Bauernpräsident Walter Heidl eröffnet in Herrsching die Landesversammlung des Bayerischen Bauernverbandes
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Bauernpräsident Walter Heidl auf der Landesversammlung des Bayerischen Bauernverbandes.

„Bäuerliche Betriebe müssen Schritt halten können“

Landesversammlung: Heidl für „Bayerischen Weg“ in der Agrarpolitik

01.12.2017 | Mit einem klaren Bekenntnis zu und deutlichen Forderung an die EU-Agrarpolitik hat Bauernpräsident Walter Heidl die Landesversammlung 2017 des Bayerischen Bauernverbandes eröffnet.

Seit 60 Jahren sorgt die gemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP) für eine sichere Lebensmittelversorgung und mehr als 40 Millionen Arbeitsplätze im ländlichen Raum. „Durch den Brexit gewinnt die gemeinsame Agrarpolitik zusätzlich an Bedeutung. Sie ist ein wichtiger Kitt zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und sorgt flächendeckend für Wirtschaftskraft. Die jetzt bekannt gewordenen Renationalisierungs-Tendenzen von EU-Agrarkommissar Phil Hogan sind ein Irrweg“, sagte Bauernpräsident Walter Heidl am Freitag vor rund 300 Teilnehmern bei der Landesversammlung des Bayerischen Bauernverbandes. „Entscheidend für den Zusammenhalt und fairen Wettbewerb ist der starke gemeinsame Kern der EU-Agrarpolitik, der durch regionale Maßnahmen abgerundet wird.“

Der bayerische Weg in der Agrarpolitik zeige, wie eine passgenaue und differenzierte Förderung der bäuerlichen Familienbetriebe funktionieren kann. „Während Ende der 1960er-Jahre unter Agrarkommissar Mansholdt das Prinzip ‚Wachsen oder Weichen‘ in Brüssel vorgegeben wurde, haben wir in Bayern bewusst einen anderen Weg eingeschlagen. Nur so konnte es gelingen, dass es im Freistaat immer noch über 100.000 Bauernhöfe gibt“, sagte Heidl. „Unser Ziel war und ist es, die Qualität und Vielfalt in der bayerischen Land- und Forstwirtschaft zu sichern – und den Bauernfamilien so eine erfolgreiche Zukunft auf den Höfen zu ermöglichen.“ Dabei darf aus Heidls Sicht die Betriebsform, Hektarzahl oder die Lage eines Bauernhofes nicht die entscheidende Rolle spielen. „Ich sehe es als Verantwortung des Bayerischen Bauernverbands, einen Weg zu beschreiten und aktiv mitzugestalten, auf dem bäuerliche Familienbetriebe in ihrer ganzen Vielfalt Schritt halten können“, sagte Heidl.

Der flächendeckende Erhalt der reizvollen Kulturlandschaft durch die vielen, gesellschaftlich geschätzten Familienbetriebe in Bayern rechtfertigt die Unterstützung der Staatsregierung und zusätzliche Landesmittel. So wurde beispielsweise mit dem „Bayerischen Sonderprogramm Landwirtschaft“ (BaySL) auch kleinen Betrieben die Möglichkeit eröffnet, staatlich gefördert in die Modernisierung ihres Stalles zu investieren, ohne gleichzeitig aus wirtschaftlichen Gründen größer werden zu müssen. „Neben der Spezialisierung und Diversifizierung ist dieser Weg richtig und notwendig. Wir müssen ihn deshalb konsequent und gemeinsam weitergehen“, sagte Heidl und dankte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner für dessen Einsatz. „Gerade bei der Weiterentwicklung der Tierhaltung müssen wir von allen Beteiligten das nötige Augenmaß einfordern. Denn, wer der Anbindehaltung nur eine Galgenfrist einräumt, setzt die Zukunft von jedem zweiten Milchbauern in Bayern aufs Spiel.“

Bei seiner Positionierung macht es sich der Bauernverband trotz des aktuellen gesellschaftlichen Umfelds nicht einfach. „Für mich als Bauernpräsident ist es keine Option den vermeintlich leichtesten Weg einzuschlagen, ohne zu berücksichtigen, wo er für unsere vergleichsweise klein strukturierte Landwirtschaft hinführt“, sagte Heidl. „Die vergangenen Tage haben wieder gezeigt, dass das wegen der emotionalen Debatte rund um die Arbeit auf den Feldern oder im Stall oft schwierig ist. Aber es ist zwingend notwendig“, sagte Heidl. Um Verlässlichkeit und Stabilität zu gewährleisten, seien ausgewogene und sachgerechte Entscheidungen nötig, bei denen Politik und Handel die Existenz der bäuerlichen Betriebe nicht aus dem Blick verlieren dürfen.