zuchtsauen fordern wir von der Bundesregierung Planungssicherheit und Bestandsschutz für neue Ställe. Die geleistete Arbeit, die getätigten Investitionen und die hohe Verantwortung müssen auch fair entlohnt werden.. Hierfür müssen bundesweit die Forderungen der sogenannten „Borchert-Kommission“ umgesetzt werden.
In der Diskussion konnten konkrete Fragen und Anregungen zu den Bayerischen Förderprogrammen für die Tierhaltung diskutiert werden. „Ich setze mich für eine längere Laufzeit der Förderung für das Bayerische Tierwohlprogramm BayProTier ein. Das aus der Branche heraus entwickelte Konzept „Heimatversprechen – Schweinefleisch aus Bayern“ unterstützen wir in Bayern finanziell und ideell. Es steht für ein besonderes Versprechen auf Qualität, Standards und auch für faire Kalkulation auf allen Ebenen, damit mehr Wertschöpfung beim Erzeuger ankommt“, so Martin Schöffel.
Dauerthema Flächenfraß
Großes Thema war auch die immer knapper werdenden landwirtschaftlichen Flächen. Hierzu war man sich einig, dass im Hinblick auf die Ernährungssicherheit und den großen Bedarf Erneuerbarer Energien, die verpflichtende Stilllegung von Ackerflächen in der EU weiter ausgesetzt werden sollte. Staatsministerin Michaela Kaniber stellte dar, dass sie in der Agrarministerkonferenz immer für die nachhaltige Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen eintrete
Weitere Themen, die Sorgen bereiten
Einen lebhaften Austausch gab es zum Thema der in Bayern für alle Schularten verpflichteten Projektwochen „Schule fürs Leben“. Diese sollen Alltagskompetenzen in den verschiedensten Bereichen vermitteln, wobei die Landwirtschaft, also woher kommt unser Essen und wie funktioniert überhaupt so ein Hof, eine wichtige Rolle spielt. Hierfür sind Hofbesuche buchbar und Bauern und Bäuerinnen gehen als Fachexperten in die Klassen.
Dass jetzt die Otterentnahme und Wolfsregulierung auf der Agenda der Staatsregierung Bayern steht, um die Teichwirtschaft und Weidetierhaltung zu erhalten, wurde von allen Teilnehmern begrüßt. Hier wurde eingefordert, dass die Förderung von Herdenschutzmaßnahmen, die sich bisher nur auf vier Gemeinden beschränkt, auf den ganzen Landkreis ausgedehnt werden. Martin Schöffel sagte zu, demnächst einen Antrag im Bayerischen Landtag einzubringen, der die flächendeckende und wiederkehrende Förderung von Wolfsschutzmaßnahmen umfasst.
Weitere Themen des knapp einstündigen hochkonzentrierten Gespräches waren die Gasölverbilligung, Naturschutz, Ausweisung von Biotopen und die Anregung aus der Veterinärverwaltung, Futterreserven anzulegen, um im Dürre-Notfall sehr schnell reagieren zu können.
Bei dem Gespräch waren auch Landtagsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Landwirtschaft und Forsten, Martin Schöffel, Landrat Peter Berek und Bürgermeister Nicolas Lahovnik zugegen, die die Ministern im Anschluss ins Landratsamt zur Kabinettsitzung begleiteten.