Diskussionsrunde zum bayerischen Weg in der Agrarpolitik
© StMELF
"Der bayerische Weg in der Agrarpolitik muss immer weiter gedacht und neu gebahnt werden", so BBV-Vizepräsident Günther Felßner (rechts)

Ausgewogenheit und Augenmaß nötig

BBV-Vizepräsident Felßner über Zukunft des bayerischen Wegs in der Agrarpolitik

07.11.2017 | Um die Vielfalt der Landwirtschaft zwischen Aschaffenburg und Zugspitze zu erhalten, wurde 1969 der „bayerische Weg in der Agrarpolitik“ eingeschlagen. Doch die Herausforderungen für die Höfe verändern sich und werden komplexer...

„Der bayerische Weg muss immer weiter gedacht und neu gebahnt werden“, fordert BBV-Vizepräsident Günther Felßner. Die Landwirtschaft ist das Rückgrat des ländlichen Bayerns. Gleichzeitig wirtschaften die bayerischen Bäuerinnen und Bauern im bundesweiten Vergleich in den kleinsten Strukturen.
 
Um diese Vielfalt zu erhalten, wurde bereits Ende der 1960er-Jahre der „bayerische Weg“ in der Agrarpolitik eingeschlagen. „Unsere Familienbetriebe stehen für hohe Qualität, kurze Wege und nachhaltiges Wirtschaften“, sagte BBV-Vizepräsident Günther Felßner am 6. November beim Symposium „Der bayerische Weg in der Agrarpolitik“ im bayerischen Landwirtschaftsministerium. „Doch die Herausforderungen an die landwirtschaftlichen Betriebe verändern sich und werden auch immer komplexer. Der bayerische Weg in der Agrarpolitik muss deshalb immer weiter gedacht und neu gebahnt werden.“

Entscheidend ist aus Felßners Sicht, dass sich die bayerische Landwirtschaft stets weiterentwickelt hat. Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben für die Tiere bereits erhebliche Verbesserungen mit sich gebracht. Durch neue Produktionsmethoden erfüllen die Landwirte in Bayern die weltweit höchsten Standards – auch und gerade in Sachen Natur- und Umweltschutz. „Wo andere viel reden, zum Beispiel von einer Agrarwende, sind wir es, die Veränderungen aktiv gestalten“, sagte Felßner. So hat sich in Bayern jeder zweite Landwirt – freiwillig und über das hohe gesetzlich vorgeschriebene Niveau hinaus – vertraglich zu besonderen Leistungen für den Umwelt- und Naturschutz verpflichtet. Jeder dritte Hektar wird in Bayern so gemäß der Agrarumweltmaßnahmen (KULAP und VNP) bewirtschaftet.

„Um den Spagat zwischen Ressourceneffizienz, betrieblichen Gegebenheiten und gesellschaftlichen Erwartungen hinzubekommen, ist es aber wichtig, dass Veränderungen sinnvoll und machbar sind“, sagte Felßner. Neben der Politik misst Felßner dabei auch den Verbrauchern eine wichtige Rolle zu. „Die hohe Qualität von bayerischen Bauernhöfen muss sich auch in den Erzeugerpreisen widerspiegeln. Doch allen Lippenbekenntnissen zum Trotz schauen die meisten Verbraucher halt doch meist nur auf den Preis.“

Gleichzeitig haben die vier größten Lebensmittelhändler inzwischen 85 Prozent des Marktes in der Hand und nutzen diese Marktmacht auch gnadenlos aus, um Preise oder Produktionsbedingungen zu diktieren: „Wir Bauern drohen in der Situation unter die Räder zu kommen, denn unsere Position in der Wertschöpfungskette ist vorsichtig gesprochen verbesserungsbedürftig“, sagte Felßner. Der enorme Preisdruck auf der einen Seite und immer höhere Anforderungen in der Tierhaltung, das passe nicht zusammen.

„Mittel- bis langfristig bringt das weder den Tieren, noch den Verbrauchern etwas. Denn unter solchen Vorzeichen wird die Produktion am Ende in andere Region abwandern – und zwar dorthin, wo die Auflagen und die Kosten möglichst niedrig sind“, so Felßner. „Damit der bayerische Weg in der Agrarpolitik erfolgreich sein kann, ist Ausgewogenheit und Augenmaß nötig. Und zwar von Politik und Marktpartnern gleichermaßen.“

Weitere Informationen zum bayerischen Weg in der Agrarpolitik finden Sie auf der Webseite des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.