Position: Vielfalt statt Einseitigkeit
Landfrauen verabschieden Position zu veganer Ernährung
Der Landesvorstand der Landfrauen hat bei seiner Sitzung am 11.05.2016 folgende Position verabschiedet:
Die Landfrauen begrüßen, dass sich Verbraucher zunehmend für eine gesunderhaltende Ernährung und für die Herkunft ihrer Lebensmittel interessieren. Dass sich immer mehr Menschen für eine vegane Ernährung entscheiden, können die Landfrauen nicht nachvollziehen – zumal die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) in ihrer aktuellen Position „Vegane Ernährung“ betont, dass eine aus¬reichende Versorgung mit einigen Nährstoffen bei einer veganen Ernährung nicht oder nur schwer möglich ist. Doch ist die Wahlfreiheit beim Essen für die Landfrauen ein hohes Gut. Jeder mündige Verbraucher soll selbst entscheiden, welche Lebensmittel bei ihm auf den Tisch kommen.
Zu einer ausgewogenen und vollwertigen Ernährung zählen laut DGE e.V. Getreideprodukte, Obst und Gemüse genauso wie Fleisch, Milchprodukte, Fisch und Eier. Die Vielfalt in der Ernährung ist wichtig, da jede Lebensmittelgruppe bestimmte Nährstoffe enthält, die der Körper für die Leistungsfähigkeit und Gesunderhaltung braucht. Bei einer abwechslungsreichen Kost mit einer bunten Mischung aus pflanzlichen und tierischen Produkten ist bei gesunden Menschen von einer ausreichenden Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen auszugehen. Besonders bei Kindern ist eine ausgewogene und bedarfsgerechte Ernährung ausschlaggebend für die Entwicklung, Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Der Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten wird vom Forschungsinstitut für Kinderernährung ab der Einführung der Beikost empfohlen.
Veganer lehnen alle tierischen Produkte wie Fleisch, Fisch, Milch, Eier und daraus hergestellte Produkte kategorisch ab. Der Verzicht auf tierische Lebensmittel birgt das Risiko für Nährstoffdefizite und damit für Gesundheitsstörungen. Eine vegane Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie im gesamten Kindes- und Jugendalter wird daher von der DGE e.V. nicht empfohlen. Bei dieser Ernährungsform fehlen Nährstoffe, die vorwiegend in tierischen Lebensmitteln enthalten sind wie die Vitamine B2, B12 und D sowie die Mineralstoffe Calcium, Eisen, Jod, Zink und Selen. Außerdem zählt die DGE e.V. Protein bzw. unentbehrliche Aminosäuren und langkettige Omega-3-Fettsäuren zu den potenziell kritischen Nährstoffen einer veganen Ernährung. In ihrem aktuellen Positionspapier rät die DGE e.V. Veganern dauerhaft ein Vitamin-B12 -Präparat aufzunehmen, mit den kritischen Nährstoffen angereicherte Lebensmittel auszuwählen und gegebenenfalls zu weiteren Nahrungsergänzungsmitteln zu greifen.
Der Handel bietet ein reiches Sortiment veganer und vegetarischer Fertig- und Ersatzprodukte an. Oft sind dies stark verarbeitete, zucker-, fett- oder salzreiche sowie mit Vitaminen, Mineralstoffen und weiteren Zusatzstoffen versehene Produkte. Laut DGE e.V. ist ihr ernährungsphysiologischer Wert zum Teil ungünstig. Für die Landfrauen sind landwirtschaftliche Produkte tierischen Ursprungs verarbeiteten veganen Produkten wie Veggiewurst oder Käseimitaten vorzuziehen. Eine Ernährung nach den Regeln der DGE e.V. mit einer bunten Mischung aus pflanzlichen und tierischen Produkten benötigt keine Zusätze von Vitaminen, Mineralstoffen, Fettsäuren oder Proteinen, da diese ganz natürlich in unseren hochwertigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen vorkommen. Die Tierhaltung und die Gewinnung tierischer Produkte sind aus Sicht der Landfrauen Teil der Kreislaufwirtschaft, die sich durch das Ineinandergreifen von Pflanzenbau und Tierhaltung schließt. So enthalten Gülle und Mist aus der Tierhaltung viele wichtige Pflanzennährstoffe und ersetzen Mineraldünger auf dem Acker und auf dem Grünland. Gras, andere Futterpflanzen und Nebenprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung sind nicht unmittelbar für die menschliche Ernährung nutzbar. Über die Verfütterung an Tiere und die Nutzung von tierischen Erzeugnissen werden Energie und Nährstoffe für die Ernährung des Menschen erschlossen. Pflanzliche und tierische Produkte ergänzen sich in der landwirtschaftlichen Erzeugung und auf dem Speiseplan.
Vegane und vegetarische Produkte werden vermehrt mit traditionell tierischen Bezeichnungen und dem Zusatz „vegan“ oder „vegetarisch“ angeboten. Das Landgericht Trier hat in seiner Entscheidung vom 24. März 2016 klargestellt, dass bei der Verwendung der Bezeichnung „Käse“ ein aus Milch hergestellter Bestandteil enthalten sein muss. Für Fleisch- und Wurstprodukte fehlt bisher ein vergleichbarer Bezeichnungsschutz. Die Landfrauen unterstützen das Bemühen des Deutschen Bauernverbandes um eine eindeutige Kennzeichnung, die ausschließen muss, dass bei vegetarischen und veganen Produkten Bezeichnungen wie Schinken oder Schnitzel verwendet werden, die mit tierischen Erzeugnissen in Verbindung gebracht werden.
Seit Jahren setzen sich die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband für eine praxisorientierte Ernährungsbildung ein. Informationen zu einer gesunden und qualitätsbewussten Ernährung und praktisches Ausprobieren sind aus Sicht der Landfrauen wichtig für die eigene Entscheidungskompetenz und der richtige Weg zu einer ausgewogenen Ernährung.