Bauernhof im Herbst
© BBV

Stabilität und Vielfalt auf bayerischen Höfen

Einsatz für Betriebe mit Nebenerwerb und Einkommenskombination

Über die Hälfte der bayerischen Bauernhöfe werden im Nebenerwerb geführt. Der Bauernverband unterstützt sie mit speziellen Fortbildungsangeboten und setzt sich für passende politische Rahmenbedingungen ein.

Von den rund 110.000 bayerischen Bauernhöfen werden 60 Prozent mit Einkommenskombinationen geführt. Das heißt, dass sie im Nebenerwerb bewirtschaftet werden oder dort  neben der Landwirtschaft auf einen zusätzlichen Betriebszweig gesetzt wird. Damit sind Nebenerwerbslandwirte und Betriebe mit Einkommenskombination eine unverzichtbare Säule der bayerischen Land- und Forstwirtschaft. Sie sind Garant für eine flächendeckende Landwirtschaft im Freistaat und für den Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft.
Die enorme Bedeutung dieser Betriebe wird auch bei der Arbeit und der Struktur des Bayerischen Bauernverbandes deutlich: In jedem Kreis- und Bezirksverband gibt es einen Sprecher für die Nebenerwerbsbetriebe. Die sieben Bezirkssprecher bilden auf Landesebene die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) der Nebenerwerbslandwirte. (Link LFA) Vorsitzender ist der Oberfranke Michael Bienlein. Er vertritt die Nebenerwerbslandwirte mit einem festen Sitz im Präsidium.

Im Landesfachausschuss für Nebenerwerbslandwirtschaft und Diversifizierung sind die Mitglieder der ARGE Nebenerwerb, Vertreter von landwirtschaftlichen Betrieben mit Einkommenskombinationen (wie z. B. Urlaub auf dem Bauernhof oder Direktvermarktung sowie Vertreter der Landfrauen und der Landjugend.
Alfred Enderle, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes in Schwaben, ist Vorsitzender des Fachausschusses Nebenerwerbslandwirtschaft und Diversifizierung. Im Fachausschuss werden sämtliche Belange der Nebenerwerbsbetriebe und der Betriebe mit Einkommenskombinationen behandelt (z. B. Recht, Steuern, Soziales).

Spezielle Fortbildungsangebote

Für Bauernfamilien, die ihren Betrieb im Nebenerwerb führen, ist es eine besondere Herausforderung, die klassische Urproduktion in der Landwirtschaft, Einkommenskombinationen oder Erwerbstätigkeit unter einen Hut zu bekommen. Damit dies gelingt, bietet der Bayerische Bauernverband einmal im Jahr in Herrsching ein bayernweites spezielles Fortbildungsangebot für Nebenerwerbslandwirte an.
Auf dem Programm stehen aktuelle fachliche Informationen aus den Bereichen Steuern und Soziales, Rechtsfragen, Fördermöglichkeiten und grundsätzliche Hilfestellungen zur Betriebsanalyse und -fortentwicklung.
Auch auf Bezirks- und Kreisebene gibt es spezielle Weiterbildungsangebote und Veranstaltungen für Nebenerwerbsbetriebe und Betriebe mit Einkommenskombination.  Nähere Informationen dazu können Sie an Ihrer Geschäftsstelle erhalten oder der Tagespresse entnehmen.

Politischer Einsatz für Vielfalt auf bayerischen Höfen

Eine entscheidende Rolle für die Zukunft der Bauernhöfe im Nebenerwerb und mit Einkommenskombinationen spielt die Europäische Union. Bei den Verhandlungen über die künftige Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik setzt sich der Bauernverband nachdrücklich für die Interessen dieser Betriebe ein. Um die kleineren Agrarstrukturen weiter zu stärken, müssen aus Sicht des Bauernverbandes z. B. der Zuschlag auf die ersten Hektare bei der Betriebsprämie weiter ausgebaut und die Vorgaben der EU beim Greening deutlich flexibilisiert und vereinfacht werden. Auch die Definition des „aktiven Landwirts“ muss dringend angepasst werden. Keinesfalls darf es zum Ausschluss dieser Betriebe von den Direktzahlungen kommen.

Um die landwirtschaftliche Produktionsweise  weiterzuentwickeln und gleichzeitig die kleineren Strukturen und die ganze Vielfalt in der bayerischen Landwirtschaft zu erhalten, sind aus Sicht des Bauernverbandes passende Konzepte nötig. Sie müssen auch für Betriebe im Nebenerwerb und mit Einkommenskombinationen umsetzbar sein.

In der Diskussion um die Weiterentwicklung der Milchviehhaltung konnte zuletzt ein wichtiger Schulterschluss zwischen Baden-Württemberg und Bayern erreicht werden: In einer gemeinsamen Erklärung zur Anbindehaltung erteilen die Ministerien und Bauernverbände aus beiden Bundesländern einem gesetzlichen Verbot oder vom Handel vorgegebenen Fristen eine Absage und schlagen stattdessen eine konsequente Weiterentwicklung von bestehenden Ställen vor.

Bei der Ferkelkastration kämpft der Bauernverband für den „vierten Weg“ mit Lokalanästhesie durch den Landwirt. Damit setzt Heidl gemeinsam mit vielen Verbündeten aus der Branche und der Politik auf einen Weg, der auch für kleinere und mittlere Betriebe gangbar ist.

Wichtige steuerliche Vereinfachungen

In der bayerischen Land- und Forstwirtschaft spielt die Pauschalierung nach § 24 Umsatzsteuergesetz eine große Rolle. Sie ist eine wirksame Steuervereinfachung – gerade für kleinere Betriebe und Strukturen. Doch die EU und der Bundesrechnungshof kritisieren die Regelung immer wieder. Die EU-Kommission hat  zuletzt in einem offiziellen Schreiben zur Pauschalierung den weiten Anwendungsbereich und die Höhe von 10,7 Prozent angegriffen. Die Bundesregierung hat die Regelung voll umfassend verteidigt, doch es droht ein Vertragsverletzungsverfahren der EU. Der Bauernverband setzt sich weiterhin für den Erhalt der Pauschalierung ein.
Bei der Gewinnermittlung nach Durchschnittssätzen gemäß §13a Einkommensteuergesetz muss dringend nachgebessert werden. Pacht- und Schuldzinsen müssen wieder angerechnet werden können. Ansonsten sind viele kleine Betriebe gezwungen, auf wesentlich aufwendigere und kostenintensivere Alternativen umzusteigen.

Sozialrechtliche Belange

Sozialrechtliche Fragestellungen spielen für die Nebenerwerbsbetriebe und Betriebe mit Einkommenskombinationen eine wichtige Rolle. So fordert der Bauernverband deutliche Verbesserungen bei der Rente für Nebenerwerbslandwirte durch z. B. die Anrechnung der Beitragszeiten aus der Alterssicherung. Und wir setzen uns nachdrücklich dafür ein, dass die Anrechnung der Ansprüche aus der landwirtschaftlichen Alterskasse auf die Beamtenpensionen abgeschafft wird. Diese Korrekturen sollen mehr Beitragsgerechtigkeit gewährleisten und die Landwirtschaft im Nebenerwerb weiterhin attraktiv halten.