Diskussionrunde im Haus der bayerischen Landwirtschaft Herrsching zum Zukunftsprogramm des Bayerischen Bauernverbandes Landwirtschaft 2040
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Die Moderation lag bei BBV-Referentin Charlotte Hörner und Angela Kraus, Leiterin Bildungsmanagement im Haus der bayerischen Landwirtschaft Herrsching. Junglandwirt Peter Schöllhorn vertrat die junge Generation in der Diskussion.

10 Thesen zur Zukunft der bayerischen Landwirtschaft

Gesprächsrunde in Herrsching zur Landwirtschaft 2040

07.07.2021 | Um die Zukunft der Landwirtschaft im Jahr 2040 ging es bei einer Diskussion im Rahmen der „Herrschinger Gespräche“. Der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück wünscht sich, dass sich die junge Generation bei der Debatte engagiert.

In einem Diskussionspapier hat der Bayerische Bauernverband anhand von 10 Thesen ein Bild der bayerischen Landwirtschaft im Jahr 2040 gezeichnet. In den vergangenen Monaten haben auf dieser Basis und mit Blick ins Jahr 2040 Dialog- und Diskussionsveranstaltungen mit Ehrenamtlichen und dem Berufsnachwuchs über Selbstverständnis und Bedeutung der Landwirtschaft für Umwelt, Ernährung, Wirtschaft und Gesellschaft stattgefunden. Diese 10 Thesen zeigen auf, wohin sich die bayerische Landwirtschaft bis zum Jahr 2040 entwickeln könnte.

Landesbäuerin Anneliese Göller und Bauernpräsident Walter Heidl haben darüber vergangene Woche im Rahmen der „Herrschinger Gespräche“ online mit dem ehemaligen Landtagspräsidenten Alois Glück, dem früheren Landwirtschaftsminister Josef Miller und dem Junglandwirt Peter Schöllhorn sowie weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert. Moderiert wurde die Diskussion von BBV-Referentin Charlotte Hörner und Angela Kraus, Leiterin Bildungsmanagement im Haus der bayerischen Landwirtschaft Herrsching.

Für die Gesprächsrunde stand fest: Der Weg in die Zukunft ist mit großen Veränderungen und Anstrengungen verbunden. Für die Branche selbst, aber ebenso für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Nur durch ein Miteinander aller Gruppen und Akteure werden die Herausforderungen der Zukunft zu meistern sein.

 

Zurück in die Mitte der Gesellschaft

„Die Thesen dienen als Grundlage für Diskussionen und Impulse. Der intensive Dialog mit der Gesellschaft kann das Verständnis für die Arbeit in der Landwirtschaft steigern“, sagte Walter Heidl. Er betont, dass gerade in der Vielfalt und der Diversifizierung in der Landwirtschaft die Chancen für Wertschöpfung liegen. Kooperationen innerhalb der Landwirtschaft möchte Heidl weiterdenken: Es geht um Zusammenarbeit zwischen Betrieben, um Wertschöpfungsketten, auch dass wir den Dialog mit der Gesellschaft intensiv pflegen. Ein weiteres Ziel für den Bauernpräsident: „Wir müssen auf Augenhöhe mit urbanen Räumen kommen.“ Heidl verbindet damit eine klare Ansage an die Politik: „Bei der Breitbanderschließung müssten hier endlich die Hausaufgaben gemacht werden, um den ländlichen Raum nicht abzukoppeln.“

Niemand könne die Zukunft vorhersagen, aber über mögliche Szenarien sollte diskutiert werden, sagte Landesbäuerin Anneliese Göller. Ihr ist es ein Anliegen, sich mit der Zukunft der Landwirtschaft zu befassen, sie mitzugestalten und auszurichten. „Ich bin überzeugt, dass die zentrale Bedeutung der Landwirtschaft für unsere Ernährung, den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und eine lebenswerte Zukunft, eine gemeinsame Kraftanstrengung nicht nur rechtfertigt, sie sogar notwendig macht.“ Für die Landesbäuerin ist ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft und in der Branche erforderlich. „Die Landwirtschaft muss wieder selbstbewusst in der Mitte der Gesellschaft verankert werden, sie soll nicht mehr am Rand stehen.“

Thesenpapier baut Brücken

Junglandwirt Peter Schöllhorn sieht in der Nachhaltigkeit einen zentralen Punkt in dem Thesenpapier: „Die Landwirtschaft ist nachhaltiger geworden und wird auch noch nachhaltiger werden. Das Thesenpapier ist richtungsweisend, es baut Brücken. Ich hoffe, dass die Landwirte in diese Richtung gehen werden.“

Auf die Frage von Peter Schöllhorn, wie der Einstieg des Berufsnachwuchses in die Landwirtschaft erleichtert werden kann, wenn Landwirtschaft immer kapitalintensiver wird, wies Bauernpräsident Heidl auf die Starthilfen, der Ausbildungsförderung der jungen Landwirtinnen und Landwirte hin. Ziel sei es, dass junge Landwirtinnen und Landwirte gemeinsam mit ihren Familien, mit neuen Ideen ein Geschäftsfeld entwickeln, das funktioniert.

 

Mutig und sehr wichtig

Der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück bezeichnete die Initiative des BBV als „mutig und sehr wichtig“. Eine Diskussion innerhalb der Landwirtschaft sei notwendig. Glück erwarte, dass sich die junge Generation im BBV bei dieser Debatte engagiert. Er sei überzeugt, dass dies großen Respekt in den gesellschaftlichen Gruppen findet. „Wir sind in einer enormen Umbruchzeit. Jeder Berufsstand muss sich damit auseinandersetzen“, sagte Glück. „Die Thesen sind Impulse für einen gemeinsamen Weg. Wenn Meinungsbildner die Repräsentanten der Landwirtschaft so erleben, dann hat man eine andere Basis für das Gespräch mit Politik und Gesellschaft.“

Der ehemalige Landwirtschaftsminister Josef Miller begrüßte es ebenfalls, dass der Bauernverband in die Offensive geht. In den 10 Thesen seien nicht nur die Anliegen der Landwirte und Landwirtinnen formuliert, sondern auch das Gemeinwohl der Gesellschaft miteingeschlossen. Miller schaue optimistisch in die Zukunft. „Gerade die Landwirte haben das größte Interesse, nachhaltig zu wirtschaften. Sie sind daran interessiert, dass die Dünger in die Pflanzen und nicht ins Grundwasser gelangen. Die Böden sind ihre Produktionsgrundlage. Die Landwirtschaft ist zuständig für die Lebensgrundlagen Nahrung, für die Umwelt, die Natur. Die Landwirtschaft besitzt somit dieselben Interessen, die Herausforderung liegt nur in der Vermittlung ihrer Interessen.“

Mehr Infos zu den 10 Thesen und Diskussionsmöglichkeit dazu gibt’s unter www.landwirtschaft-2040.de