Die rinderhaltenden Betriebe stehen bundesweit vor großen Herausforderungen und Neuerungen
Thema bei der Regionalversammlung in Neukirchen
Den ersten Teil der Veranstaltung übernahm Corinna Bauer, eine Referentin für Tiergesundheit und Nachhaltigkeit in der Nutztierhaltung des Generalsekretariates des BBV in München. Sie zeigte zunächst die aktuelle Marktsituation anhand der Schlachtviehpreise der Rinder sowie der Preise für Nutzkälber in Bayern auf. Daraufhin veranschaulichte sie die derzeitige Situation der Blauzungenkrankheit anhand des Verlaufs und der Ausbreitung dieser Viruskrankheit. In Deutschland liege die Zahl der Fälle momentan bei 15 Betrieben, in welchen ein Ausbruch zu verzeichnen sei, so Corinna Bauer. Aktuell erwarte man nur eine schwache Ausbreitung, was durch die kalten Temperaturen begründet werden kann. Allerdings gelten Gnitzen als Überträger der Blauzungenkrankheit. Somit blickt man weiterhin besorgt auf das kommende Frühjahr. Als weitere Herausforderung in der Rinderhaltung gilt die EHD-Krankheit. Dieser neuartige Virus aus Frankreich weist eine starke Ähnlichkeit zur Blauzungenkrankheit auf und wird ebenfalls durch Mücken übertragen. Die Schwierigkeit beider Krankheiten ist vor allem darin begründet, dass bislang kein Impfstoff vorhanden ist und betroffene Tiere zum Teil starke klinische Schäden aufweisen. Auch in der Kälberhaltung sind einige Veränderungen zu verzeichnen. Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung verschärft somit ab dem 08.02.2021 mit einer dreijährigen Übergangsfrist bis zum 09.02.2024 die Ausgestaltung des Liegebereichs für Kälber. Als weitere Problemstellung werden Änderungen im Tierarzneimittelgesetz angeführt. Diese zielen auf die Verringerung des Antibiotikaeinsatzes.
Im zweiten Teil der Veranstaltung erläuterte Josef Haslbeck vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Deggendorf-Straubing die Neuerungen der Agrarpolitik. Insbesondere zeigte er die Auflagen zum Erhalt der Flächen in einem guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand auf und erläuterte die Probleme die im ersten Jahr seit der Reform der GAP häufig zu verzeichnen waren. So sind Landwirte und Landwirtinnen angewiesen, Mindestanforderungen zur Begrenzung von Erosion zu erfüllen. Die einzelnen Flächen werden anhand eines Erosionsgefährdungskatasters in Gefährdungsklassen eingeteilt. In Abhängigkeit der jeweiligen Erosionsklasse und gibt es strenge Beschränkungen zum Pflugeinsatz. Dies stellt die Landwirte vor neue Herausforderungen im Hinblick auf ihre Bewirtschaftungsweise. Ferner erklärte Josef Haslbeck die sensiblen Zeiten, in denen eine Mindestbodenbedeckung von 80 % der Ackerflächen sicherzustellen ist. Außerdem werden Landwirte und Landwirtinnen dazu verpflichtet einen Anteil von mindestens 4 % der Ackerfläche des jeweiligen Betriebs aus der Produktion zu nehmen. Josef Haslbeck zeigte anhand praktischer Beispiele mögliche Bewirtschaftungsweisen auf, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Die Vielzahl der Auflagen und Veränderungen sowohl in der Tierhaltung als auch in der Bewirtschaftung von Acker- und Grünland führt unter den Landwirten und Landwirtinnen zu hitzigen Diskussionen und Unmut. Insgesamt kann die Auftaktveranstaltung der Regionalversammlungen als gelungen verzeichnet werden. Die rege und lebhafte Teilnahme verstärkt die Herausforderungen, die an unsere bayerischen Landwirte und Landwirtinnen zunehmend gestellt werden.
Die stellvertretende Kreisbäuerin Brigitte Landstorfer bedankte sich bei den Anwesenden für ihre rege Diskussion und ermutigte die Landwirte und Landwirtinnen. Auch der stellvertretende Kreisobmann Josef Heisinger betont: „Wir Landwirte sitzen alle in einem Boot!“