Düngeverordnung: Demo gegen weitere Verschärfung
Regionale Ernährungsvielfalt braucht gezielte Düngung
„Bauern brauchen Zukunft – Zukunft braucht Bauern!“ – unter diesem Motto veranstalteten der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband die Kundgebung in Münster. „Keine Nulldiät für mein Gemüse“, „Mit 20 Prozent Unterversorgung ist kein Brotgetreide mehr möglich“ oder „Bald nur noch kräftig gedüngte Erdbeeren und Brokkoli aus dem Ausland?“ stand auf den Schildern, mit denen die Bauern ihre Sorgen über die angekündigten Verschärfungen des Düngerechtes vortrugen.
Insgesamt nahmen etwa 6.000 Bäuerinnen und Bauern aus ganz Deutschland daran teil. Ihre Botschaft Richtung Politik: Die Natur ist Grundlage für die Landwirtschaft und deshalb nehmen die Bauern den Gewässerschutz und die Anforderungen dafür ernst. Allerdings sei es nicht akzeptabel, dass ohne die sicherlich positiven Auswirkungen der Düngeverordnung von 2017 auf das Grundwasser abzuwarten schon wieder fachlich völlig widersinnige Auflagen beschlossen werden sollen, die zudem kontraproduktiv für eine nachhaltige Bewirtschaftung sein werden.
Die Anliegen der Bauern hörten auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser. Die Landwirte wehren sich gegen zusätzliche kostentreibende Auflagen. Die Landwirte wollen ihren Teil der Verantwortung für den Schutz des Grundwassers übernehmen und an Lösungen arbeiten. Dies ist aber nur möglich, wenn man die jeweiligen regionalspezifischen Faktoren wie Boden und Klima in den Fokus nimmt.
Zum Hintergrund
Die EU-Kommission verpflichtet die Bundesregierung dazu, das erst in 2017 in Kraft getretene deutsche Düngerecht auf Basis eines EuGH-Urteils zu verschärfen. Die Folgen für die hiesige Landwirtschaft sind erheblich. Ob Ackerbau oder Tierhaltung, ob konventionell oder ökologisch: Die gesamte Landwirtschaft steht mit der jetzt anstehenden Novelle der Düngeverordnung vor einer riesigen Herausforderung. Auch die regionale Erzeugung von Gemüse, Kartoffeln und Qualitätsgetreide sind gefährdet, wenn etwa – wie vorgesehen – die Bestände nur noch 20 Prozent unterhalb ihres Nährstoffbedarfes versorgt werden dürfen. Jetzt kommt es darauf an, dass die Bundesregierung im Dialog mit der Europäischen Kommission einen gemeinsamen Weg findet, dem berechtigten Schutz des Grundwassers ebenso Rechnung zu tragen wie dem Schutz der bäuerlichen Existenzen.