Kritik an DGE-Empfehlungen zu Milch und pflanzlichen Alternativen
Erweckt falschen Eindruck: Landfrauen im BBV kritisieren neues Positionspapier
Zwar betont die DGE die Bedeutung von Kuhmilch als wertvolle Nährstoffquelle für z. B. Calcium, Jod, Vitamin B2 und B12. Zugleich sieht das Papier jedoch pflanzliche Alternativen verstärkt im Fokus, vor allem im Hinblick auf Umweltaspekte. „Dies kann den falschen Eindruck erwecken, dass Kuhmilchprodukte problemlos durch pflanzliche Alternativen ersetzt werden können“, kritisiert Christine Reitelshöfer, Vorsitzende des Landfachausschusses für Ernährung und Verbraucherfragen im BBV. „Eine sehr bedenkliche Vereinfachung, insbesondere für vulnerable Gruppen wie Kinder und ältere Menschen, die auf eine nährstoffreiche Ernährung angewiesen sind.“
Nachhaltigkeit braucht Regionalität
Die pauschale Aussage, dass pflanzliche Alternativen wie Soja- oder Mandeldrinks ökologisch vorteilhafter seien, wird von den Landfrauen ebenfalls sehr kritisch gesehen. Entsprechende Produkte basieren oft auf importierten Rohstoffen, deren Anbau zu erheblichen Umweltproblemen wie Entwaldung und hohem Wasserverbrauch in den Erzeugerländern führen kann. "Regionale Milch ist ein äußerst nachhaltiges Produkt, denn unsere Grünlandflächen binden CO₂ und tragen aktiv zum Klimaschutz bei. Zudem stärkt die lokale Erzeugung unsere Wirtschaft und reduziert lange Transportwege, was die Umwelt zusätzlich schont." so Christine Singer, Landesbäuerin BBV.
Bedeutung von Grünland unterschätzt
Ein weiterer wichtiger Punkt, der im Papier zu kurz kommt, ist die Bedeutung der Grünlandnutzung durch tierhaltende Betriebe. Nur durch diese Tiere kann Grünland für die menschliche Ernährung nutzbar gemacht werden. Gerade im Bundesland Bayern, in dem rund 1/3 der landwirtschaftlichen Nutzfläche Grünland entspricht, spielt die nachhaltige Bewirtschaftung von Grünlandflächen eine zentrale Rolle für die Artenvielfalt und das Landschaftsbild. Im Voralpen- und Alpengebiet ist der Tourismus eng mit der Tierhaltung und Grünlandbewirtschaftung verknüpft. Ohne die Arbeit der Milchviehbetriebe würde die typische, teils auch unter Naturschutz stehende Kulturlandschaft, die Besucher in diese Regionen zieht, zunehmend verschwinden.
Auswirkungen auf ländlichen Raum berücksichtigen
Zudem betonen die Landfrauen, dass viele bayerische Milchviehbetriebe bereits erhebliche Anstrengungen für eine nachhaltige Landwirtschaft unternehmen. Eine zunehmende Verlagerung hin zu pflanzlichen Alternativen könnte jedoch die Existenz vieler Betriebe gefährden und langfristig den ländlichen Raum schwächen. Sie appellieren daher an die Politik, bei solchen Empfehlungen auch die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Auswirkungen, auf die Landwirtschaft und die ländlichen Regionen zu berücksichtigen.