"Bauern können für echte Bioökonomie sorgen!“
Landesversammlung: Bauernpräsident macht Angebot für nachhaltige Zukunft in Bayern
Felßner machte auch deutlich, dass die jüngsten Beschlüsse des Europaparlaments wichtig waren: In der vergangenen Woche hatte sich die Mehrheit der Abgeordneten gegen die die Pläne der EU-Kommission für die neue „sustainable use regulation“ (SUR) gestellt. „Das vorläufige Aus ist ein Erfolg der Verbandsarbeit - und ein erster Schritt in die richtige Richtung. Nun ist wieder ein echter, ein ehrlicher Green Deal möglich!“, sagte Felßner. „Denn um die Lebensmittelversorgung sicherzustellen und im Zuge des Green Deal auch zunehmend biogene Stoffe für Energie und Produktion einsetzen zu können, brauchen wir sichere und gute Ernten. Deshalb wäre es falsch gewesen, Pflanzenschutzmittel in vielen Gebieten zu verbieten.“ Die Entscheidung der Europaabgeordneten sei deshalb gut für die Menschen in Europa, für die Landwirtschaft, aber auch für die Nachhaltigkeit, den Klima- und Umweltschutz und die Ernährungssicherung.
Ein weiterer Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft ist aus Sicht der Bäuerinnen und Bauern mehr Regionalität. „Wenn regionale Erzeugnisse gestärkt werden, entstehen Perspektiven für die Landwirtschaft hier in Bayern. Und auch Verbraucherinnen und Verbrauchern haben etwas davon: kürzere Wege, Nachvollziehbarkeit und hohe Qualitätsstandards“, sagte Landesbäuerin Christine Singer. Einen Schub für das Thema könnte der neue Ressortzuschnitt innerhalb der Staatsregierung auslösen: Sowohl die landwirtschaftliche Erzeugung und Vermarktung als auch der Verzehr von Lebensmitteln vom Privatkonsum über die Verpflegung in Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung bis hin zur Gastronomie sind nun im Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Tourismus gebündelt.
Mit Sorge blicken die Bäuerinnen und Bauern auf die Verhandlungen der EU-Kommission mit den Mercosur-Staaten für das geplante Handelsabkommen mit lateinamerikanischen Staaten. „Während hierzulande die Anforderungen an Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung kontinuierlich höhergeschraubt werden, sind Umweltschutz, Tierwohl und Sozialstandards scheinbar völlig egal, wenn es um die Interessen von Handel und Industrie geht. Die Forderungen von Bauern und Umweltschützern werden nach wie vor nicht berücksichtigt, die geplanten Zusatzvereinbarungen sind nicht mehr als ein Feigenblatt“, sagte Felßner und warnte: „Ein Abschluss des Mercosur-Abkommens zu den aktuell geplanten Konditionen muss tabu sein, Bundeskanzler Olaf Scholz darf sich von Brasiliens Präsident Lula keinesfalls einlullen lassen!“ Am 4. Dezember wird der brasilianische Präsident Lula da Silva in Berlin erwartet, am 7. Dezember soll dann ein Gipfeltreffen der Mercosur-Staaten stattfinden. Der Bayerische Bauernverband setzt sich seit Jahren dafür ein, dass bei Handelsabkommen und Importen aus Drittländern die gleichen, hohen Umwelt-, Tierschutz- und Sozialstandards gelten müssen.
Als Gäste waren bei der Landesversammlung des Bayerischen Bauernverbandes unter anderem Michaela Kaniber, Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus und Hubert Aiwanger, Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie mit dabei.