Kuh auf der Weide
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Vogelgrippe bei Rindern – Meldungen überschlagen sich – Was ist dran?

Aktuelle Meldungen zu H5N1 verunsichern Bürger, obwohl die Gefahr der Infektion sehr gering und eine Übertragung durch erhitzte Milchprodukte ausgeschlossen ist

10.05.2024 | Seit vielen Jahren sorgt die Vogelgrippe, verursacht durch den Influenza-Virus H5N1, für große Verluste besonders im Geflügelsektor. Selten wird das Virus auf andere Säugetiere oder den Menschen übertragen. In den USA wurde zuletzt bei mehreren Milchkühen das Virus nachgewiesen.

Lesen Sie im Folgenden die wissenschaftliche Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung nimmt Stellung zur Vogelgrippe und gibt Entwarnung:

„Grundsätzlich kann eine Übertragung des Erregers über infizierte Lebensmittel nicht ausgeschlossen werden. Infektionen des Menschen mit dem Vogelgrippe-Virus sind aber selten und der direkte und enge Kontakt mit infiziertem Geflügel oder anderen Tierarten scheint der hauptsächliche Übertragungsweg auf den Menschen zu sein. Dem BfR liegen bisher keine Daten vor, die belegen, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert hätten und erkrankt wären.“[…]

„Da das Virus empfindlich gegenüber hohen Temperaturen ist, sind bei gut durcherhitzten Lebensmitteln gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten. […] Durch den Verzehr pasteurisierter Milch von möglicherweise mit dem Vogelgrippe-Virus infizierten Rindern sind gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten, da das Virus – wie auch andere krankmachende Mikroorganismen – durch das Erhitzen effizient inaktiviert wird.“

  • Ist das Vogelgrippe-Virus auf den Menschen übertragbar?

„Das Vogelgrippe-Virus ist nur schwer auf den Menschen übertragbar. Der WHO wurden weltweit zwischen Januar 2003 und Dezember 2023 insgesamt 882 Fälle von humanen Infektionen mit aviären Influenzaviren des Subtyps H5N1 aus 18 Ländern gemeldet (WHO, Avian Influenza Weekly Update Number 938 vom 15.03.2024). Dies ist angesichts der großen Verbreitung und hohen Infektionsdichte des Erregers in der weltweiten Geflügelpopulation und den damit einhergehenden häufigen Kontakten zwischen Mensch und Geflügel eine sehr niedrige Zahl. Auch bei den anderen Subtypen wurden bisher nur geringe Fallzahlen humaner Infektionen gemeldet (WHO, Avian Influenza Weekly Update Number 938 vom 15.03.2024).“

  • Kann das Vogelgrippe-Virus durch infizierte Rinder und deren Milch auf den Menschen übertragen werden?

„Im März 2024 wurde über Fälle von H5N1-Infektionen bei Rindern in mehreren Bundesstaaten der USA berichtet. In diesem Zusammenhang wurde auch eine H5N1-Infektion bei einem Menschen mit engem Kontakt zu den erkrankten Rindern nachgewiesen. Dabei handelte es sich um einen Virusstamm, der aktuell weltweit vor allem in Wildvögeln weit verbreitet ist. Das Virus wurde in den USA unter anderem in Milchproben und Tupferproben aus dem Mund- und Rachenraum erkrankter Rinder nachgewiesen. Die Erkrankung bei Rindern zeigte sich vor allem durch vorübergehendes Fieber, Lethargie, Fressunlust und Rückgang der Milchleistung. Eine Übertragung des Virus zwischen Rindern kann derzeit nicht ausgeschlossen werden. Der infizierte Mensch zeigte leichte Erkrankungssymptome, vor allem Bindehautentzündung. Es gibt bisher keine weiteren Hinweise auf eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Genomanalysen des Virusstammes erbrachten ebenfalls keine Hinweise auf Veränderungen, die eine erhöhte Gefahr für den Menschen nahelegen würden.

Das Virus wurde laut den Berichten auch in Milchproben erkrankter Rinder nachgewiesen. Ob sich Menschen durch den Verzehr von H5N1-kontaminierter Milch anstecken können, ist bislang nicht bekannt. Die bisherigen humanen H5N1-Infektionen waren allerdings meistens auf engen Kontakt mit erkrankten Tieren zurückzuführen. Durch den Verzehr pasteurisierter Milch von möglicherweise mit dem Vogelgrippe-Virus infizierten Rindern sind gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten, da das Virus – wie auch andere krankmachende Mikroorganismen – durch das Erhitzen effizient inaktiviert wird. Dennoch sollte Milch von erkrankten Tieren nicht in den Handel gelangen. Rohmilch sollte vor dem Verzehr generell erhitzt werden, auch um sich vor anderen möglicherweise enthaltenen Krankheitserregern zu schützen.

Die gesamte Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung sowie FAQs finden Sie hier.

Eine Infektion von Milchkühen in Deutschland wird laut dem Friedrich-Löffler-Institut (FLI) aktuell nicht erwartet. Die Stellungnahme des FLI finden sie hier.