Gute Wasserqualität, aber schlechte Einstufung
Bayerische Wasserwirtschaft rechnet Grundwasserzustand schlecht
„So wird in Bayern ein Grundwasserkörper bereits dann als sogenanntes rotes Gebiet ausgewiesen, wenn zwanzig Prozent der Gesamtfläche einen schlechten Zustand aufweisen“, sagt Martin Erhardsberger, Umweltreferent des Bayerischen Bauernverbandes. „Andere Bundesländer halten sich an die nach Düngeverordnung ausschlaggebende Grundwasserverordnung und setzen dieses Kriterium ab 33 Prozent der Fläche des Grundwasserkörpers an.“ Durch die Zusammenfassung von Grundwasserkörpern, die sogenannte Gruppierung, werden in bestimmten Fällen zudem unterschiedliche Grundwasserkörper gemeinsam bewertet. So werden einzelne Wasserkörper, die eigentlich in einem guten Zustand wären, durch die Gruppierung plötzlich als „schlecht“ eingestuft.
Verwunderlich ist laut Erhardsberger zudem, dass die bayerischen Wasserversorger auf der einen Seite die Bauern kritisieren, auf der anderen Seite aber nicht bereit sind, die schlechten Messstellen konkret zu benennen und tatsächliche Messwerte offen zu legen. „Dieser Umgang mit Messdaten trägt nicht zur Vertrauensbildung bei und stellt das bisher gute Miteinander bei Kooperationen in Frage“, sagt Erhardsberger.
Im Rahmen der Anfrage des Bayerischen Bauernverbandes haben 71 Wasserversorger die Auskunft zu den, für die Einstufung von Grundwasserkörpern relevanten Messwerten abgelehnt. Von weiteren 24 Wasserversorgern sind der Wasserwirtschaftsverwaltung keine Adressen bekannt. „Es ist äußerst verwunderlich, wenn bei der Bewertung von Grundwasserkörpern Messdaten von Wasserversorgern herangezogen werden, deren Adressen der staatlichen Wasserwirtschaftsverwaltung nicht bekannt sind“, sagt Erhardsberger.
Schluss mit pauschalen Schuldzuweisungen
„Die Bäuerinnen und Bauern sowie der Bayerische Bauernverband als Partner des Bayerischen Wasserpaktes nehmen den Schutz des Grund- und Trinkwassers sehr ernst“, sagt Erhardsberger. „Das zeigen insbesondere die zahlreichen Kooperationen mit Wasserversorgern, durch die die Nitratwerte im Grundwasser erfolgreich gering gehalten werden.“ Gerade in Bayern zeigen die Landwirte auch großes Interesse an den staatlichen Agrarumwelt- und Gewässerschutzmaßnahmen. „Es muss daher endlich Schluss sein, mit den pauschalen Schuldzuweisungen an die Landwirte“, fordert Erhardsberger.
Im Gebiet von jenen Grundwasserkörpern, in denen Grenzwerte tatsächlich überschritten werden, will der Bayerische Bauernverband gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern weiterhin aktiv zur Lösung der Probleme beitragen und entsprechende Maßnahmen unterstützen. Hierfür ist aber ein ehrlicher, offener und fairer Umgang mit Messwerten und Einstufungsverfahren nötig. Unnötige Auflagen für die Landwirte sind auch dem Verbraucher nicht zu vermitteln, da dadurch der Strukturwandel gefördert und Lebensmittelpreise verteuert werden.
Die im letzten Jahr massiv verschärften Regelungen der Düngeverordnung (Einschränkungen bei der Düngemenge, Ausweitung von Sperrfristen, Vorgaben zur Einarbeitung von Dünger, etc.) werden seit einigen Monaten umgesetzt. Die Effekte im Grundwasser werden erst allmählich messbar sein. „Zur fundierten Ermittlung der Grundwassersituation ist ein aussagekräftiges Messnetz nötig. Zusätzlich müssen die Messnetze endlich europaweit einheitlich und damit auch vergleichbar sein“, sagt Erhardsberger. „Wer wie die Deutsche Umwelthilfe die deutschen Werte zur Grundwassersituation denen aus Ländern wie Malta gegenüberstellt, vergleicht Äpfel mit Birnen.“