Ernte Traktor
© BBV - Petra Schramböhmer

Ernte 2024: Wetterextreme und Klimawandel sorgen für Einbußen

Bauernverband präsentiert Erntebilanz 2024 für Bayern und ganz Deutschland

22.08.2024 | Am Donnerstag, 22. August 2024, hat der Deutsche Bauernverband in Berlin die Erntebilanz für das Jahr 2024 vorgestellt. Die Ernte 2024 steht in Bayern und ganz Deutschland im Zeichen extremer Witterungsbedingungen, die die Landwirtschaft vor große Herausforderungen gestellt haben.

Bereits im Herbst und Winter führten hohe Niederschlagsmengen zu Hochwassern im Norden Deutschlands, während vielerorts die Aussaat nur verspätet oder gar nicht möglich war. Auch der Frühling zeigte sich von seiner launischen Seite: Hochwasser bei uns in Süddeutschland, Kälteeinbrüche und anhaltende Trockenperioden hinterließen deutliche Spuren in den Kulturen. Besonders der Sommer war geprägt von häufigen Regenfällen. Landwirte konnten aufgrund andauernd nasser Böden nicht für Pflanzenschutz- und Pflegearbeiten auf den Acker fahren. Das führte zu hohem Druck von Schaderregern, vor allem durch Unkraut und Pilze.

In der Folge fällt die Getreideernte deutlich unterdurchschnittlich aus. Mit einer Gesamtmenge von nur 39,3 Millionen Tonnen wird die 40-Millionen-Tonnen-Grenze klar verfehlt. Besonders der Winterweizen verzeichnete mit 18,0 Millionen Tonnen einen starken Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Ernte von Wintergerste und Winterroggen liegt unter den Vorjahreswerten, wobei der Winterroggen zwar höhere Durchschnittserträge aufweist, die Gesamtmenge jedoch durch reduzierte Anbauflächen geringer ausfällt.

Die Preise für Getreide sind ebenfalls im Sinkflug, was die wirtschaftliche Lage vieler Landwirte weiter verschärft. Während Brotweizen und Futtergerste deutlich unter den Preisen des Vorjahres gehandelt werden, zeigt sich der Rapsmarkt leicht steigend und stabil, jedoch ohne Hoffnung auf Rekordwerte. Bei dem aktuellen Preisniveau gerät der Getreideanbau in Deutschland so immer stärker unter Druck. 

Beim Obst und Gemüse gab es erhebliche Schäden durch Spätfröste. Auch deshalb haben wir gerade die schlechteste Apfelernte seit 20 Jahren, was den Selbstversorgungsgrad in Deutschland weiter sinken lässt. Weitere Probleme für viele Betriebe sind u.a. Kostensteigerung bei Betriebsmitteln und der Mindestlohn. 

Der Ökolandbau stand in diesem Jahr ebenfalls vor großen Herausforderungen. Während Sommerungen wie Hafer, Mais und Leguminosen von den Witterungsbedingungen profitieren konnten, litten die Winterkulturen sowohl in Menge als auch in Qualität. Besonders kritisch ist die Versorgung mit guter Speiseware, die aufgrund der witterungsbedingten Ernteausfälle knapp wird. Der Dinkelanbau ging zurück, was zu einer weiteren Verknappung der Bestände führt. Der Öko-Getreidemarkt zeigt sich zweigeteilt: Während gute Speisequalitäten hohe Preise erzielen, bleiben die Preise für Futterware mäßig. Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in der Nachfrage wider, die zwar wieder ein Wachstum verzeichnet, aber hauptsächlich im Discounter-Segment. 

Die Auswirkungen des Klimawandels sind in der Landwirtschaft immer deutlicher zu spüren. Die extremen Wetterbedingungen, gepaart mit regulatorischen Einschränkungen bei Düngung und Pflanzenschutz, erschweren den Anbau und führen zu langfristigen Ertragsrückgängen. Ohne effektive Maßnahmen zur Anpassung und Unterstützung der Landwirte könnte die Sicherung der Erträge in Zukunft noch schwieriger werden. 

Diese drei politischen Handlungsfelder müssen jetzt angegangen werden: 

  • Wirtschaftliche Risikoabsicherung durch stärkere Förderung von Mehrgefahrenversicherung und steuerlichen Instrumenten, wie z.B. durch Gewinn- bzw. Risikorücklagen.
  • Pflanzenzüchtung: Die Sortenentwicklung kommt nicht hinterher, wir brauchen neue Züchtungsmethoden. 
  • Neuausrichtung in der Pflanzenschutzpolitik ist dringend nötig, um einen effektiven Pflanzenschutz zu gewährleisten.

Zusammenfassung der Ernteeinschätzung 2024 in Bayern:

In vielen Teilen Bayerns wurde zu wenig Ertrag mit zu kleinen Körnern und zu geringen Proteingehalten geerntet. Neben starker und anhaltender Regenfälle zeigen sich insbesondere an den geringen Proteinmengen auch die Folgen einer Unterversorgung durch die Düngeverordnung. Pflanzen, die hungern, können mit Stressfaktoren aus Extremwetterereignissen schlechter umgehen. Heuer muss die Wertschöpfungskette zusammenhalten, damit auch Partien mit geringeren Proteingehalten verarbeitet werden.

Der Bayerische Bauernverband hat Mitte August bei Mitgliedern und Kreisehrenamtlichen in allen Regionen Bayerns nachgefragt, wie es um die einzelnen Kulturen bestellt ist. Hier sind die Ergebnisse:

  • Wintergerste: 100 Prozent geerntet, durchschnittlicher Ertrag von 64 dt/ha, aber mit großen Schwankungen.
  • Sommergerste (Braugerste): Ertrag von 57 dt/ha – leider kein guter Ertrag, Anbaufläche ist um 12 Prozent auf 76.500 ha gesunken.
  • Winterweizen: 96 Prozent geerntet, durchschnittlicher Ertrag von 72 dt/ha, Proteingehalt um 12 Prozent, teils sehr niedrig.
  • Winterraps: 100 Prozent geerntet, enttäuschender Ertrag von 38 dt/ha, Anbaufläche leicht rückläufig.
  • Soja: Anbaufläche um 11 Prozent zurückgegangen.
  • Sonnenblumen: Anbaufläche um 20 Prozent gesunken, erhebliche Probleme durch Taubenfraß.
  • Mais: Großteils gute Bedingungen, aber Starkregen wird voraussichtlich den Ertrag mindern.
  • Kartoffeln: Die Situation ist mittel bis schlecht, bedingt durch heterogene Bestände und starken Krautfäuledruck. Hochwasser hat zusätzliche Schäden verursacht.