Gegen Verbrauchertäuschung und für mehr Klarheit bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln
Forderungen der Landfrauen zur Reform des Deutschen Lebensmittelbuches
Die Landfrauen des Bayerischen Bauernverbandes nehmen die im Deutschen Bundestag begonnene Reform des Deutschen Lebensmittelbuches und der Deutschen Lebensmittelbuchkommission zum Anlass, mehr Klarheit und Wahrheit in der Kennzeichnung der Lebensmittel zu fordern.
Reform des Deutschen Lebensmittelbuches
Kalbfleisch-Leberwurst, fast ohne Kalbfleisch, Fruchtcremefüllungen ohne Früchte und vegetarische Würstchen ohne Gemüse, obwohl dies die Verpackung suggeriert, sind nur einige Beispiele, die das Misstrauen der Verbraucher in verarbeitete Produkte anwachsen lässt.
Da immer mehr Verbraucher aus Gründen der Zeitersparnis auch auf verarbeitete Lebensmittel zurückgreifen, können sich Mängel in der Deklaration auf die gesamte Lebensmittelkette auswirken. Das Vertrauen der Verbraucher in unsere wertvollen heimischen Lebensmittel wird damit nachhaltig und völlig zu Unrecht belastet.
Dies steht im Gegensatz zu den Bemühungen der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband durch Gespräche und bei Veranstaltungen für heimische Lebensmittel zu werben und deren hohe Qualität deutlich zu machen.
Hinzu kommt, dass durch unzureichende hauswirtschaftliche Bildung in Schulen nicht alle Verbraucher die Kompetenz haben, Produktbezeichnungen richtig zu interpretieren und um den Wert der heimischen Lebensmittel wissen.
Die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband fordern deshalb folgende Punkte zu berücksichtigen und umzusetzen:
- Jede Produktkennzeichnung muss dem Grundsatz der Klarheit und Wahrheit entsprechen. Dieser Grundsatz muss auch bei Werbemaßnahmen gelten. Eine Täuschung und Irreführung des Verbrauchers muss auf alle Fälle verhindert werden.
- Bei der Überarbeitung der Leitsätze müssen unterschiedliche Erwartungen von Erzeugern und Verbrauchern diskutiert und ein Konsens in der Produktbezeichnung erzielt werden.
- Eine praxisorientierte hauswirtschaftliche Bildung, die sowohl Ernährungsbildung als auch die Vermittlung weiterer hauswirtschaftlicher Kenntnisse umfasst, muss in Kindergärten, Schulen und in der Erwachsenenbildung fest etabliert werden.
Reform der Deutschen Lebensmittelkommission
- Verantwortlich für die Produktbezeichnungen, die Zusammensetzung und die Aufmachung der Lebensmittel in Deutschland ist die Lebensmittelbuchkommission. Sie regelt in sogenannten Leitsätzen die Beschaffenheit der bezeichneten Lebensmittel und fasst diese im Lebensmittelbuch zusammen. Über 2000 Produkte sind derzeit auf diese Weise beschrieben. Dabei handelt es sich um kein bindendes Gesetz, jedoch orientieren sich Hersteller und Gerichte bei der Produktion und Beurteilung an den Leitsätzen.
- Die Lebensmittelbuchkommission setzt sich aus je 8 ehrenamtlichen Vertretern aus Verbraucherschaft, Lebensmittelüberwachung, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen und wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft einberufen. Die Kommission tagt unter Ausschluss der Öffentlichkeit und hat keine Möglichkeit, sich aus eigener Initiative heraus mit konkreten Sachverhalten zu beschäftigen. Jede Vertretergruppe hat ein Vetorecht und kann damit eingebrachte Anträge ablehnen. Zwischen Antragstellung und Beschlussfassung für einen neuen Leitsatz vergehen im Durchschnitt 2 1/2 Jahre.
Die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband begrüßen die Reform der Deutschen Lebensmittelbuchkommission.
Sie fordern im Rahmen dieser Reform folgende Punkte:
- Die Deutsche Lebensmittelbuchkommission muss die Möglichkeit erhalten aussagekräftige Verbraucherbefragungen durchzuführen bzw. in Auftrag zu geben und diese Informationen in den Leitsätzen zu berücksichtigen.
- Die paritätische Zusammensetzung der Deutschen Lebensmittelbuchkommission muss beibehalten werden, um alle Interessengruppen ausreichend zu beteiligen.
- Mehr Transparenz über die Arbeit der Deutschen Lebensmittelbuchkommission zu schaffen.
- Die Bearbeitungszeit zwischen Antragstellung und Beschlussfassung muss deutlich verkürzt werden, um aktuell auf neue Produkte reagieren zu können.