Alltags- und Lebensökonomie im Stundenplan
Landfrauen geben Impulse zur Ausgestaltung des angekündigten Unterrichtsfachs
„Es freut mich, dass sich die bayerische Staatsregierung nun für ein Unterrichtsfach Alltags- und Lebensökonomie entschieden hat“, sagt Landesbäuerin Anneliese Göller. „Mit unserer Unterschriftenaktion hatten wir bereits 2013 gezeigt, dass der Bedarf riesig ist. 94.000 Menschen haben unser Anliegen mit ihrer Unterschrift unterstützt.“ Defizite bei Alltagskompetenzen sind ein gesamtgesellschaftliches Problem. „Bei der Ausgestaltung müssen wir dort ansetzen, wo die größten Defizite herrschen“, sagte die Landesbäuerin einem Gespräch zwischen dem Landesvorstand der Landfrauen und Vertretern der Fraktion der Freien Wähler Anfang dieser Woche.
Alltagskompetenzen umfassen viele Aspekte, mit denen wir unseren Lebensalltag meistern wie Ernährungs- und Gesundheitsbildung, Verbraucher- und Konsumbildung, finanzielle Allgemeinbildung, soziale Aspekte des Zusammenlebens sowie Wirtschafts- und Nachhaltigkeitsthemen in der Gesellschaft. „Ich werde mich besonders für drei Punkte einsetzen: Erstens dass Schülerinnen und Schüler von Fachexperten wieder mehr über die nachhaltige Erzeugung von Nahrungsmitteln erfahren und damit wieder die nötige Wertschätzung für die Arbeit der Bauernfamilien entstehen kann.“ Zweitens ist der Landesbäuerin das Bewusstsein für Lebensmittel aus Bayern und der Region wichtig. „Hohe Standards und billigste Preise? Das funktioniert nicht. Den Verbrauchern von morgen wollen wir den Wert von Qualität aus der Region vermitteln. Wer jedoch regionale und saisonale Lebensmittel kauft und bereit ist, dafür auch einen angemessenen Preis zu zahlen, unterstützt die bayerischen Bauernhöfe und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.“ Und drittens: Schülerinnen und Schüler sollen lernen, wie sie mit Lebensmitteln je nach Saison genussvoll und gesund kochen können. „Dazu gehört für mich auch ein moderner Praxisunterricht, der Schülerinnen und Schüler wertvolle Tipps für den Alltag mit auf den Weg gibt“, sagt Göller.
Die Landesvorstandsmitglieder brachten zudem ein, dass vielen Schülern der Bezug zur Herkunft der Lebensmittel fehle. Sie schlugen verpflichtende Bauernhofbesuche mehrmals im Jahr vor, damit die Zusammenhänge von Aussaat, Wachstum und Ernte wieder praktisch erlebbar werden. Auch die Anlage von Schulgärten und das Zubereiten dieser selbst erzeugten Lebensmittel sei ein guter Ansatzpunkt. Alltags- und Lebensökonomie würden auch durch das Vorbild der Lehrkräfte und Erzieher vermittelt. Deshalb sollten auch Lehrkräfte im Rahmen ihrer Ausbildung grundlegendes Wissen über die Erzeugung der Lebensmittel erwerben. Bei Fachthemen könnten noch mehr als bisher externe Fachkräfte wie ausgebildete Landwirte oder Hauswirtschafter die Lehrkräfte im Schulunterricht unterstützen. Für gut laufende Projekte wie „Landfrauen machen Schule“ oder „Erlebnis Bauernhof“ sollten mehr finanzielle Mittel bereitgestellt werden und diese auch über die Grundschule hinaus ausgeweitet werden. Bei der Vermittlung von Ernährungsthemen müssten die Ernährungsbildung im Schulunterricht und die Schulverpflegung zusammenpassen.