Neue Studie über den Einfluss des Wetters auf das Insektensterben
Witterung als Hauptursache für starken Rückgang der Insektenbiomasse
Die damalige, harte Kritik des Bauernverbands mit Sachargumenten zur zweifelhaften Untersuchungsmethodik und vor allem zur pauschalen Verunglimpfung der Landbewirtschaftung hatte es gegen die veröffentlichte Meinung schwer. Nun belegt eine neue Studie von Würzburger Wissenschaftlern, dass das Wetter wesentlich mit dem Vorkommen von Insekten zusammenwirkt.
- Die Würzburger Forscher analysierten die Ergebnisse der Krefeld-Studie neu und verwendeten dabei aufbereitete Witterungsdaten. Laut der Erkenntnisse dieser Wissenschaftler konnten sie so den verzeichneten Rückgang an Insektenbiomasse fast vollständig erklären.
- Im Untersuchungszeitraum der Krefeld-Studie traten zunehmend häufiger Witterungsbedingungen auf, welche für den Lebenszyklus der Insekten ungünstig waren. Diese Wetteranomalien werden im Zuge des Klimawandels häufiger.
- Die neu veröffentlichte Studie erntet mitunter auch Kritik aus den Reihen von anderen Wissenschaftlern, vor allem denjenigen, die auf Basis der Krefeldstudie die Landwirtschaft pauschal als Hauptursache für den Verlust von Insekten ansehen. Sie warnen, dass andere Ursachen des Insektenrückgangs nicht ausgeklammert werden dürfen.
In der neuen Studie befassen sich die Forscher um Professor Müller (Universität Würzburg) mit dem Einfluss der Witterung auf die Insektenbiomasse. Hierfür wurden die Ergebnisse der bekannten ‚Krefelder-Studie‘ in Zusammenhang mit neu aufbereiteten Witterungsdaten dieses Zeitraumes gebracht. Daraus lässt sich laut der Autoren der neuen Studie erkennen, dass sich Veränderungen in der Insektenbiomasse (nicht Artenvielfalt) zu einem großen Teil aus den Witterungsbedingungen erklären lassen. Die neue Studie wurde vor Kurzem in der äußerst renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.
Da die Forschenden durch die sehr hohe Insektenbiomasse im Jahr 2022 überrascht waren, analysierten sie die Daten der ‚Krefelder-Studie‘ rückbetrachtend und unter dem Witterungsaspekt neu. Dafür wurden neu aufbereitete, komplexe Witterungsdaten des Versuchszeitraums untersucht und in Zusammenhang mit dem beobachteten Insektenschwund gebracht. Diese Witterungsgegebenheiten erklärten laut der Würzburger Forscher die Veränderung in der Insektenbiomasse fast vollständig. Es konnte gezeigt werden, dass zwischen 1989 und 2016 zunehmend häufiger für Insekten ungünstige Witterungsbedingungen auftraten und die Biomasse deshalb stark zurückging.
Die Autoren betonen, dass das Insektensterben deshalb jedoch nicht widerlegt sei. Viel-mehr sei der Klimawandel in seiner Wirkung auf die Insekten bislang unterschätzt worden, da er die Häufigkeit der für Insekten ungünstigen Witterungsbedingungen erhöht. In der Studie wird angemerkt, dass für den Insektenschutz sowohl Klimawandel als auch Biodiversitätsmaßnahmen auf Landschaftsebene wichtig sind. Insbesondere kleine Populationen und bedrohte Arten seien bei schlechtem Wetter besonders anfällig und müssten deshalb unterstützt werden.
Die Resonanz unter Wissenschaftlern ist unterschiedlich. Während manche Forscher durch eigene Ergebnisse die Erkenntnisse der neuen Studie stützen können und von der Methodik beeindruckt sind, äußern andere Kritik wie zum Beispiel: Dass das Wetter einen Einfluss auf die Insekten habe sei bereits bekannt, vielmehr dürften aber die anderen Faktoren nicht ausgeklammert werden.