Hier liegen die Chancen neuer Ernährungssysteme
Kreisbäuerinnen nehmen aktive Rolle beim Wandel des Agrarsektors ein
Die Ernährungsphysiologin und Expertin für personalisierte Ernährung, Stoffwechsel und Biochemie der Ernährung zeigte in ihrem Vortrag auf, wie bisherige Werteordnungen der Konsumenten allmählich verschwinden, indem die Ansprüche der Verbraucher an Lebensmittel immer vielfältiger werden. „Dies führt zur weiteren Aufteilung der Konsumentinnenschaft mit Folgen für das Angebot und die Lieferketten“, sagt Daniel. „Liberale Gesellschaften definieren heute die ‚moralischen Standards‘ und übernehmen damit die Rolle tradierter Instanzen – jedoch mit geringer Verbindlichkeit.“
Als Beispiel für neue Ansprüche in der Ernährung nannte Daniel den „bestehenden Protein-Hype“. „Er setzt enorme Forschungsanstrengungen in Gang – vielfach begründet mit nachhaltigerer Erzeugung – was aber bisher kaum belegt werden kann“, sagt die Ernährungsexpertin. „Natürlich können pflanzliche Substitute gegenüber tierischen Produkten einen Umweltnutzen generieren. Dieser wird aber häufig in seiner Effektgröße überzogen ausgelobt.“
Für die Arbeit der Landfrauen ist dieser Blick auf aktuelle und zukünftige Entwicklungen des Agrarsektors enorm wichtig. „Für uns Landfrauen sind Ernährungsthemen schon immer zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Regelmäßig setzen wir uns mit Trends und Veränderungen im Ernährungsbereich im Hinblick auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung und die Versorgungssicherheit auseinander. Die sich verändernden Verbraucheransprüche beeinflussen unsere landwirtschaftlichen Betriebe und unsere Angebote in der Ernährungsbildung“, sagt Landesbäuerin Christine Singer. Die Diskussion um moralische Standards, Umweltkosten oder Zulassungshürden beträfen gerade auch die Zukunft der heimischen Landwirtschaft und Ernährungspolitik. „Wir Landfrauen können durch unser Wissen und unsere Innovationskraft eine aktive Rolle im Wandel einnehmen – in Betrieben, Familien und Gesellschaft“, sagt Singer.