Wolf ist zurück in Bayern
Große Beutegreifer bedrohen Berglandwirtschaft, Weide- und Freilandhaltung
- Der Wolf ist zurück im Alpenraum.
- Weil er aber trotzdem streng geschützt ist und keine natürlichen Feinde hat, kann er sich nahezu ungehindert ausbreiten.
- Betrachten wir die Wolfsdichte je Land stellen wir leider fest, dass Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt deutlich vor Kanada liegen, gefolgt von Niedersachsen. Damit befinden sich 4 Bundesländer in der weltweiten Betrachtung unter den Top 5.
- In Europa leben mittlerweile schätzungsweise mehr als 20.000 Wölfe, mit meist wachsenden Populationen und expandierenden Streifgebieten, sowie Rudel mit Welpen in 23 Mitgliedstaaten.
- In Deutschland wurden im Monitoringjahr 22/23 184 Rudel, 48 Paare und 22 territoriale Einzeltiere ermittelt. In 169 Rudeln wurde eine Reproduktion mit 640 Welpen ermittelt.
- In Bayern gab es im Monitoringjahr 22/23 7 Territorien und zwar in den Allgäuer Alpen, Altmühltal, Manteler Forst, Pressather Wald, Ruda, Staffelsee-West und im Veldensteiner Forst. In diesen bayerischen Territorien lebten 2 Rudel, 4 Paare und 1 Einzeltier.
- Es ist in Bayern mit einer Erhöhung der Rudelverbünde und mit Reproduktion zu rechnen. Die verpaarten Einzeltiere werden Rudelbegründungen durchführen, die aktuellen Erhebungen zeigen eine Reproduktion von 24 Welpen.
- Laut Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf wurden im Jahr 2020 insgesamt 3959 Nutztiere gerissen.
- Die Nutztierrisse stiegen im Jahr 2022 auf bundesweit 4.366 Stück an.
- Die Präventionszahlungen für Herdenschutz beliefen sich im Jahr 2022 allein in Bayern auf knapp 5. Millionen Euro.
Auch in diesem Sommer befinden sich wieder viele Rinder, Schafe und weitere Weidetiere auf den Alm- und Alpflächen in Bayern. Doch die Rückkehr des Wolfes im Alpenraum bedroht diese Form der Tierhaltung. Die Landwirte der bayerischen Alpen stehen in enger, wenn nicht sogar inniger Beziehung zu ihren Tieren; Wolfsrisse und die drastischen Folgen von Wolfskontakten hinterlassen einen nachhaltigen Schock bei den betroffenen Familien. Ändert sich nichts an der derzeitigen Lage, denken viele ans Aufgeben – mit gravierenden Auswirkungen auf die bayerischen Alpen. Mit dieser Botschaft will die Arbeitsgemeinschaft Bayerische Bergbauern (ARGE Bergbauern) aufrütteln und hat dazu einen emotionalen Dokumentarfilm präsentiert.
Wolf und Weidewirtschaft im Gebirge - eine Dokumentation der ARGE Bergbauern
„Der Wolf stellt eine riesige Gefahr für Weidetiere dar. Ein Nebeneinander von Weidehaltung und Wolfsrudeln ist nicht möglich – da können die Zäune noch so gut bzw. hoch sein! Bei einer Verdopplung der Wolfspopulation alle drei Jahre fordern wir eine Obergrenze an Wölfen und eine Regulationsmöglichkeit des Wolfsbestandes mit einer praktikablen Möglichkeit der Entnahme von Problemwölfen. Der Erhalt einer gesellschaftlich gewollten, tiergerechten Haltungsform und die traditionelle Kulturlandschaft in Bayern stehen auf dem Spiel – und damit letztlich auch der Naturschutz selbst“, sagt BBV-Umweltpräsident Stefan Köhler.
Beim Umgang mit dem Wolf besteht Handlungsbedarf!
Mit Reproduktionsraten von jährlich bis zu 30 Prozent und ohne natürliche Feinde schreitet die Ausbreitung auch in Bayern rasant voran. Aktuelle Sichtungen listet das Bayerische Landesamt für Umwelt auf. Die nutztierhaltenden und grundbesitzvertretenden Verbände in Bayern verlangen ein entschlosseneres Handeln der Regierung im Umgang mit dem Wolf.
Durch die immer häufiger werdenden Nutztierrisse im Berggebiet, wie auch im Flachland Bayerns, sind die bayerischen Weidetierhalter extrem beunruhigt und in größter Sorge. Die Bedrohung durch die sich massiv ausbreitenden Wölfe betrifft alle Formen der Weidetierhaltung und setzt eine Haltungsform in Gefahr, die einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert hat und einen erheblichen Beitrag für den flächenhaften Erhalt unserer vielfältigen Kulturlandschaft leistet. Zudem zählt die Weidewirtschaft zu den natürlichsten und artgerechtesten Tierhaltungsformen. Mit der Rückkehr des Wolfes und seines starken Schutzstatus wird somit die von der Gesellschaft gewünschte Weidehaltung in Frage gestellt.
Einen Überblick über die vom Wolf verursachten Schäden gibt die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf. (Lesen Sie hier die Berichte zu Prävention und Nutztierschäden)
Kernforderungen des Bayerischen Bauernverbandes
- Dringende Umsetzung der jetzt schon möglichen artenschutzrechtlichen Entnahme durch FFH Richtlinie Art. 16 Abs 1 e in das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) §§ 45 und 45a.
- Meldung des „Günstigen Erhaltungszustand“ an die EU.
- Nicht überall ist aufgrund der topografischen Begebenheiten ein Herdenschutzzaun in der bayerischen Kulturlandschaft umsetzbar. --> Kompromiss im Aktionsplan Wolf „Weideschutzkommission“.
- Ausweisung der nicht zumutbar zäunbaren und der nicht zumutbar schützbaren Gebiete muss möglichst großräumig und bayernweit erfolgen, um einen „Flickenteppich“ zu vermeiden. Des Weiteren wären kleine Kulissen an unsere landwirtschaftlichen Betriebe nicht vermittelbar. Ganz Bayern ist mittlerweile aufgrund der Sichtungen als „Wolfsland“ anzusehen, unabhängig von den etablierten Rudelvorkommen.
- Die Verhältnismäßigkeit des Herdenschutzes ist in den Förderbedingungen des Herdenschutzes zu streichen, da das Tierwohl der Weidetiere und der damit verbundene Tierschutz an oberster Stelle stehen muss.
- Die bayerischen Weidetierhalter müssen jetzt kurzfristig durch einen praktikablen und wirtschaftlich vertretbaren Weg bei der Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen unterstützt werden!
- Keine Deckelung --> Materialkosten, Fremdleistungen und die Eigenleistung der Weidetierhalter sind zu 100 Prozent zu fördern.
- 100% Förderung der Pflege- und Instandsetzung.
- Herdenschutzmaßnahmen auf Grundlage des Aktionsplanes Wolf.
- Aufhebung der Raum-Zeit-Kulisse bei Herdenschutzmaßnahmen. Ein pro-aktiver Herdenschutz ist außerhalb der „Förderungskulisse Herdenschutz“ nicht umsetzbar, weil die Kosten durch den Weidetierhalter zu tragen sind!
- Wir sehen den Einsatz von Herdenschutzhunden als nicht praktikabel an --> massive Probleme mit Tourismus (Wandere, insb. mit Hunden).
Wichtige Bedeutung des Alpenraums und seiner Weidewirtschaft
Alpenraum
- Alpenraum = Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum
- Die nachhaltige Landbewirtschaftung der Bergbauernfamilien ist die tragende Säule für den ländlichen Raum in den Alpen
- Die jährliche Beweidung sichert den Erhalt der Almflächen und trägt maßgeblich zur Wahrung der Landwirtschaft im Alpenraum bei.
- Der Sektor Land- und Forstwirtschaft sichert im ländlichen Raum des Alpenraumes mehr als jeden siebten Arbeitsplatz.
- Berglandwirtschaft = „Schützen durch Nützen“: hochwertige regionale Nahrungsmittel, Umwelt-, Naturschutz und Biodiversität und wertvolle Gemeinwohlleistungen für die Gesellschaft.
- Almen und Alpen sind ein komplexes Ökosystem und Wirtschafts-, Schutz-, Erholungs-, Natur- und Lebensraum in einem.
Weidewirtschaft im Alpenraum
- Studie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: jetzige Berglandwirtschaft mit Weiden und Bergwiesen durch ein großflächiges Zuwachsen mit Bäumen als Folge des Klimawandels gefährdet, wenn die übliche Berglandwirtschaft vor allem im Verbund mit Weidehaltung nicht erhalten wird.
- Zahlreiche weitere Studien belegen, das Auflassen der jahrtausendealten Almwirtschaft führt zu einer floristischen Artenverarmung, zu einer Reduktion der Biotopvielfalt und zu einem Attraktivitätsverlust der Landschaft.
- Durch gezielte Förderung der Jungviehaufzucht von Rindern im Rahmen der Almtätigkeit könnte mittelfristig ein angemessener Viehbesatz auf Alm- und Weideflächen gewährleistet bleiben.
Weitere Informationen - zum Beispiel was nach einem Riss zu tun ist - erhalten BBV-Mitglieder nach dem Login.
Videoaktion zum Wolf
Durch Bayern streifen wieder Wölfe. Viele Tierhalterinnen und Tierhalter sind besorgt: Wird die Weidesaison 2021 friedlich ablaufen? Wir haben Landwirtinnen und Landwirte in Bayern um ihre Meinung zum Thema #WeidetiereOderWolf gefragt.