2018-10-12-Weltlandfrauentag-Kenia
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„Wir schicken kein Geld, sondern es ist ein direkter Erfahrungsaustausch“: Gegenseitige Besuche in Kenia und Bayern fördern den länderübergreifenden Austausch.

Landesbäuerin Göller zieht Zwischenbilanz zum Kenia-Projekt

Engagement bayerischer Bäuerinnen zeigt erste Erfolge

12.10.2018 | Im Mai vergangenen Jahres haben die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband ein Entwicklungsprojekt mit kenianischen Bäuerinnen gestartet. Landesbäuerin Anneliese Göller zieht anlässlich des „Internationalen Tags der Frau in ländlichen Gebieten“ eine erste Zwischenbilanz...

„Frauen in ländlichen Gebieten kommt eine zentrale Rolle bei der Förderung der landwirtschaftlichen und ländlichen Entwicklung zu. Deshalb sind Afrikas Frauen der entscheidende Schlüssel zum Erfolg“, so die Landesbäuerin. Seit Mai 2017 führt die BBV-Landfrauen Internationale Zusammenarbeit GmbH (BBV-LIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein Projekt mit Bäuerinnen in Westkenia durch. Ziel ist, die afrikanischen Frauen in ihrem politischen Engagement und ihrer wirtschaftlichen Eigenständigkeit zu stärken, vor allem in der Milchviehhaltung und im Süßkartoffelanbau. Dazu findet zwischen den Landfrauen beider Länder ein intensiver Austausch statt.

Das Projekt zeigt erste Erfolge: Bereits im September 2017 haben die kenianischen Bäuerinnen einen eigenen Landfrauenverband gegründet, die „Women Farmers Association of Kenya“. „Die Gründung einer solchen Vereinigung ist ein großer Schritt für das Land, in dem Bäuerinnen bzw. Frauen nur wenig Rechte haben“, sagt Angelika Eberl, Projektleiterin bei der BBV-LIZ.

Für die erfolgreiche Milchverarbeitung zweier Kooperativen wurden in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim zwei solare Milchkühlanlagen installiert. Der Vorteil: Damit kann die am Abend gemolkene Milch frisch gehalten und am nächsten Tag weiter vermarktet werden.

 

© BBV Landfrauen aus Kenia
Die BBV-Landfrauen unterstützen die kenianischen Bäuerinnen beim Aufbau eines Landfrauenverbandes und ermutigen die Frauen, ihre Interessen selbstbewusst zu vertreten.

 

„Wir schicken kein Geld, sondern es ist ein direkter Erfahrungsaustausch. Es macht sehr viel Freude mit den kenianischen Frauen zusammenzuarbeiten, weil sie der Austausch mit uns und die neuen Ideen motivieren“, sagt Göller. Bei Besuchen in Bayern besichtigten die kenianischen Bäuerinnen landwirtschaftliche Betriebe und bekamen Einblick in die Verbandsarbeit der Landfrauengruppe. Im Gegenzug reisten bayerische Landfrauen nach Westkenia und gaben den Landfrauen dort Tipps für die Aufzucht von Kälbern, um erfolgreich Milch zu erzeugen. Zum Projekt gehört auch, den kenianischen Bäuerinnen grundlegende Kenntnisse für eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu vermitteln. „Mich freut besonders, dass wir den Frauen Perspektiven schaffen können. Sie erhalten Anreize, wie sie wirtschaftlicher arbeiten und damit ihre Produktivität steigern können. Und sie werden ermutigt, Entscheidungen selbstständig zu treffen, zu vertreten und durchzusetzen“, sagt Angelika Eberl, Projektleiterin bei der BBV-LIZ.

 

© BBV Landfrauen in Kenia
Seminare zur Kälberaufzucht tragen dazu bei, dass die kenianischen Bäuerinnen und Bauern erfolgreich Milchwirtschaft betreiben.

 

Noch bis Ende 2019 läuft das Projekt. Angesichts der Landflucht von jungen Menschen in Kenias Städten hofft Landesbäuerin Göller, dass die bayerischen Landfrauen mit ihrem Engagement einen Beitrag dazu leisten können, die Strukturen in den ländlichen Regionen zu verbessern. „Wenn wir die Frauen stärken, stärkt dies nachhaltig auch die Entwicklung von wettbewerbsfähigen, bäuerlich geprägten Familienbetrieben.“ Notwendig dafür seien aber auch politische Veränderungen. „Wir wünschen uns eine Regierung, die die Frauen wertschätzt und sie gleichberechtigt behandelt. Die kenianische Regierung muss sich auch entscheiden, wie sie Landwirtschaft nachhaltig fördern will. Eine Agrarreform, die die Eigenverantwortung der bäuerlichen Familien stärkt, würde helfen, das Leben auf dem Land attraktiv zu machen“, sagt Göller.