2022-04-12 Kiesabbau Wiesen-Niederau
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Übersicht über das geplante Abbaugebiet

Noch mehr Ausgleichsfläche?

Sind 70 ha nicht genug?

12.04.2022 | Der geplante Kiesabbau stößt bei den Bürgern aus Wiesen und Umgebung sauer auf. Einer der Gründe ist nicht zuletzt der Verbrauch an wertvollem Ackerland.

Die  landwirtschaftlichen  Flächen  rund Wiesen wurden bereits im Rahmen der ICE Neubaustrecke Strecke vor rund 10 Jahren stark in Mitleidenschaft gezogen. Viele Flächen gingen der Landwirtschaft für immer verloren, andere dienen nun als Ausgleichsfläche und sind wenn überhaupt nur sehr extensiv als Grünland nutzbar. Das nächste Projekt steht aber schon wieder vor der Tür. In einem Antrag auf Planfeststellung sollen zwischen Wiesen und Niederau weitere Flächen dem Kiesabbau zum Opfer fallen.

© Planungsbüro 2022-04-12 Kiesabbau Wiesen-Niederau

In einer Informationsversammlung klärte der Bayerische Bauernverband betroffene Anwohner, Landwirte und Eigentümer über den geplanten Abbau des Kieses und der Laufverlängerung des Mains zwischen Wiesen und Niederau auf. Gabriel Lieb, Fachberater der Geschäftsstelle, stellte im Detail  die Planungen der Maßnahme vor. Der Umfang des gesamten Vorhabens liegt bei 72 ha. Aktuell wird in dem Bereich ein Großteil der Fläche als Ackerland genutzt. Nach der Maßnahme bleiben allerdings nur noch knappe 10 ha davon übrig. Ein Verlust von 80 %. Die anschließende Diskussion lieferte wichtige Hinweise über die Betroffenheit der Bevölkerung.

Torsten Gunselmann, Referent beim Bayerischen Bauernverband klärte über den Verfahrensablauf einer Planfeststellung auf. Wichtig sei, dass wirklich jeder - egal ob direkt betroffen oder nicht - seine Einwände bis spätestens zum 11.04.2022 beim Landratsamt schriftlich abzugeben hat. „Wer zu spät dran ist, kann sich später nicht mehr auf seine Einwände berufen“, bekräftigte Gunselmann. Was ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Maßnahme ist, dass eine Enteignung der Flächen nicht möglich stattfinden kann. Dementsprechend steht und fällt das Projekt mit den Eigentümern der Flächen.   

© Planungsbüro 2022-04-12 Kiesabbau Wiesen
Ausschnitt aus der topografischen Karte von 1850

Auf völliges Unverständnis stößt die geplante Anlage der Mainschleifen. Dies hat mehrere Gründe. Historisch betrachtet haben sich noch nie Mainschleifen an der Stelle befunden. Im weiteren Mainverlauf sind zudem solche Strukturen bereits  vorhanden. Durch die Anlage der geplanten Schleifen wird erneut wertvolles Ackerland verbraucht, was gerade in der heutigen Zeit angesichts der Ukrainekrise nicht zeitgemäß ist. Jahrelang wird schon vom Flächenverbrauch berichtet. Getan wird allerding nichts dagegen.

Durch die Mainschleifen wird die Fließgeschwindigkeit des Mains verlangsamt. Viele haben die Befürchtung, dass dies zu einem Wasserrückstau oberhalb der Ortschaft Wiesen führt, was eine stärkere Überflutung und zu einem eheren Hochwasser in Richtung der ICE Neubaustrecke zur Folge hätten. „Das Wasser läuft bergauf zurück in das alte Flussbett Richtung Nedensdorf“ so ein Anwohner. Weiterhin wird durch die Anlage der extensiven und tiefergelegten Wiesenfläche eine häufigere Überflutung der Flächen provoziert.

Die Extensivwiesen dienen als Ausgleich für die Maßnahme. Hier stellt sich besonders die Frage, ob der Umfang der Ausgleichsfläche von insgesamt 60 ha überhaupt notwendig ist. Im Norden von Wiesen, keine 300 m entfernt befinden sich bereits 70 ha Extensivwiesen. Dort wurde der Mutterboden im Zuge des ICE Baus abgeschoben und mit einer Wiesenmischung eingesät. Wie eine weitere Anlage von Extensivflächen in unmittelbarer Nähe die Artenvielfalt verbessern soll, bleibt vielen ein Rätsel.

Außerdem sollte überlegt werden, ob nicht bei der bestehenden ICE-Ausgleichsfläche eventuell eine Mainschleife integriert oder vielleicht sogar der Kiesabbau dorthin verlegt werden kann. Denn dort ist bereits der Mutterboden abgetragen und der Kies liegt ungenutzt oben auf. Dafür könnten die Flächen zwischen Wiesen und Niederau den Landwirten weiterhin zum Anbau von Getreide zur Verfügung gestellt werden. Zudem befürchten die Landwirte, dass die anschließend nutzbaren und angrenzenden Flächen landwirtschaftlich unattraktiv werden. Z. B. wird durch die kleinen Maininseln, die die Fließgeschwindigkeit bremsen sollen, eine massive Gänseplage produziert, weil kein Räuber auf die Inseln kommt. Gänse verursachen massive Schäden an den Kulturen wie schon bei anderen Projekten am Main beobachtbar ist.

Angemerkt wurde zudem, dass die Ausnutzung des vorhandenen Kieses nicht effektiv verfolgt wird. Es soll nicht mal die Hälfte der vorhanden Abbaufläche zur Kiesausbeute verwendet werden. „Wenn die Kiesfläche schon ausgebeutet wird, dann muss der Kies auch komplett raus!“ war die Forderung der Landwirte.

Der Wunsch der Bevölkerung wäre, die Wiederverfüllung des Abbaugebiets und die Wiederherstellung der Landfläche, um das Landschaftsbild so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.

Wer für seine Anmerkungen Hilfe benötigt, kann sich telefonisch an die Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbandes in Bad Staffelstein wenden unter: 09573/3108090 .

© BBV Lieb 2022-04-12 Kiesabbau Wiesen
Übersicht über die Gesamtmaßnahme