Betriebsbesichtigung der Mitglieder der Sozialen Landwirtschaft
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Soziale Landwirtschaft: Ein Konzept mit Zukunft

Staatssekretärin Trautner besucht Bauernhof mit Tagespflegeeinrichtung im Allgäu

21.02.2019 | Der Bayerische Bauernverband und der Verein „Soziale Landwirtschaft Bayern e. V.“ haben Carolina Trautner, Staatssekretärin für Familie, Arbeit und Soziales, vergangene Woche zur Besichtigung eines Bauernhofes mit Sozialer Landwirtschaft eingeladen.

Auf dem Hof von Alois Wohlfahrt in Rettenberg im Allgäu betreibt der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Allgäu eine Tagespflegeeinrichtung. Staatssekretärin Trautner zeigte sich zum Ende des Besuchs überzeugt: „Die Soziale Landwirtschaft ist ein Zukunftskonzept, das Schule machen sollte!“ Einkommensalternativen in der Landwirtschaft gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die Soziale Landwirtschaft bietet eine Möglichkeit der Diversifizierung: Betriebe, die in diesem Bereich tätig sind, erzielen Wertschöpfung in der Landwirtschaft und verbinden diese gleichzeitig mit sozialen Angeboten wie beispielsweise Seniorenbetreuung.

Auf dem Betrieb von Alois Wohlfahrt werden ältere Menschen vom ASB professionell betreut und erleben den Alltag auf dem Betrieb. Davon können beide Seiten profitieren: die Menschen nehmen am gesellschaftlichen Leben teil, was zu einer Verbesserung des Wohlbefindens beiträgt. Und die Anbieter, die Bauernfamilie erzielt durch dieses Angebot zusätzliches Einkommen für ihren landwirtschaftlichen Betrieb.

„Soziales Engagement ist dem Bayerischen Bauernverband schon immer ein großes Anliegen", betont Alfred Enderle, Präsident des BBV Schwaben. „Viele Betriebe haben seit Jahren Kindergruppen und Schulklassen auf dem Bauernhof und sind auch offen für andere Zielgruppen“, ergänzt die schwäbische Bezirksbäuerin Christiane Ade. In der Seniorenbetreuung, wie auf dem Betrieb von Alois Wohlfahrt, sieht Ade eine Zukunftsbranche.

 

Betriebsbesichtigung vor Ort

Bei der Betriebsführung erläutert Alois Wohlfahrt, dass er 1990 den Betrieb von seinem Vater übernommen hat und sich in den Folgejahren bewusst für den Weg der Diversifizierung entschieden hat. Nach Umbau des früheren Stalls erfolgte 2015 die Eröffnung der Tagespflege. Die Räumlichkeiten sind an den Arbeiter-Samariter-Bund Allgäu vermietet, der darin eine Tagespflegeeinrichtung betreibt.

David Lässig und Uwe Kuchinke vom ASB führten durch die Räumlichkeiten und erläuterten den Tagesablauf. 14 Gäste, die aus einem Umkreis von 50 km kommen, werden derzeit in der ASB-Tagespflege Birkenmoos betreut. Aber die Nachfrage ist viel größer. Derzeit gibt es eine Warteliste. „Für so ein Projekt braucht es die Offenheit der Bauernfamilie und des Trägers und gegenseitiges Vertrauen“, sagt Uwe Kuchinke. „Die gegenseitige Rücksichtnahme ist wichtig“, sagt Alois Wohlfahrt. Er empfindet aber auf seinem Hof keine Einschränkungen durch die Tagespflegeeinrichtung.

Michaela Weiß, erste Vorsitzende des Vereins „Soziale Landwirtschaft Bayern e. V.“ weist auf die Anliegen und positiven Aspekte dieses sozialen Angebots auf Bauernhöfen hin. Dennoch seien noch einige Herausforderungen und Hürden vor allem im Bereich der Kostenerstattung zu nehmen. Wolfgang Scholz, stellvertretender Vorsitzender des Vereins ergänzte: „Auch für den Landwirt muss sich die Zusammenarbeit rechnen.“