Fachtag der sozialen Landwirtschaft
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Senioren auf dem Bauernhof

Soziale Landwirtschaft: Beim BBV-Fachtag stellen Landwirte ihre Konzepte vor

11.07.2019 | Mit Blick auf die demographische Entwicklung wird die Frage, welche Wohn- und Betreuungsformen es für Senioren gibt, immer wichtiger. Landwirtschaftliche Betriebe können hier einen Beitrag fürs Gemeinwohl leisten und Wertschöpfung für ihren Betrieb erzielen.

Mit einem zusätzlichen Standbein sichern sich viele landwirtschaftliche Betriebe langfristig ihre wirtschaftliche Existenz. Ein Betriebszweig mit Perspektive ist die soziale Landwirtschaft. Insbesondere gilt die Seniorenbetreuung als Zukunftsbranche. Beim Fachtag „Senioren auf dem Bauernhof“ des Bayerischen Bauernverbandes haben sich Anfang Juli etwa 30 Bäuerinnen und Bauern informiert.

Bei dem Fachtag in Ingolstadt gaben drei Landwirte Einblick in ihre ganz unterschiedlichen Konzepte und Angebote für Senioren auf dem Bauernhof. Paul Summ hat auf seinem ehemaligen Bauernhof in Ipsheim ein alternatives Wohnprojekt für ältere Menschen eingerichtet. Aus gesundheitlichen Gründen musste er die Schweinemast aufgeben und so begann Paul Summ 2002 seine landwirtschaftlichen Gebäude nach und nach umzubauen. „Unsere Idee ist eine alternative Form des Zusammenlebens, abseits von Altenheimen und ohne dem zur Last fallen in der Familie“, sagt Summ. Mittlerweile sind es 15 Wohnungen zwischen 45 und 85 qm. Die Bewohner versorgen sich selbst oder nehmen hauswirtschaftliche Dienste in Anspruch. Summ: „Die gemischte Altersstruktur fördert die soziale Verantwortung in der Gruppe. Jeder kann sich aber in seinen persönlichen Bereich zurückziehen und genießt gleichzeitig die Vorteile einer Lebensgemeinschaft.“

Ein ganz anderes Angebot für Senioren hat Alois Wohlfahrt mit der Tagespflege auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb in Rettenberg im Allgäu umgesetzt. 1990 hat er den Betrieb von seinem Vater übernommen und sich in den Folgejahren bewusst für den Weg der Diversifizierung entschieden. Nach Aufgabe der Milchviehhaltung und Umbau des früheren Stalls erfolgte 2015 die Eröffnung der Tagespflege. Die Räumlichkeiten sind an den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Allgäu vermietet, der darin eine Tagespflegeeinrichtung für 15 Personen betreibt. Die Gäste werden in der Früh auf den Hof gebracht und von Fachpersonal tagsüber betreut. Die Gäste können sich auf dem Hof bewegen und sie bekommen Einblick in den landwirtschaftlichen Betrieb mit Mutterkuhhaltung. Alois Wohlfahrt schätzt dieses zusätzliche Standbein sehr, verschafft es ihm doch Sicherheit und Anerkennung für sich, seine Familie und für seinen landwirtschaftlichen Betrieb.

Eine „ambulant betreute Wohngemeinschaft“ – so lautet das Konzept von Alois Penninger aus Bad Höhenstadt, einem Ortsteil der Gemeinde Fürstenzell im Landkreis Passau. Für den 28-jährigen Leiter eines Schweinemastbetriebes gehört es zu seinem Selbstverständnis, immer wieder neue Wege zu gehen. In der näheren Umgebung gibt es wenig Alternativen zu klassischen Altenheimen. So entstand die Idee für die ambulante Wohnbetreuung. Etwa 300 Meter von seinem landwirtschaftlichen Betrieb entfernt hat Alois Penninger ein Haus mit zwölf Appartements gebaut, das er seit September 2018 komplett an einen Pflegedienst vermietet hat. Im Haus sei eine besondere Gemeinschaft entstanden, auch Nachbarn helfen mit und sein Vater hat die Hausmeistertätigkeiten übernommen und sogar einen Hospiz- und Pflegekurs besucht. Für Alois Penninger ist es eine „langfristige Investition mit gutem Gewissen“.
Rund ums Wohnen im Alter und was es dabei auf dem Hof alles zu beachten gilt, darüber informierten Expertinnen von der Koordinationsstelle „Wohnen im Alter“ sowie vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Außerdem gab es beim BBV-Fachtag Informationen vom BBV-Juristen zum Bauen im Außenbereich und für die Umnutzung bestehender Gebäude. Zudem stellte sich der Verein „Soziale Landwirtschaft Bayern e.V.“ vor, der auch über die Fachtagung hinaus Informationen und Beratung zur Sozialen Landwirtschaft liefert. Der Fachtag wurde gefördert von der Landwirtschaftlichen Rentenbank.

Über Soziale Landwirtschaft

„Soziale Landwirtschaft“ fasst sowohl soziale, pädagogische und therapeutische Arbeit als auch Betreuungsleistungen in der Landwirtschaft sowie im Garten- und Waldbau zusammen. Ältere Personen beispielsweise werden professionell auf Bauernhöfen betreut, Menschen mit Beeinträchtigungen erhalten die Möglichkeit, sich am Leben und Arbeiten auf den Betrieben zu beteiligen. Davon können beide Seiten profitieren: die Nutzer durch Verbesserung des Wohlbefindens oder gesellschaftliche Teilhabe, die Anbieter, indem sie durch die Einkommenskombination zusätzliche Wertschöpfung erzielen.

Der Verein „Soziale Landwirtschaft Bayern e.V.“ ist ein gemeinnütziger Verein. Er wurde am 23. April 2018 mit 29 Gründungsmitgliedern aus der Landwirtschaft und von sozialen Organisationen sowie interessierten Einzelpersonen gegründet. Ziel des Vereins ist es, die Soziale Landwirtschaft bekannter zu machen und die Akteure in diesem Bereich besser zu vernetzen. Durch Werbung und Öffentlichkeitsarbeit aber auch mit Informationsveranstaltungen sowie Fort- und Weiterbildungen bei Landwirten und Sozialorganisationen will der Verein potenzielle Anbieter von Sozialer Landwirtschaft sowie mögliche Klienten erreichen.

Weitere Informationen zum Verein „Soziale Landwirtschaft Bayern e.V.“ gibt es unter: www.soziale-landwirtschaft-bayern.de

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