Im Zeichen des Herrschinger Grundkurses
Jahrestag im Haus der bayerischen Landwirtschaft Herrsching
Seit nun fast 70 Jahren kommen junge Menschen nach Herrsching, um berufliche und persönliche Ziele zu definieren, den Horizont zu erweitern, vielfältige Netzwerke zu knüpfen und ihre Allgemeinbildung zu vertiefen. Zu Wort kamen Absolventen der Jahrgänge 1967, 1992 und 2017, die eindrucksvoll schilderten, was sie aus ihrer Zeit am Ammersee mitgenommen haben. Sogar zwei Vertreterinnen aus dem Jahrgang 1957 haben es sich nicht nehmen lassen, in gemeinsamen Erinnerungen zu schwelgen. Gunther Strobl, der Leiter des Hauses, hatte Freunde, Förderer und Referenten eingeladen, um Dank zu sagen für die vielfältige Unterstützung und Wertschätzung, die der Bildungsarbeit im vergangenen Jahr entgegengebracht wurde.
„Nachwuchs fördern – Zukunft gestalten!“ Mit diesem Motto stimmte Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, auf interessante Vorträge ein. Gerade in Zeiten, in denen das Vertrauen in die Politik sinke, sei es wichtig, nicht nur wirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Voraussetzungen, um sich in die Gemeinschaft einbringen und sich ein eigenes Urteil bilden zu können, sei eine umfassende Persönlichkeitsbildung. Genau die zeichne den Herrschinger Grundkurs aus. Mittlerweile bilden die ehemaligen Teilnehmer eine große Familie. Profitiert haben sie über die Jahre alle und sie kehren immer wieder gerne nach Herrsching zurück, wie auch Susanne Niklas-Bach bekräftigte. Sie war 1992 die erste Teilnehmerin aus Baden-Württemberg, die sich das Rüstzeug für ihr weiteres Leben in der Fremde holte.
Stellvertretend für den Grundkurs 2017 berichtete Katharina Braumiller, wie wichtig es sei, die Landwirtschaft positiv nach außen zu tragen und z. B. mit der Stachusaktion, die im vergangenen Jahr unter dem Motto „Landwirtschaft – Interessiert‘s dich?“ am Stachus in München stattfand, das offene Gespräch zu suchen.
"Ehrengrundkursler" Hans Müller
Eine ganz besondere Ehre wurde in diesem Jahr Hans Müller, Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes, mit der Ernennung zum Ehrengrundkursler zuteil. Er hob in seiner Dankesrede besonders hervor, welche wichtige Rolle die Bildungsarbeit im Bauernverband spiele - gerade in Zeiten, in denen Veränderungen nicht mehr an Generationenwechsel gebunden, sondern weit kurzlebiger seien und der Zusammenhalt in der Bauernfamilie eine immer größere Bedeutung bekomme.
"Näher ran! Das Vertrauen in die Politik stärken."
Als Festrednerin konnte Professor Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung Tutzing, gewonnen werden. Sie referierte über das Thema „Näher ran! Das Vertrauen in die Politik stärken“. Der Bürger erwarte, dass seine Interessen grundsätzlich angemessen vertreten werden. Vertrauen in die Demokratie sei nach wie vor vorhanden, allerdings verstärke sich das Gefühl des Ausgeschlossenseins aus der Politik. In Zeiten der Europäisierung, Globalisierung und Digitalisierung würden die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung zu wenig berücksichtigt. Außerdem verlören Institutionen wie Kirchen, Gewerkschaften, politische Parteien und Verbände immer mehr an Bedeutung. Gerade sie würden aber für viele Schnittmengen zwischen Politik und Gesellschaft sorgen und Berührungspunkte schaffen. Frau Professor Münch plädierte eindrucksvoll dafür, dass das Vertrauen gerade auf kommunaler Ebene gestärkt werden müsse. Die Politik brauche Partner vor Ort.
Stimmungsvoll umrahmt wurde die Veranstaltung mit Saxophon (Jurek Zimmermann), Klavier (Christian Schumacher) und Bass (Michael Eichele) vom Christian Schuhmacher Trio.
Ehemaligentreffen von 120 Grundkurslern
Der Jahrestag war auch Auftakt des Ehemaligentreffens von 120 Grundkurslern der Jahrgänge 1957, '62, '67, '72, '77, '87, '92 und 2017. Gunther Strobl bedanke sich als Leiter des Hauses für die Unterstützung und Wertschätzung bei allen Freunden und Förderern. Als älteste Teilnehmerinnen begrüßte er Agnes Leis aus Weilheim und Roswitha Strauß aus Brunnthal-Kirchstockach begrüßen. Beide waren 1957 im Grundkurs.
Nach diesem Einstieg konnten sich die Teilnehmer beim Abendessen von der damals wie heute hervorragenden Küche im Haus der bayerischen Landwirtschaft überzeugen. Wie zu bester Zeit saß man anschließend bis tief in die Nacht im Bierstüberl zusammen und hatte sich viel zu erzählen. Am nächsten Tag standen nach einer Morgenandacht mit Pfarrerin Angela Smart die Hausführungen auf dem Programm. Viel hatte sich in den Jahren verändert. Der letzte große Umbau liegt mit dem Großen Saal und der Wiesenterrasse erst drei Jahre zurück. Im Anschluss gab Dr. Bernhard Ernst Einblicke in die Geschichte der Fischerei am Ammersee anlässlich der momentan ausgestellten Zunftlade der Fischereigenossenschaft. Nach dem Mittagessen machten sich die Teilnehmer auf den Weg nach Bernried am Starnberger See und besuchten dort das Hofgut. Für einen besonderen kulturellen Genuss sorgte ein klassisches Konzert des Linos-Ensembles im Großen Saal. Auch am Abend ging der Gesprächsstoff nicht aus. Zu viel war noch zu erzählen, Freundschaften wurden erneuert und es galt Jahrgangübergreifendes über alle Grundkurse hinweg auszutauschen.
Für Interessierte stand dann am nächsten Tag noch ein Besuch in der Agrarhistorischen Bibliothek an, ehe man sich wieder auf den Heimweg machte. Nicht ohne zu bekräftigen, dass man sich freut, Teil der großen Herrschinger Grundkursfamilie zu sein und immer wieder gerne hierher zurückkehrt.