Erntepressegespräch 2024 im Regierungsbezirk Oberfranken
© Stephan Herbert Fuchs
von links: BBV-Präsident Hermann Greif, Direktor Dr. Wilhelm Böhmer, Kreisobmann Klaus Siegelin (Kronach), Landwirt und stellv. Kreisobmann Benedikt Zehnter (Kronach), BBV-Geschäftsführer Harald Köppel (BT-KU-KC) und Kreisbäuerin Marina Herr (Kronach) anlässlich des oberfränkischen Erntepressegesprächs 2024 in einem Weizenfeld in der Gemeinde Stockheim (Landkreis Kronach)

Überdurchschnittliche Niederschläge bringen in Oberfranken nicht zwingend höhere Erträge

Hohe Niederschlagsmengen und lokale Extremwetterlagen sorgen für Probleme auf den Feldern

24.07.2024 | Das oberfränkische Erntepressegespräch 2024 fand in Kronach auf dem Betrieb Zehnter (Gemeinde Stockheim) statt.

Erntepressegespräch des BBV Oberfranken im Landkreis Kronach

Alljährlich lädt der BBV im Bezirk Oberfranken regionale Medien- und Pressevertreter zu einem Austausch anlässlich der laufenden Getreideernte ein. In diesem Jahr traf man sich auf einem Weizenfeld der Familie Zehnter in der Gemeinde Stockheim (Landkreis Kronach), um über Ernteprognosen und die Besonderheiten im laufenden Anbaujahr zu informieren. 
 

 

© BBv Oberfranken Pressevertreter zu Gast beim Erntegespräch des BBV Oberfranken im Landkreis Kronach
Pressevertreter in Aktion beim "Fotoshooting" mit dem Betriebsleiter Zehnter und den Vertretern des BBV.

Die Situation in 2024

Aktuell läuft die Getreideernte in Oberfranken auf vollen Touren. „Die Landwirte in Oberfranken erwarten bei den Druschfrüchten durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Ernteergebnisse mit lokal teilweise erheblichen Unterschieden“, stellt BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif heraus. Andauernde Regenfälle hatten bereits die Aussaat von Wintergetreide im Herbst 2023 verzögert. Bei Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln, Körnerleguminosen und Sommergetreide hat sich die Aussaat aufgrund nasser Bodenverhältnisse oftmals verspätet. Durch die nasse Witterung der letzten Wochen, einhergehend mit unterdurchschnittlichen Temperaturen, konnten die Gerste, Roggen, Triticale und Weizen ihr Ertragspotential nicht voll entfalten. Viele Getreidebestände litten aufgrund der anhaltenden Nässe unter Pilzkrankheiten und Unkrautdruck. Momentan verzögern und unterbrechen Schauer und Gewitter immer wieder die Getreideernte. Insgesamt vielen in den letzten 12 Monaten im Landkreis Kronach mehr als 1.000 l Niederschlag pro m² in Form von Regen und Schnee. Üblich wären Mengen zwischen 650 und 750 l. 
Die gleichmäßig verteilten Niederschläge der vergangenen Monate hatten aber auch ihre guten Seiten, so Greif weiter: „Auf dem Grünland konnten hohe Erträge und gute Qualitäten erzielt werden, was zu einem  ordentlichen Zuwachs an Grundfuttervorräten nach den mageren Ernten der letzten Jahre bei Rinderhaltern und Biogasanlagen führte! Auch der Silomais verspricht einen höheren Ertrag als in den beiden Vorjahren und der Wald kann die gleichmäßig verteilten Niederschläge ebenfalls gut gebrauchen. Bleibt noch zu hoffen, dass von den hohen Niederschlägen der letzten 12 Monate auch das Grundwasser davon profitiert und wieder ansteigt.

„Durch punktuelles Hochwasser und Staunässen, schauen die diesjährigen Bestände heuer etwas unruhiger aus als üblich“, ergänzt BBV-Kreisobmann Klaus Sieglein aus Küps (Landkreis Kronach). „Jede leichte Bodenänderung zeigt sich heuer auch am Wuchs der Kulturen“, so der Praktiker.
 

 

© BBV Ofr Erntepressegespräch 2024 im Bezirk Oberfranken
von rechts: Landwirt und stellv. Kreisobmann Benedikt Zehnter, BBV-Präsident Hermann Greif und Direktor Dr. Wilhelm Böhmer im Gespräch mit den anwesenden Pressevertretern.

Frost und Schnee im April beeinflussen Erträge

Neben der Nässe hatten auch viele Kulturen mit Schneefall und Spätfrösten im April zu kämpfen. Gerade im Raps, bei Beerenobst und an den Obstbäumen hatten viele Blüten den starken Frost Mitte April nicht überlebt, was zu Mindererträgen bis hin zu Totalausfall führte. Lokale Unwetter hatten in Oberfranken nicht nur Starkregen, sondern oftmals auch Hagelschauer im Gepäck, die vereinzelt Schäden bei den Feldfrüchten verursachten.

© BBV Ofr Schnee und Frost im April hatten gerade im Raps und im Obstbau teilweise große Schäden verursacht.
Schnee und Frost im April hatten gerade im Raps und im Obstbau teilweise große Schäden verursacht.

Der Ausblick für die weiteren Früchte

Die Erntemengen und Qualitäten bei Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben - unseren Frühjahrskulturen - sind unter anderem von den Temperaturen der nächsten Wochen abhängig. Trockene und sonnige Tage wären für die Photosynthese in den Pflanzen aktuell wichtiger als Regen, um Energie in Form von Stärke und Zucker einzulagern.

© BBV Ofr BBV Präsident Hermann Greif, Direktor Dr. Wilhelm Böhmer und Landwirt Benedikt Zehnter im Gespräch mit Journalisten und Pressevertretern.
BBV Präsident Hermann Greif (Mitte), Direktor Dr. Wilhelm Böhmer (Zweiter von rechts) und Landwirt Benedikt Zehnter (rechts) im Gespräch mit Journalisten und Pressevertretern.

Erzeugepreise wieder auf Vorkriegsniveau

Der Ukrainekrieg hatte in den letzten beiden Jahren zwar höhere Erzeugerpreise hervorgerufen, dafür aber sämtliche Kostenpositionen ebenfalls mit steigen lassen. Die Preise für Getreide und Raps sind zwischenzeitlich wieder auf Vorkriegsniveau gesunken, was man von den Kosten nicht behaupten kann. Gerade Ersatzteile, Arbeitslöhne und Ersatzbeschaffungen an Maschinen und Geräten sind so teuer wie nie, was sich in diesem und im kommenden Wirtschaftsjahr spürbar auf das Betriebsergebnis unserer Landwirte auswirken wird.

© BBV Erzeugerpreise bei Weizen, Brotroggen und Braugerste in Bayern seit 2013
Erzeugerpreise bei Weizen, Brotroggen und Braugerste in Bayern seit 2013