Geschlechtsbestimmung im Ei marktreif
Verfahren muss Praxistauglichkeit beweisen
Bundesministerin Julia Klöckner und die REWE Group/SELEGGT stellten vor Journalisten eine praxisreife Methode vor, die die Ministerin als "Durchbruch auf dem Weg zum Beenden des Kükentötens" bezeichnete.
„Die Geschlechtserkennung im Brut-Ei ist ein wichtiges Projekt, um die Geflügelhaltung und Eiererzeugung weiterzuentwickeln. Die SELEGGT-Methode als erste Technologie, die als marktreif bezeichnet wird, muss jetzt ihre Praxistauglichkeit beweisen“, sagt Dr. Johann Ertl, Referent beim BBV. Neben der Genauigkeit der Analyse seien es vor allem die Investitionskosten, die mit der neuen Technik für die Brütereien verbunden sind und nicht zuletzt die Leistungsfähigkeit und Rückverfolgbarkeit des Analyseverfahrens, die darüber entscheiden werden. „Wenn immens teure Geräte gleichzeitig die Arbeit verlangsamen, könnten regionale Betriebe künftig im europaweiten Wettbewerb nicht mehr mithalten. Die Küken der Legehennen kommen dann womöglich aus dem Ausland, weil sie von dort aus günstiger importiert werden können. Grundsätzlich ist es fragwürdig, ein Verfahren jetzt als marktreif zu bezeichnen, das erst 2020 ersten Brütereien zur Verfügung gestellt werden soll.“
Mit dem SELEGGT-Verfahren der REWE Group wird das Geschlecht des Bruteis über den Nachweis eines geschlechts-spezifischen Hormons bestimmt, ohne das Innere des Bruteis zu berühren oder zu verletzen. Am 9. Bruttag wird mit einem Laser ein kleines Loch in die Schale gebrannt. Parallel erarbeite SELEGGT ein Geschäftsmodell, um die Technik der Branche kostenneutral als Dienstleistung zur Verfügung zu stellen. Somit ist Deutschland Auftaktgeber der neuen Methode, die das Kükentöten in Brütereien beenden kann. Ab 2020 soll auch ersten Brütereien das patentrechtlich geschützte Verfahren zur Nutzung angeboten werden. In die öffentliche Diskussion um den Ausstieg aus dem Kükentöten war in den vergangenen Tagen Bewegung gekommen, nachdem Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel in einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen eingeräumt hatte, ein Ausstieg aus dem Kükentöten sei in diesem Jahr nicht mehr zu schaffen. Anfang der Woche folgte die überraschende Nachricht, dass der Essener Chemiekonzern Evonik bei dem niederländischen Start-up "In Ovo" eingestiegen ist.
An der TU München wird zeitgleich die Magnetresonanz-Tomografie (MRT) als komplett nicht-invasives Verfahren zur Geschlechterbestimmung im Brutei weiterentwickelt. AAT, ein Tochterunternehmen der Lohmann Gruppe, arbeitet ebenso mit Hochdruck an der Praxisreife für eine spektroskopische Methode zur Geschlechterbestimmung im Ei. Auch im Ausland befasst man sich mit der Geschlechterbestimmung im Ei. Israel arbeitet mit Verfahren der Gentechnik im Genome Editing, vor allem CRISPR. DBV-Generalsekretär Krüsken begrüßt, dass es nun ein weiteres Verfahren gibt, das hilft, das Geschlecht im Ei zu bestimmen. Diese Verfahren sollten baldmöglichst flächendeckend in allen Brütereien zum Einsatz kommen, damit die männlichen Küken nicht mehr getötet werden müssen. Es dürfe aber nicht bei einer Werbeveranstaltung einzelner Unternehmen bleiben.