"Ohne Hauswirtschaft würde die Pflege zusammenbrechen!"
Landfrauen fordern finanzielle Aufwertung hauswirtschaftlicher Leistungen
Aktuelle statistische Angaben zur Pflegesituation stellen fest, dass Ende 2019 vier von fünf Pflegebedürftigen zu Hause betreut wurden, überwiegend durch Angehörige alleine oder in Zusammenarbeit mit ambulanten Pflegediensten. Auf dem Programm der Sitzung der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband zum Abschluss des Jahres stand deshalb das Thema „Hauswirtschaft und Pflege“.
Der Landesvorstand der Landfrauen fordert in einem aktuellen Positionspapier eine finanzielle und gesellschaftliche Aufwertung hauswirtschaftlicher Leistungen: „Obwohl die Pflege nur in Verbindung mit hauswirtschaftlichen Versorgungs- und Betreuungsleistungen funktionieren kann, fehlt in der Gesellschaft die Anerkennung der Hauswirtschaft als eigenständige, vollwertige Arbeit. Wenn unser gesamtes Pflege- und Sozialsystem nicht zusammenbrechen soll, dürfen Familien mit diesen Tätigkeiten nicht länger alleingelassen werden oder auf den Schwarzmarkt angewiesen sein“, kritisiert Landesbäuerin Anneliese Göller und fordert: „Gute Ansätze wie die Fortbildung zur Fachhauswirtschafterin müssen wieder aufgegriffen und entsprechend honoriert werden, die Aus- und Fortbildung in der Hauswirtschaft muss attraktiv sein und es braucht auch gut bezahlte Aufstiegsmöglichkeiten!“ Zudem müsse das im Koalitionsvertrag der Ampel-Partner angekündigte Zulagen- und Gutscheinsystem für die Inanspruchnahme haushaltsnaher Dienstleistungen jetzt auch so schnell wie möglich umgesetzt werden.
Im Moment sind es überwiegend Frauen, die in der Pflege und Hauswirtschaft tätig sind. So lag der Frauenanteil im Jahr 2020 laut Statista GmbH in Pflegeberufen bei rund 83 Prozent und der Frauenanteil an den Auszubildenden im Bereich Hauswirtschaft in den Jahren 1992 bis 2019 bei 86,6 Prozent. Das durchschnittliche Jahreseinkommen einer Hauswirtschafterin liegt bei 20.396,69 Euro. Dies hat Konsequenzen: Die in diesen Bereichen von Frauen erwirtschafteten, tendenziell eher niedrigen Einkommen führen häufig zu auch niedrigeren eigenständigen Alterssicherungsansprüchen – und damit in vielen Fällen in die Altersarmut. Hinzu kommt: Es sind weiterhin zum Großteil Frauen, die zusätzlich zu einer Teilzeitbeschäftigung oder als Hausfrau wesentlich mehr unbezahlte Sorgearbeit (Care-Arbeit) leisten als Männer.