Ist Biogas noch erwünscht?
Biogas/Biomasse: Aktuelle Situation und grundsätzliche Forderungen
Die jüngeren Regelungen der Politik wie das Gebäudeenergiegesetz (GEG) oder die Anschlussausschreibung für Bestandsbiogasanlagen vermitteln den Eindruck, Biomasse/Biogas solle gestoppt werden. Hiervon sind in Bayern aktuell 2.700 Biogasanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1.500 MW betroffen.
Hält die Bundesregierung an ihrem bisherigen Kurs der Unterdrückung der Bioenergie fest, wird alleine in Bayern grundlastfähiger grüner Strom in der Größenordnung eines Atomkraftwerkes unwiederbringlich und ohne Nutzen für das Klima der Ideologie geopfert.
Jedoch haben wir in Bayern mittlerweile Regionen, in denen die Tierhaltung so stark auf dem Rückzug ist, dass für Grünland die Verwertungsmöglichkeiten fehlen. Hier werden unvorstellbare große Energiemengen verschwendet und sehr klimaschädlich wieder importiert.
Biogas ist unverzichtbar, denn:
- Knapp 10.000 Anlagen liefern zuverlässige und bedarfsgerechte Stromproduktion für fast 10 Millionen Haushalte.
- Biogas ist sichere und preiswerte Wärme für 2 Millionen Haushalte: 85% der erneuerbaren Wärme kommt aus Biomasse.
- Biogas ist emissionsarmer Kraftstoff für PKW- und Schwerlastverkehr.
- Biogas ist schafft Unabhängigkeit von Erdgasimporten: Deutschlands Biogasproduktion entspricht 11 % des deutschen Erdgasverbrauchs mit weiterem nachhaltigen Steigerungspotenzial.
- Biogas sorgt für 13 Mrd. Euro regionale Wertschöpfung, 50.000 Arbeitsplätze.
- Bei Biogas liegt Deutschland technologisch international in Führung: Deutsche Unternehmen exportieren Biogastechnologien im Umfang von 2,5 Mrd. Euro in über 120 Länder; die Hälfte der europäischen Biogasproduktion findet in Deutschland statt.
- Biogas ermöglicht die Einsparung von mehr als 21 Mio. Tonnen THG-Emissionen pro Jahr in den Bereichen Strom, Wärme, Kraftstoff und Landwirtschaft
- Biogas schafft Synergien zwischen Klima- und Artenschutz durch Blühpflanzen
- Verwertung von Reststoffen & Kreislaufwirtschaft
- Biogas liefert klimaneutrales CO² und Negativemissionen
Gerade seitens der Gasversorger erfahren wir ein sehr großes Interesse am Biogas.
Durch die Förderung von „Grüngasnetzen“ können Biogasanlagen vernetzt und das Biogas dann vor Ort in die benötigten Ausgangsstoffe (Wasserstoff, CO², Biomethan, Bio LNG usw.) aufbereitet und eingespeist werden. Mit der Vernetzung von Biogasanlagen kann ein Potential von weiteren 1.000MWel. gehoben werden.
Biogas ist in Zukunft zu wertvoll, um „nur“ Strom zu gewinnen. Durch die „einfachere“ Bauweise dieser Anlagen kann zudem noch ein großes Potential an neuen Gülleanlagen in Bayern generiert werden ohne auf die Fläche den Druck zu erhöhen.
Das kurzfristig mobilisierbare technische Potenzial allein des bestehenden Biogasanlagenparks wird auf eine Steigerung von im Schnitt 20 Prozent geschätzt, was knapp 4 Prozent der russischen Erdgasimporte vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine entspricht.
Aufgrund der politischen Entscheidungen zu Kohle oder zum AKW-Ausstieg ist Biogas für Süddeutschland besonders wichtig, da durch die regelbare Energie entscheidend zur Netzstabilität beigetragen wird.
Es fehlt die langfristige Perspektive. Investitionen in die Zukunft werden aktuell, wenn überhaupt, nur sehr eingeschränkt getätigt.
Ergo muss Biogas wieder in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt werden!
Unsere Forderungen
1. Bestandsanlagen muss nach Ablauf des EEG-Vergütungszeitraums ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb ermöglicht werden!
Unser Vorschlag: Kleinere/mittlere Biogasanlagen von der EEG-Ausschreibung freistellen!
Unsere Forderung: Anhebung der Bagatellgrenze für die EEG-Ausschreibungen auf mindestens 500 kW (derzeit 150 KW). EU-KOM würde 1 MW-Schwelle akzeptieren. Einführung einer Festvergütung von 21,64 ct/kWh.
2. Anhebung des Biomasse-Ausschreibungsvolumens: 1GW pro Ausschreibung.
Die letzten Biomasse-Ausschreibungen waren stark überzeichnet, während sich bei den letzten Biomethan-Ausschreibungen kein einziger Bieter fand. Das reguläre Ausschreibungsvolumen sollte deshalb nicht reduziert, sondern um die nicht in Anspruch genommenen Volumina der Biomethan-Ausschreibungen erhöht werden.
3. Keine Reduzierung der Ausschreibungsmengen für Bestandsanlagen
Im Bereich Biomasse beträgt das Ausschreibungsvolumen im Jahr 2023 500 MW zu installierende Leistung. In den darauffolgenden Jahren erfolgt jährlich eine schrittweise Reduzierung um 100 MW, sodass im Jahr 2026 bis 2028 300 MW ausgeschrieben werden.
3. Beibehaltung der Erhöhung des zulässigen Höchstgebotes
Die Erhöhung des zulässigen Höchstgebotes auf 19,83 ct/kWh für die Ausschreibungen in 2023 muss auch für 2024 fortgesetzt werden.
Wenn die BNetzA keinen weiteren Beschluss trifft, sinkt das Höchstgebot in 2024 wieder auf 17,75 Cent/kW ab, was hauptsächlich zur Aufgabe von kleinen und mittleren Biogasanlagen führt.
4. Einfrieren des Maisdeckels
Der Maisdeckel soll bei 40 % eingefroren werden.
5. Erarbeitung einer nachhaltigen Biomasse-Strategie
Die faktische Beschränkung der Biomasse-Verstromung auf Spitzenlastkraftwerke (Peaker) ist der falsche Weg. Stattdessen sollten die Potenziale des bestehenden Anlagenparks an Biogasanlagen, Holzheizkraftwerken und Biomethan-BHKW gehoben sowie Möglichkeiten bei Biomethan genutzt werden.
6. Angepasster Flexibilitätszuschlag
Der Flexibilitätszuschlag in der regulären Ausschreibung wie in der Biomethan-Ausschreibung sollte an die Inflation sowie die gestiegenen Zinsen angepasst und auf mind. 150 €/kW erhöht werden, um den weiteren Zubau von Flexibilität zu ermöglichen.
7. Ein neuer Zuschlag für die Vergärung ökologisch besonders wertvoller Substrate
Es sollte ein neuer Zuschlag für die Vergärung ökologisch besonders wertvoller Substrateeingeführt werden, auch für bereits in Betrieb genommene Anlagen und bezuschlagte Gebote.
8. Aussetzung der regulatorischen Begrenzungen der Stromerzeugung von Biogasanlagen
Die Regulatorische Begrenzungen der Stromerzeugung von Biogasanlagen sollten ausgesetzt werden, damit bestehende Kapazitäten stärker genutzt werden können, um die Nutzung bestehender Erdgasvorräte zu schonen bis andere Maßnahmen zur Einsparung des Erdgasverbrauchs greifen.
9. Vernetzung von Biogasanlagen
Mit der Vernetzung von Biogasanlagen kann ein Potential von weiteren 1.000MWel. gehoben werden.