Kurzfristige Schocks und erhebliche Nachfragerückgänge
Agrarmärkte im Zeichen von Corona
Außerdem beunruhigt den Schlacht- und Verarbeitungssektor die Verfügbarkeit von ausländischen Arbeitskräften aufgrund der Reisebeschränkungen.
Besondere Sorge bereiten derzeit die Märkte für Milch, Rindfleisch und Kartoffeln. Bei Milch stehen einer lebhaften Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel vor allem nach lagerfähigen Produkten wie H-Milch, Schnittkäse und Butter erhebliche Absatzrückgänge im Außer-Haus-Verzehr und im Export gegenüber. Die einzelnen Molkereien sind dabei sehr unterschiedlich betroffen. Um Entlastung in der Situation zu schaffen, setzt sich der Bayerische und Deutsche Bauernverband für eine Beihilfe für die private Lagerung ein. Das Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt diese Forderung.
Der Rindfleischmarkt kämpft massiv mit dem Ausfall der Gastronomie, die gerade bei der Nachfrage nach Edelteilen sowie nach Färsenfleisch unverzichtbar ist. Hinzu kommt ein dramatischer Preisverfall bei den Häuten. Der Bayerische Bauernverband fordert daher auch für Rindfleisch eine Beihilfe für die private Lagerhaltung. Darüber hinaus hat BBV-Veredelungspräsident Stadler letzte Woche an die großen Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen appelliert, den stark belasteten Rindfleischmarkt nicht durch zusätzliche ausländische Angebote weiter unter Druck zu setzen. Hintergrund ist, dass offenbar südamerikanisches Rindfleisch, das für die Gastronomie bestimmt war, nun andere Käufer sucht.
Der Kartoffelmarkt ist zweigeteilt. Während die Nachfrage des Lebensmitteleinzelhandels nach abgepackten Kartoffeln zeitweise erheblich zugenommen hatte, ist der Absatz für Pommes Frites europaweit praktisch zum Erliegen gekommen. Auch hier spielt der fehlende Außer-Haus-Verzehr eine wichtige Rolle, aber auch der ins Stocken geratene Export. Auch wenn im Kartoffelbereich keine EU-Marktstützungsinstrumente zur Verfügung stehen, setzt sich der BBV dafür ein, Möglichkeiten zur Unterstützung der betroffenen Betriebe zu prüfen.