Überdurchschnittliche Niederschläge bringen in Oberfranken nicht zwingend höhere Erträge
Hohe Niederschlagsmengen und lokale Extremwetterlagen sorgen für Probleme auf den Feldern
Erntepressegespräch des BBV Oberfranken im Landkreis Kronach
Alljährlich lädt der BBV im Bezirk Oberfranken regionale Medien- und Pressevertreter zu einem Austausch anlässlich der laufenden Getreideernte ein. In diesem Jahr traf man sich auf einem Weizenfeld der Familie Zehnter in der Gemeinde Stockheim (Landkreis Kronach), um über Ernteprognosen und die Besonderheiten im laufenden Anbaujahr zu informieren.
Die Situation in 2024
Aktuell läuft die Getreideernte in Oberfranken auf vollen Touren. „Die Landwirte in Oberfranken erwarten bei den Druschfrüchten durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Ernteergebnisse mit lokal teilweise erheblichen Unterschieden“, stellt BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif heraus. Andauernde Regenfälle hatten bereits die Aussaat von Wintergetreide im Herbst 2023 verzögert. Bei Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln, Körnerleguminosen und Sommergetreide hat sich die Aussaat aufgrund nasser Bodenverhältnisse oftmals verspätet. Durch die nasse Witterung der letzten Wochen, einhergehend mit unterdurchschnittlichen Temperaturen, konnten die Gerste, Roggen, Triticale und Weizen ihr Ertragspotential nicht voll entfalten. Viele Getreidebestände litten aufgrund der anhaltenden Nässe unter Pilzkrankheiten und Unkrautdruck. Momentan verzögern und unterbrechen Schauer und Gewitter immer wieder die Getreideernte. Insgesamt vielen in den letzten 12 Monaten im Landkreis Kronach mehr als 1.000 l Niederschlag pro m² in Form von Regen und Schnee. Üblich wären Mengen zwischen 650 und 750 l.
Die gleichmäßig verteilten Niederschläge der vergangenen Monate hatten aber auch ihre guten Seiten, so Greif weiter: „Auf dem Grünland konnten hohe Erträge und gute Qualitäten erzielt werden, was zu einem ordentlichen Zuwachs an Grundfuttervorräten nach den mageren Ernten der letzten Jahre bei Rinderhaltern und Biogasanlagen führte! Auch der Silomais verspricht einen höheren Ertrag als in den beiden Vorjahren und der Wald kann die gleichmäßig verteilten Niederschläge ebenfalls gut gebrauchen. Bleibt noch zu hoffen, dass von den hohen Niederschlägen der letzten 12 Monate auch das Grundwasser davon profitiert und wieder ansteigt.
„Durch punktuelles Hochwasser und Staunässen, schauen die diesjährigen Bestände heuer etwas unruhiger aus als üblich“, ergänzt BBV-Kreisobmann Klaus Sieglein aus Küps (Landkreis Kronach). „Jede leichte Bodenänderung zeigt sich heuer auch am Wuchs der Kulturen“, so der Praktiker.
Frost und Schnee im April beeinflussen Erträge
Neben der Nässe hatten auch viele Kulturen mit Schneefall und Spätfrösten im April zu kämpfen. Gerade im Raps, bei Beerenobst und an den Obstbäumen hatten viele Blüten den starken Frost Mitte April nicht überlebt, was zu Mindererträgen bis hin zu Totalausfall führte. Lokale Unwetter hatten in Oberfranken nicht nur Starkregen, sondern oftmals auch Hagelschauer im Gepäck, die vereinzelt Schäden bei den Feldfrüchten verursachten.
Der Ausblick für die weiteren Früchte
Die Erntemengen und Qualitäten bei Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben - unseren Frühjahrskulturen - sind unter anderem von den Temperaturen der nächsten Wochen abhängig. Trockene und sonnige Tage wären für die Photosynthese in den Pflanzen aktuell wichtiger als Regen, um Energie in Form von Stärke und Zucker einzulagern.
Erzeugepreise wieder auf Vorkriegsniveau
Der Ukrainekrieg hatte in den letzten beiden Jahren zwar höhere Erzeugerpreise hervorgerufen, dafür aber sämtliche Kostenpositionen ebenfalls mit steigen lassen. Die Preise für Getreide und Raps sind zwischenzeitlich wieder auf Vorkriegsniveau gesunken, was man von den Kosten nicht behaupten kann. Gerade Ersatzteile, Arbeitslöhne und Ersatzbeschaffungen an Maschinen und Geräten sind so teuer wie nie, was sich in diesem und im kommenden Wirtschaftsjahr spürbar auf das Betriebsergebnis unserer Landwirte auswirken wird.