In Zeiten des Wandels nehmen Landfrauen aktive Rolle ein
Kreisbäuerinnen haben bei ihrer Arbeitstagung Zukunftsthemen fest im Blick
Für die Arbeit der Landfrauen ist der Blick auf aktuelle und zukünftige Entwicklungen des Agrarsektors enorm wichtig. „Ernährungsthemen sind schon immer zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Regelmäßig setzen wir uns mit Trends und Veränderungen im Ernährungsbereich im Hinblick auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung und die Versorgungssicherheit auseinander. Die sich verändernden Verbraucheransprüche beeinflussen unsere landwirtschaftlichen Betriebe und unsere Angebote in der Ernährungsbildung“, sagte Landesbäuerin Christine Singer.
Bei der Tagung informierte die international anerkannte Ernährungswissenschaftlerin Prof. Hannelore Daniel von der TU München über „Ernährungssysteme mit Zukunft“. Ihre Analyse: So schnell und so radikal wie selten zuvor verändert sich der Agrar-, Lebensmittel- und Ernährungssektor auf allen Ebenen. Und das hat direkte Folgen für landwirtschaftliche Betriebe und Wertschöpfungsketten. „Durch tiefgreifende Veränderungen entstehen einerseits neue Märkte und Chancen. Doch der im Moment stattfindende Wandel trägt auch zum Niedergang etablierter Branchen bei. Dennoch bleibt der Sektor krisenfest“, sagte die Ernährungswissenschaftlerin.
Für die Landfrauen zeigt die Diskussion um moralische Standards, Umweltkosten oder Zulassungshürden, dass dadurch besonders auch die Zukunft der heimischen Landwirtschaft und Ernährungspolitik betroffen sei. „Wir Landfrauen können durch unser Wissen und unsere Innovationskraft eine aktive Rolle im Wandel einnehmen – in Betrieben, Familien und Gesellschaft“, sagt Singer.
Landfrauenthemen auf europäischer Ebene
In ihrem Bericht gab Christine Singer Einblick in ihre aktuelle Arbeit als Europa-Abgeordnete: „Es ist enorm wichtig, dass Landwirtschaft und Politik im Dialog bleiben – und dazu leiste ich meinen Beitrag im EU-Parlament.“ Zum Beispiel beim Thema Mercosur: „Handelsabkommen sind wichtig für uns in Europa. – aktuell auch mit Blick auf die US-amerikanische Regierung. Aber wir dürfen nicht die europäischen Standards auf dem Verhandlungstisch von Freihandelsabkommen verkaufen“, warnt Singer.
Im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung ist Christine Singer Beauftragte für „Gender Equality“. Dabei geht um Chancengerechtigkeit unabhängig vom Geschlecht. „Ein Thema, das gerade auch mit Blick auf unsere Unternehmerinnen, NextGeneration und alle Frauen in der Landwirtschaft wichtig ist. Im Rahmen dieser Aufgabe setze ich mich für den gerechten Zugang für Frauen zu Flächen, Kapital und für eine angemessene soziale Absicherung ein“, sagt Singer.
Auch das Thema Schulverpflegung, ein Herzensanliegen der Landfrauen, spielt auf europäischer Ebene eine Rolle. Singer setzte sich beim „School Meals Day“ für die heimische Herkunft der Lebensmittel und die Wahlfreiheit bei der Schulverpflegung ein.
Zu aktuellen Themen aus der Agrar- und Verbandspolitik informierten BBV-Vizepräsident Ely Eibisch und der Stellv. Generalsekretär Mattias Borst. Dabei betonten die Kreisbäuerinnen auch ihre Wahlanliegen, die sie mit Blick auf die aktuell laufenden Koalitionsverhandlungen eingebracht haben.

Landfrauen unterstützen
Frauen stellen mit 35 Prozent einen bedeutenden Anteil der Arbeitskräfte in der deutschen Landwirtschaft. Dennoch werden lediglich 11 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe von Frauen geleitet.
Allerdings spiegeln diese Zahlen nicht wieder, dass Frauen in der Landwirtschaft vielfach unternehmerisch tätig sind und die betrieblichen Abläufe und die Entwicklung des Hofes mitgestalten. „Deshalb wollen wir diese Unternehmerinnen stärken. Damit sie sich noch mehr als bisher an den Entscheidungsprozessen auf den Höfen beteiligen und Führungsverantwortung übernehmen. Und ihre Kreativität, Offenheit für neue Ideen, betriebswirtschaftlichen Kenntnisse und ihr Talent für Organisation und Management zum Wohl der Höfe einbringen“, sagt Landesbäuerin Singer.
Deshalb organisieren die BBV-Landfrauen am 30. Oktober den ersten "Tag der Unternehmerin" in Beilngries. Mit Erfolgsgeschichten von Unternehmerinnen, mit stärkenden Workshops zu Unternehmensgründung, Persönlichkeitsbildung und betrieblichen Themen. „Wir Frauen sind aufgefordert, die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft zu sichern und mitzugestalten“, sagt Singer.
Selbstfürsorge für landwirtschaftliche Unternehmerinnen
Um Bäuerinnen in ihrer unternehmerischen Verantwortung zu stärken, ist es wichtig, das Thema Selbstfürsorge in den Blick zu nehmen. Juliane Vees, Vorsitzende der SVLFG-Vertreterversammlung und Regina Eichinger-Schönberger, die für den Bereich Gesundheitsangebote der SVLFG zuständig ist, informierten in ihrem Vortrag über spezielle Angebote für Frauen.
Neue Gesundheitsoffensive
Bei der Kreisbäuerinnentagung fiel auch der Startschuss für die 10. Gesundheitsoffensive „Frausein 2.0 - die Wechseljahre neu denken“. Mit Veranstaltungen in den Kreisverbänden wollen die Landfrauen in den nächsten Monaten ein umfassendes Bewusstsein für die körperlichen und oft auch emotionalen Veränderungen durch die Wechseljahre schaffen und mit Tabus und Vorurteilen aufräumen. „Statt die Wechseljahre als Zeichen des Alterns abzuwerten, wächst das Bewusstsein dafür, dass ältere Frauen wertvolle Erfahrungen und Perspektiven mitbringen. Die Wechseljahre markieren eine neue Lebensphase, in der Frauen auch neue Freiheiten und Möglichkeiten entdecken können. Viele Frauen berichten von einem neuen Selbstbewusstsein, mehr Gelassenheit und einer klareren Prioritätensetzung im Leben“, sagt Landesbäuerin Singer, die gemeinsam mit Dr. Claudia Barthelmes, Fachärztin für Arbeitsmedizin in München, die neue Gesundheitsoffensive der Landfrauen startete. In den kommenden zwei Jahren werden dazu Veranstaltungen im BBV Bildungswerk angeboten.
