Ferkelkastration: Jetzt ist Bundestag dringend gefordert
Nach Bundesratsentscheidung: Immer noch kein Durchbruch bei Ferkelkastration
„Das ist sachlich absolut nicht nachzuvollziehen. Der Bundesrat hat nicht nur einen Antrag auf Fristverlängerung abgelehnt, sondern sich gegen den tierschutzgerechten und praktikablen Weg der örtlichen Betäubung bei der Ferkelkastration entschieden“, sagte der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl. „Die Entscheidung ist erneut ein herber Rückschlag für den Tierschutz in Deutschland. Ohne praktikables Verfahren vertreiben wir die Sauenhaltung aus Deutschland. Dies würde das Aus für regionale Schweinefleischerzeugung bedeuten. Während die örtliche Betäubung in anderen EU-Ländern der EU erlaubt ist und erfolgreich eingesetzt wird, bekommt sie in Deutschland keine Chance.“
Der Bayerische Bauernverband fordert nun die Bundestagsabgeordneten auf, sehr schnell einen Gesetzesantrag zur Fristverlängerung auf den Weg zu bringen, der noch rechtzeitig vor dem 1. Januar 2019 beschlossen werden kann. „Es dürfen nicht noch mehr Ferkel aus Dänemark oder den Niederlanden importiert und mehrere hundert Kilometer quer durch Deutschland transportiert werden, nur weil unsere heimische Ferkelerzeugung aus ideologischen Gründen zerstört wurde“, sagt Heidl.
Noch unmittelbar vor der Entscheidung hatte Heidl zusammen mit rund 60 Schweinehaltern aus Bayern, Westfalen und Schleswig-Holstein vor dem Bundesrat auf die Bedeutung der Entscheidung aufmerksam gemacht und sich für die Fristverlängerung stark gemacht. Damit sollte nochmal ein klares, auch für die Öffentlichkeit sichtbares Zeichen gesetzt werden. Gleichzeitig demonstrierten auch Aktivisten von Peta und Tierschutzbund in Berlin.
Am Tag zuvor haben sich Schweinehalter aus ganz Deutschland Veredelungstag in Bayern getroffen. Mit rund 400 Teilnehmern war der DBV-Veredlungstag in Röthenbach a. d. Pegnitz sehr gut besucht. Hier wurde auch sehr deutlich, unter welch enormem Druck die Schweinehaltung steht: Nationale Sonderwege und Alleingänge bei den Haltungsbedingungen, hohe Investitionskosten und Blockaden bei Genehmigungen, ein scharfer innereuropäischer Wettbewerb und die Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest (ASP). DBV-Präsident Joachim Rukwied zeigte sich besorgt: „Die politischen Rahmenbedingungen rauben den schweinehaltenden Betrieben im Moment die Möglichkeit, im europäischen Wettbewerb mithalten zu können. Die Gefahr von Strukturbrüchen ist hoch. Dabei wollen die Verbraucher die regionale Erzeugung mit ihren hohen Tierschutzstandards doch erhalten und fördern!“ Auch DBV-Veredelungspräsident Johannes Röring befürchtet, dass viele Sauenhalter nicht mehr weiter machen könnten: „ASP, Ferkelkastration und neue Haltungsvorgaben haben die Sprengkraft, die Ferkelerzeugung in Deutschland ins Aus zu führen. Dies gilt es, gemeinsam zu verhindern. Wir sind als Branche bereit, uns zu verändern. Aber wir sind nicht bereit, uns abzuschaffen.“ Der bayerische Bauernpräsident und DBV-Vize Walter Heidl mahnte mit Blick auf die Ferkelkastration: „Die Politik darf die Sauenhalter mit dem Dilemma, dass es bis jetzt noch kein in der Fläche praxistaugliches Verfahren gibt, nicht allein lassen!“ Der BBV wird bei diesem Thema deshalb nicht locker lassen.
Um die Herausforderungen und die nötigen politischen Weichenstellungen für eine erfolgreiche Zukunft der Sauenhaltung geht es auch in der aktuellen Erklärung des BBV-Präsidiums.