Fleisch: Droht drastische Reduktion?
Landfrauen nehmen DGE-Planungen kritisch unter die Lupe
Laut vorläufigen Überlegungen will die DGE den Verzehr tierischer Produkte drastisch reduzieren, wobei Geflügel und Eier kaum noch Bestandteil der Ernährungsempfehlungen sein könnten. Der Landesvorstand der Landfrauen (LaVo) und der Landesfachausschuss für Ernährung und Verbraucherfragen (LFA EVf) haben sich in den sogenannten Konsultationsprozess bei der DGE mit einer sehr kritischen Stellungnahme zu den Vorschlägen eingebracht. Ihre Botschaft: Ernährungsempfehlungen sollten in erster Linie die Gesundheit der Menschen im Blick haben und sich an den aktuellen Verzehrsmustern orientieren sollten, um praktisch umsetzbar zu sein.
„Die Gesundheit der Menschen muss für die DGE-Empfehlungen weiterhin oberste Priorität haben und darf sich nicht an der politischen Vorgabe einer Regierung orientieren. Das ist derzeit mein Eindruck und dagegen spreche ich mich deutlich aus“, sagte Landesbäuerin Christine Singer. „Gesunde Ernährung basiert auf einer nachhaltigen und regionalen Lebensmittelerzeugung. Und hier spielt die heimische Landwirtschaft eine Schlüsselrolle. Bei der aktuellen Anpassung der Empfehlungen müssen die regionalen Potentiale der heimischen Erzeugung viel stärker berücksichtigt werden. Milch und Fleisch von regionalen bäuerlichen Betrieben ist nachhaltiger als Mandeln und Soja aus Übersee“, betont Singer, die auch Vorsitzende des Landesfachausschusses für tierische Erzeugung und Vermarktung ist. „Die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln aus dem eigenen Land ist ein hohes Gut. Dieser Aspekt wird aktuell von der DGE noch nicht berücksichtigt. Wir plädieren deshalb bei der Erarbeitung von Ernährungsempfehlungen dafür, das Verhalten der Gesellschaft einzubeziehen, die Menschen mitzunehmen und die bisherigen DGE-Empfehlungen moderat weiterzuentwickeln. Das bedeutet auch, dass die Wahlfreiheit in der Ernährung bleiben muss, auch in der Gemeinschaftsverpflegung, insbesondere bei der Kita- und Schulverpflegung.“ Die DGE-Ernährungsempfehlungen dienen als Grundlage für Qualitätsstandards in der Kita- und Schulverpflegung, in Senioreneinrichtungen, Krankenhäusern und spielen eine wichtige Rolle in der Ernährungsbildung, einschließlich Kochkursen und -vorführungen.
Statt die Entwicklung vollständig neuer Empfehlungen zu forcieren, plädieren der Landesvorstand der Landfrauen und der BBV-Fachausschuss Ernährung und Verbraucherfragen dafür, weiterhin an der Umsetzung der aktuell gültigen Ernährungsempfehlungen zu arbeiten. Eine moderate Weiterentwicklung anstatt einer umfassenden Transformation der Ernährung müsse angestrebt werden.
Landesbäuerin Christine Singer und die Vorsitzende des Landesfachausschusses für Ernährung und Verbraucherfragen, Christine Reitelshöfer, haben sich deshalb auch in einem Schreiben an die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gewandt. Kaniber soll sich dafür einsetzen, dass in den künftigen DGE-Ernährungsempfehlungen die Vielfalt der regionalen landwirtschaftlichen Produkte sowohl aus dem pflanzlichen als auch aus dem tierischen Bereich Eingang findet. „Auch müssen im Rahmen der sozialen Dimension die Auswirkungen auf unsere bäuerlichen Familien hier in Bayern und Deutschland stärker gewichtet werden, da niemandem damit gedient ist, wenn die Verzehrsempfehlungen nur dadurch erreicht werden, dass immer mehr Lebensmittel importiert werden“, so Singer und Reitelshöfer.
Die eingegangenen Kommentare und Stellungnahmen will die DGE veröffentlichen. Der genaue Zeitpunkt dieser Veröffentlichung steht jedoch noch nicht fest.