Sondierungsergebnis: „Große Probleme für kleinere Strukturen“
Bauernpräsident fordert tragfähige Konzepte für die bayerischen Bauernfamilien
Wenn eine Jamaika-Koalition zustande kommt, sollen zum Beispiel tierische Produkte verpflichtend mit einer Haltungskennzeichnung versehen werden. Als Vorbild wird immer wieder die Kennzeichnung bei Eiern herangezogen. „Doch beim Ei hält man bereits im Stall das Endprodukt für Verbraucher in der Hand. Eine Kennzeichnung ist so vergleichsweise leicht umsetzbar, bei Milch oder Fleisch ist sie hingegen ein Ding der Unmöglichkeit“, sagt Heidl. „Jeder Milliliter und jedes Einzelteil müsste einzeln erfasst und mit einer Kennzeichnung versehen werden. Das lässt sich mit enormem Aufwand vielleicht in fabrikähnlichen Strukturen umsetzen, aber doch nicht bei rund 100.000 Bauernhöfen in Bayern. Wenn diese Kennzeichnung Pflicht wird, werden die Lebensmittelkonzerne ihre Rohstoffe nicht mehr vom Familienbetrieb, sondern aus der Fabrikhalle beziehen.“
Auch das pauschal ausgegebene Ziel, die Einsatzmenge von Pflanzenschutzmittel zu reduzieren, hält Heidl für problematisch. „Bauern setzen Pflanzenschutzmittel aus guten Gründen ein. Zuallererst geht es um Biosicherheit und Verbraucherschutz“, sagt Heidl. „Ein so wichtiges Thema darf nicht zur politischen Verhandlungsmasse verkommen. Soviel Ehrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein sind die Politiker den Verbrauchern und uns Landwirten schuldig!“
Der bayerische Bauernpräsident fordert die Verhandlungsteilnehmer deshalb auf, sich beim Thema „Landwirtschaft und Verbraucherschutz“ von einfachen Wahlkampfparolen zu verabschieden und gemeinsam tragfähige Konzepte zu entwickeln, die den Gegebenheiten auf den bayerischen Höfen gerecht werden. „Um die Vielfalt unserer Land- und Forstwirtschaft zu erhalten, müssen Sachlichkeit, Respekt und Praxisbezug im Vordergrund stehen“, sagt Heidl.