Einsatz in Kenia: Vier Landfrauen aus Bayern berichten
Zwei Welten – ein Beruf
Bei ihrer vierten Reise besuchten die bayerischen Landfrauen erneut die westkenianischen Countys Siaya, Bungoma und Kakamega. Auf dem Programm standen drei Veranstaltungen zum Thema: Wie bereite ich einen Landfrauentag vor? Zweitägige Schulungen zur Milchviehhaltung – Fütterung, Zucht, Dokumentation und Milchhygiene – , sowie eine zweitägige Schulung für Frauen zur verbesserten Ernährung mit lokalen Lebensmitteln.
Lesen Sie hier die persönlichen Eindrücke:
Rita Blümel aus Schierling, Bezirksbäuerin des BBV Oberpfalz
„Mich beeindruckte der Mut dieser Frauen, die gemeinsam ihre Lebensbedingungen verbessern wollen. Ich war überrascht, mit wie viel großen Problemen die Bäuerinnen beschäftigt sind: Aufbau einer besseren Infrastruktur - die Wasserversorgung steht hierbei an oberster Stelle - eine erfolgreiche Viehzucht und eine ertragreiche Landwirtschaft durch eine bessere Bodenbewirtschaftung. Diese Frauen sind für mich richtige Kämpferinnen, die für ihr Land und für die Zukunft ihrer Kinder kämpfen, Frauen die aufstehen und ihre Stimme erheben. Ich bin mir sicher, der von uns vorgestellte Landfrauentag in ihrer Heimat bewegt das Land.
Mich beeindruckt der Stolz auf ihre Landwirtschaft. Ihr Leitspruch: 'wamama wakulima, lisha ulimwengu' – 'Wir sind Bäuerinnen, wir werden die Welt ernähren!' - ist für mich ein Mutspruch von Frauen, die so wenig besitzen und die Hoffnung für die Lebensmittelversorgung in ihrem Land nie aufgeben werden. Ihr Temperament, ihre Herzlichkeit, ihre Offenheit und die Warmherzigkeit zu uns Bäuerinnen aus Bayern und der respektvolle Umgang mit uns, hat mein Leben um ein großes Stück bereichert.“
Susanne Kilian aus Nenzenheim, Junglandwirtin und Agrarmanagement-Studentin
„Ich bin mit sehr viel Dankbarkeit zurückgekehrt für das, was wir in unserem Land hier alles haben – Dankbarkeit für unsere Landwirtschaft und dass wir wirklich stolz sein können, auf das, was wir die letzten Jahre alles geleistet haben.
Die Menschen mit ihrer offenen und freundlichen Art uns gegenüber hat mich sehr beeindruckt, ihre Wissbegierde und Freude über den Austausch und Neugelerntes. Die Bäuerinnen brennen für die Sache und man spürt, dass sie etwas bewegen und ihre Interessen vertreten wollen.
Mir ist auch bewusst geworden, dass Lernen etwas Besonderes, ein Privileg ist. Wissen ist ein zentraler Schlüssel zum Erfolg. Wir konnten etwas von unserem Wissen weitergeben. Der Gedanke, dass wir kleine Veränderungen angestoßen haben und dadurch später vielleicht etwas ganz Großes entsteht, macht mich glücklich. Ich nehme auch Gelassenheit von den Kenianerinnen mit, nicht alles so verbissen zu sehen und einfach mal glücklich über das zu sein, was ich habe und bin.“
Waltraud Ranz, Milchbäuerin aus Schwabsoien
„Wir haben Menschen getroffen, die sehr interessiert sind, von uns etwas zu lernen. Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Gelassenheit dieser Menschen, Schwierigkeiten so hinzunehmen wie sie sind und ganz ruhig das Beste daraus zu machen. Niemand regt sich auf, wenn auf einer viel befahrenen vierspurigen ‚Autobahn‘ eine Herde Kühe in einer Seelenruhe die Fahrbahn kreuzt.“
Maria Hoßmann aus Eußenheim, Bezirksbäuerin in Unterfranken
"Unser Slogan 'Ein Beruf – zwei Welten' ist so passend. In Kenia und bei uns begreifen die Bäuerinnen ihren Beruf als Aufgabe, die Menschen zu ernähren. Wir haben dafür ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Die Frauen sind sehr wissensdurstig und schätzen es sehr, dass wir aus Deutschland zu ihnen kommen. Ihre Lebensfreude und der feste Wille, etwas an ihrer schwierigen Situation zu ändern, haben mich sehr beeindruckt. Die vor einem Jahr gegründete Landfrauengruppe WoFaAK (Women Farmers Association of Kenya) stärkt die Frauen, an ihrem Ziel festzuhalten und gemeinsam etwas für die Bäuerinnen zu erreichen. Deshalb freut es mich, dass wir ihnen für die Vorbereitungen ihrer Landfrauentage Anregungen geben konnten. Bei diesen Veranstaltungen möchten die Bäuerinnen vor allem Themen behandeln, die das Leben und die Arbeit auf ihren Höfen betreffen, zum Beispiel der Zugang zu Wasser, bessere Straßen, Bodenfruchtbarkeit, die Erschließung von Märkten, Wissen über Landbewirtschaftung und Persönlichkeitsbildung.
Die Reise hat mir gezeigt, dass wir unseren Luxus, in dem wir leben, als zu selbstverständlich nehmen. Dabei haben Generationen vor uns hart dafür gekämpft und gearbeitet.“
Seit fast zwei Jahren engagiert sich die Landfrauengruppe des Bayerischen Bauernverbandes in drei Bezirken Westkenias. Es war bereits die vierte Reise von bayerischen Bäuerinnen, um ihre kenianischen Berufskolleginnen in praktischen Fragen der Milchviehhaltung und einer verbesserten Ernährung zu unterstützen – und um sie in der Vertretung ihrer Interessen als Landfrauen zu stärken. Das Projekt wird über die Sonderinitiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) „EINE WELT ohne Hunger“ finanziert und durch die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt.
Weitere Daten und Fakten zum Kenia-Projekt erhalten Sie auf der Webseite www.bbv-liz.de.