Sonnleitner: „Greifen Sie an!“
Klare Worte beim BDL-Jugendforum auf der Grünen Woche
Bei dieser Beschreibung hätten wohl die wenigsten der rund 100 Gäste, die am Samstag das Jugendforum des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) e.V. besucht haben, vorher an Gerd Sonnleitner gedacht. Doch nach dem intensiven Publikumsgespräch, das Mara Walz vom BDL-Bundesvorstand führte, sehen die ehrenamtlich Aktiven den Ehrenpräsidenten des Deutschen Bauernverbandes mit anderen Augen.
„Scheitern gehört zum Leben“, sagt einer, der gleich zu Beginn seiner politischen Laufbahn einem Parteiordnungsverfahren gegenüberstand. Doch der inzwischen sechsfache Großvater ließ sich davon nicht bremsen. Für ihn war es selbstverständlich, sich immer wieder aufzurappeln und andere Wege und Möglichkeiten zu suchen. „Ich hab auch nie den Beleidigten gegeben. Grundsätzlich sollte es in der Politik und im Diskurs nie persönlich verletzend werden. Für mich war immer wichtig, meinem Gegenüber nach Angriffen erst recht oder trotzdem freundlich und respektvoll zu begegnen. So hatte ich immer mehr davon“, gibt Sonnleitner ein Stück seiner Lebensmaxime preis.
Und natürlich habe die aufmerksame Moderatorin recht: Jugend sei ungeduldig. „Jugend muss schneller und aggressiver sein. Wer als Lahmer startet, wird nicht schneller.“ Die jungen Leute im Saal hat er da längst auf seiner Seite. Doch Mara Walz hakt nach: „Wir als Landjugend wollen verändern. Aber oft mahlen uns die Mühlen in unseren Erwachsenenverbänden viel zu langsam. Was raten Sie uns?“ Der erfahrene Gast findet auch da klare Worte: „Das Verständnis für Jugend in den Erwachsenenverbänden ist wichtig - gerade für die eigene Zukunft. Diese Ungeduld und auch die Meinungen junger Leute müssen die Älteren aushalten. Wer das nicht kann, hat in den Verbänden nichts zu suchen.“
Er selbst hatte sich in jungen Jahren bewusst gegen eine Karriere als Politiker entschieden. Politisch mitmischen und etwas bewegen wollte er trotzdem. So wurde er schnell Vorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft, um die Interessen seiner Heimat zu vertreten. Eine erfolgreiche Karriere bis zum Präsidenten des Europäischen Bauernverbands folgte. Doch auch während dieser Jahre gehörte die Arbeit in der Landwirtschaft stets dazu, die - wie seine Familie und die Menschen im Dorf - seine Wochenenden bestimmten.
Als besonders wichtig für seine politische Entwicklung schätzt er die umfassende Lektüre, die er sein Leben lang beibehielt. „Früher durfte ich montags nicht gestört werden. Ich musste erst mal den Spiegel lesen“, nennt Sonnleitner eine der vielen Informationsquellen, die für ihn wichtig waren. Er habe bewusst Zeitungen verschiedener politischer Richtungen gelesen: „So hab ich mir selbst meine politische Meinung erarbeitet“.
Rückblickend sei auch der Blick über den Tellerrand in jungen Jahren sehr prägend gewesen. Mit dem Praktikantenaustausch war er in Finnland, als Juniorbotschafter in den USA. Das waren Meilensteine, die sein Weltbild geändert haben. „Dort habe ich festgesellt, dass der eigene Standort - Deutschland - der beste Ausgangspunkt überhaupt ist“, sagt der DBV-Ehrenpräsident dankbar. Nur Österreich und Deutschland hätten so günstige Ausgangsbedingungen für Junglandwirte. Daher gibt er seinen Leitspruch gern an die jungen Ehrenamtlichen im Publikum weiter: „Mut, Tatkraft und Zuversicht, greifen Sie an!“